Und außerdem Seite E?
========================================================================
=================================================
Beachte:
Gesamter Beitrag (Teile 1 bis 9) in Überarbeitung
=================================================
Kann nicht aus dem Bunker sein (2)
Anmerkung 2: Der Spiegel-Artikel im Welt-Link-Spiegel
Wie oben geschrieben, hat der Spiegel-Artikel ein offenbar weltweites
Echo hervorgerufen. Erste Google-Recherchen ließen das sofort vermuten,
von bloßen Hinweisen bis zu ausführlicheren Berichten war sofort alles
vertreten. Anfang Oktober 2007 begann ich, mich dann etwas genauer mit
der Materie zu befassen. Ich stieß nun auch auf sehr frühe Kritik, auf
Identifikationsversuche, insbesondere auf diejenigen, die auf der Grund-
lage des TimesOnline-Berichtes im www.78online.com/forum stattgefunden
hatten (siehe unten), und zudem fand ich auch eine spanische und eine
französische Übersetzung des Artikels (siehe weiter oben). Wer weiß,
was es noch alles gibt. In der folgenden Liste werden interessante Hin-
weise und Links gesammelt. Man beachte auch die Links in den angelink-
ten Seiten. Da eröffnen sich gelegentlich interessante Ausblicke.
Es ist von mir noch nicht genau genug recherchiert worden, doch
etliche Artikel scheint auch die lateinamerikanische "Web-Welt" zu
bieten. Das wäre keine Überraschung, denn daß es, besonders in den süd-
lichen Staaten, ein erstaunlich großes Interesse an der Thematik
"Drittes Reich" gibt (aus sehr unterschiedlichen Gründen, das sei
betont), ist bekannt. Dazu nebenbei: Vor allem aus Argentinien und
Uruquay werden seit langer Zeit auf antiquarischem Weg kontinuierlich
"Klassik"-Schellacks angeboten, die musik- und aufnahmengeschichtlich
immer wieder einen im WEITESTEN Sinn "deutschen Bezug" aufweisen, z.B.
rare Aufnahmen mit Künstlern wie Lotte Lehmann, und hierbei ist oft
Deutschland in der Tat auch das Produktionsland, so z.B. bei Odeon-
oder Parlophon-Aufnahmen. Zweifellos, diese Angebote, deren Reservoirs
ergiebig zu sein scheinen, springen ins Sammlerauge: Die Aufnahmen
bzw. Pressungen sind sehr oft sehr selten, bestechen ebenso häufig
qualitativ (künstlerisch wie zustandsbezogen) durch ein erstaunliches,
ausgesucht hohes Niveau. Man kann sagen, abgeleitet von den den Offer-
ten und Auktionen beiläufig mitgelieferten Einzelheiten ergibt sich
insgesamt der Eindruck, daß derlei Platten wohl weniger aus neueren
Sammlungen herrühren, sondern auf die eine oder andere Weise Uralt-
Privatbeständen angehörten. Bestände, deren einstige Entstehung aller-
dings wohl nicht so sehr in Deutschland als vielmehr im Ausland von-
statten ging, mit "Ausland" ist das europäische gemeint. Entschei-
dend war hierbei offenbar die Möglichkeit des Direktkaufs vor Ort,
begünstigt wohl durch ein gut sortiertes Radio- und Plattenfachge-
schäft, einem Phonohaus oder "Spezialhaus" als Orientierungshilfe an
der Hand. "Spezialhäuser" waren spezielle Phono- und Plattengeschäf-
te, in Deutschland hießen sie z. B. auch "autorisierte Electrola-
Verkaufsstelle", "Odeon-Musikhaus", "Columbia-Musikhaus" und der-
gleichen, ähnliches gab es auch in Frankreich, Italien, Österreich,
Ungarn usw., wohl in ganz Europa. Die Frage ist nun, wie derartige
Sammlungen auf die südliche Globushälfte gelangt sind, mit was
dieser stupende Sachverhalt wohl zusammenhängen mag. Vermutlich mit
dem diffizilen Themenbereich Immigration - Ende einer Flucht. Flucht
zum einen vor nationalsozialistischer Verfolgung (Emigration), aber
zum andern auch: Flucht nationalsozialistischer Kollaborateure und
Täter vor "Schwierigkeiten" und Strafverfolgung.
Beispiel für einen argentinischen Bericht; der Bezug auf den Spie-
gel-Artikel ist angegeben: 08.08.2007 (www.pagina12.com.ar)
Die Beiträge einer Auseinandersetzung zu unterziehen, ist hier nicht
geplant. Das würde zu weit führen. Es muß aber unbedingt angedeutet
sein, daß die Qualität sehr unterschiedlich ist. Es kommt viel dummes
Zeug vor. Auch kuriose Versehen. Auf der Seite www.buzzle.com beispiels-
weise widersprechen sich die über einen Artikel von Pamela Mortimer
gesetzten Titel und Untertitel: Hitler’s Secret Stash Shows Up in Dead
Soldier's Attic / A secret stash of music belonging to Hitler has been
discovered in a former Nazi officer's attic. Glücklicherweise entspricht
der Inhalt des Artikels dem Titel. Der Aufsatz hat am Schluß den Hinweis
"By Buzzle Staff and Agencies / Published: 8/7/2007 [= 7. August 2007]".
Hinweis zur nachfolgenden Aufstellung: Angaben wie "Gegenüber
'Spiegel' neu: 'Beethoven's rousing Ninth Symphony', 'Mendelssohn',
'Offenbach'" beziehen sich auf Aussagen, in der Nikolina Gora-Fund-
sache seien die "Ninth Symphony" oder die jeweils einzeln angeführten
Komponisten vertreten, wobei das allerdings Aussagen sind, für die im
Spiegel-Artikel keine Anhaltspunkte zu finden sind.
06.08.2007
Deutsche Welle (www.dw-world.de)
th ("Article based on news reports"): Hitler's Unearthed Music
Collection Yields Surprising Finds
Direkte Reaktion auf den Spiegel-Artikel (gleicher Tag)
Zum Trichtergrammophon-Foto: Romantisch-nostalgische Verunklarung der
Wirklichkeit,
ebenso (Die Welt, 10.8.2007, Manfred Quiring, Moskau-Korrespon-
dent: Adolf Hitlers Plattensammlung gefunden; der Bericht beruht
offensichtlich auf dem "Spiegel"-Artikel),
ebenso (ORF, Link 1, August 2007, Hitlers Plattensammlung,
Schellack-Scheiben wiederentdeckt),
ebenso (ORF, Link 2, Dezember 2007, Titelgebung wie oben)
(Kommentar siehe "Video zur Nikolina Gora-Fundsache (2), D) Ver-
schiedenes"),
ebenso (www.1tv.ru, 19.10.2007, Info zu einer Video-Dokumentation,
Foto 4, siehe auch unten unter 19.10.2007)
ebenso, doch mehrfach verdreht:
Eine Anspielung
auf das Logo von His Master's Voice
(Doch dessen Hauptdarsteller ist kein Pitbull!)
Quelle: www.utro.ru/articles/2007/08/07/669514.shtml
07.08.2007
Любовь Гитлера не поддавалась регламенту
(Hitlers Liebe paßte sich den Dienstvorschriften nicht an.)
Beachte die Manipulation zum heimlichen Seitenblick.
(Montage nachbearbeitet gegen zahllose JPG-Schlieren)
Nipper
Quelle für die obige verdrehte Anspielung
His Master's Voice / La Voix de son Maître / La Voce del Padrone /
La Voz de su Amo / Die Stimme seines Herrn usw.
(Abbildung: 25-cm-LP, 1952)
Beachte: Vom "originalen" HMV-Logo "Nipper in bunt" existieren
diverse Fassungen (vgl. hier diese mit einer von 1926).
06.08.2007
MailOnline (Daily Mail) (offenbar aus Moskau, "updated": 7.8.2007,
Datierung 6. August nach der ersten Leserzuschrift: "6/8/2007 23:48")
Hitler's lost music collection reveals 'forbidden' Jewish and
Russian composers
Gegenüber "Spiegel" neu: "Beethoven's rousing Ninth Symphony" (Bezug
auf Platten nur eine vage Andeutung), "Mendelssohn", "Offenbach"
Beachte: Auf der Seite eines bekannten englischen Rechtsextremisten
ist offensichtlich - unter dem Logo "Daily Mail / 24 HOURS A DAY" -
die mit "Monday, August 6, 2007" datierte Erstfassung wiedergegeben.
Dieser "Abdruck" enthält keine Fotos, also auch nicht den nur in
einer Bildunterschrift existierenden Hinweis "Beethoven's rousing
Ninth Symphony". Ansonsten entspricht der Wortlaut des Textes, abge-
sehen von einer Umstellung (erster Satz vor dem Titel), demjenigen
der "aktualisierten" Fassung vom 7. August. Die Seite des Rechts-
extremisten ist über www.google.de nicht erreichbar, für Forschungs-
zwecke nehme man z.B. www.google.com, www.google.ru, www.yandex.ru
(Sucheingabe: Titel, Sachstand: 6.9.2009).
06.08.2007
Telegraph.co.uk (The Daily Telegraph)
Petra Krischok, Berlin: Hitler's record collection from his Berlin
bunker
Siehe unten unter 08.08.2007
07.08.2007
International Harald Tribune (The Global Edition of The New York
Times)
Michael Schwirtz (The New York Times), Moskau: Music Found in Moscow
May Be Hitler’s
Der Artikel (Variante 1) ist seit dem 1. April 2009 nicht mehr über
www.iht.com (International Harald Tribune) erreichbar. Er wechselte
ins New York Times-Archiv (Abteilung "World") und erfuhr dabei zwei
Detailänderungen (Artikelvariante 3). Im IHT-Original war als Veröf-
fentlichungsdatierung "Published: August 7, 2007" angegeben, der Text
begann mit "MOSCOW: Hitler's outward hatred...". In der Archivfassung
lauten dagegen die Veröffentlichungsdaten so: "Published: August 8,
2007" / "MOSCOW, Aug. 7"; der Text beginnt nun ohne die einleitende
Ortsangabe unmittelbar mit "Hitler's outward hatred...". Erreicht
wird die archivierte Fassung u.a. über die folgende NYT-Suche (Such-
begriffe: Schwirtz Music Moscow Hitler).
Der Artikel erschien ursprünglich außer im IHT auch in der New York
Times, Abteilung "Europe" (Variante 2): 08.08.2007. Die Veröffent-
lichungsdaten lauten wie bei der Variante 3: "Published: August 8,
2007" / "MOSCOW, Aug. 7". Allerdings ist die Anordnung etwas unter-
schiedlich: "MOSCOW, Aug. 7" steht nicht über, sondern vor dem Text.
Seit spätestens dem 16. Mai 2009 ist die alte International Harald
Tribune-Adresse wieder in Funktion, sie ruft per Weiterleitung eine
Seite aus dem NYT-Archiv auf (Abteilung "Europe"): 07.08.2007 (Vari-
ante 4). Diese enthält die Ortsangabe und Datierung der IHT-Version,
allerdings in einer leicht abgewandelten Form: "Published: Tuesday,
August 7, 2007" // "MOSCOW —" ("MOSCOW —" leitet den Text ein).
Drei Varianten stecken also im NYT-Archiv (der eigentliche Text ist
aber unverändert geblieben ist): Varianten 2 und 4 in der Abteilung
"Europe", Variante 3 in der Abteilung "World". Das International
Harald Tribune-Original hat die New York Times offenbar nicht mehr,
es ist aber auf meiner Festplatte.
Gegenüber dem "Spiegel" keine neuen Werk- oder Komponistennennungen.
07.08.2007
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 8.8.2007, Feuilleton, S. 33
kho, Moskau: Führermusik / Plattenkiste: Hitler hörte auch
jüdische und russische Musik
(Internet: kostenpflichtig! Suche im "F.A.Z.-Archiv" mit den Stich-
worten: Moskau Führermusik)
Gegenüber "Spiegel" neu: "Beethovens Neunte", "Mozart", "Schumann".
Neben den deutlichen "Spiegel-Spuren" gibt es Berichtelemente, die
auch der Daily Mail-Artikel hat. Beachte: Es gibt einige Anzeichen
anzunehmen, daß in Moskau zum Erscheinungstermin der Nummer 32/2007
des Spiegels (6. August) eine Pressekonferenz oder etwas ähnliches
stattgefunden hat. Gedruckt war die Nummer jedenfalls schon späte-
stens am 4. August (siehe PDF-Adresse des Artikels, oder klicke im
Adobe Reader rechte Maustaste: Dokumenteneigenschaften..., Register-
karte: Beschreibung). Gegen eine vermeintliche Pressekonferenz
sprechen alle bis jetzt (31.1.2010) aufgefundenen russischen Seiten,
früheste Datierung: 7. August 2007; auch tauchen Quellennennungen
auf, neben dem "Spiegel": DW-World (siehe oben), The Times und
www.playbillarts.com (beide siehe unten), Beispiel: 07.08.2007,
www.lenta.ru, Гитлер оказался тайным поклонником русской классики
(Hitler war ein heimlicher Liebhaber russischer Klassik); weitere
Recherchen von Zeit zu Zeit.
07.08.2007
Times Online ("From The Times")
Roger Boyes: Hitler's 'Desert Island Discs' turn up in a dead
Russian soldier's attic
Korrespondenten-Bericht aus Berlin (ursprünglich mit zwei Ab-
bildungen versehen, siehe unten)
Gegenüber dem "Spiegel" neu: "Mozart Piano Sonata No 8 in A minor
with Artur Schnabel" (siehe auch unten www.78online.com).
Link zu Geoff Brown, Musikkritiker der "Times": 07.08.2007
Neugestaltung der Präsenz Mitte Juni 2010, neuer Name: THE TIMES /
THE SUNDAY TIMES, der Text des Artikels und dessen Struktur erfuh-
ren keine Änderungen. Gestrichen worden war aber der zwischen
Überschrift und Autorennennung plazierte "Switch- Kasten" für zwei
anwählbare Abbildungen, die somit ebenfalls entfielen. Das waren:
a) Ein Ausschnitt aus einem sehr bekannten Farbfoto Hitlers, mit
SA-Sakko und Hakenkreuzarmbinde, auf der Terrassenmauer seines am
Obersalzberg gelegenen Berghofs sitzend, im Hintergrund das Unters-
bergmassiv. Die Wiedergabe wies eine Farbverunklarung auf, die typi-
sche SA-Ockerfarbe war hier ein helles Braun, ein Beige. b) Das
"Spiegel-Dachboden-Foto" mit dem fehl eingeschätzten RCA Victor-
Brahmsalbum von 1948 hell leuchtend im Vordergrund (im Artikel, S.
113). Diese Wiedergabe war allerdings wiederum nur ein Ausschnitt;
hierfür hatte aber als Grundlage auf keinen Fall das Foto des
Spiegel-Artikels gedient (denn beide Abbildungen sind ihrerseits -
unterschiedliche - Ausschnitte), sondern entweder die Abbildung der
ersten Online-Wiedergabe des Spiegel-Artikels (HTML-Fassung 1, siehe
weiter oben die Aufstellung) oder, und viele unterschiedliche
Details (das Vorhandensein von bestimmten Deutlichkeiten, JPG-
Schlieren usw.) sprechen für diese Variante, die Wiedergabe des
Fotos auf der einstigen Bildergalerie des Fotografen Justin Jin von
2007 "Hitler's Music". Es ist durchaus möglich, daß für die Ent-
fernung dieser Abbildung die Fehleinschätzung eine Rolle gespielt
haben mag.
Der Times Online-Artikel ist eine der Quellen u.a. für: 07.08.2007,
www.podrobnosti.com.ua (Ukraine), Гитлер был поклонником русской
музыки? (War Hitler ein Liebhaber russischer Musik?), Wiedergabe der
Fünf-Punkte-Liste "Fu[e]hrer's favourites" in eigenen Worten. Dieser
Aufstellung (in welcher Form auch immer) begegnet man auf russischen
Seiten oft, z.B. auf "Top News" (www.topnews.ru) vom 07.08.2007
(Adresse bis April 2010: http://ns1.life.ru/news_id_13753.html),
Гитлер оказался фанатом еврейских музыкантов (Hitler war ein Fan
jüdischer Musiker). Beachte: Etwa Anfang April 2009 wurde bei diesem
Artikel zwischen Titel und Text der Hinweis "Обновлено" (= Aktuali-
siert) eingeschoben, dem eine sich täglich erneuernde Datierung
folgte. Spätestens Ende Mai 2009 wurde dann "Обновлено" gegen
"Опубликовано" (= Veröffentlicht) ausgetauscht und die originale
Datierung wieder eingefügt. Der Aktualisierungshinweis muß wohl ein
Konzept- oder Programmierfehler gewesen sein, denn irgendwelche Text-
änderungen lagen offenbar nicht vor; etliche überprüfte ältere Arti-
kel hatten übrigens diesen Hinweis ebenso. Gleichwie, die Original-
fassung mit der Originaldatierung ist in meiner Sammlung (Überprüfung
der Sachlage: 31. Mai 2009).
Seit Mitte Juni ist diese Seite nicht mehr erreichbar. Doch das ist
kein Verlust, denn sie war eine leicht gekürzte Fassung des nachfol-
genden, aufrufbaren Originalbeitrags:
www.NEWSru.com: 07.08.2007 (12:36, zuletzt aktualisiert: 12:45),
Nebenwiedergabe: big.NEWSru.com: 07.08.2007 (12:45), Гитлер любил
слушать арии Шаляпина и музыку в исполнении основателя Израильского
филармонического оркестра (Hitler hörte gern Schaljapins Arien
und die Musikinterpretation des Gründers des Israel Philharmonic
Orchestra; "Gründer": gemeint ist Bronislaw Huberman, er gründete
1936 das Palestine Orchestra, erstes Konzert: 26. Dezember 1936 in
Tel Aviv).
Der Times Online-Artikel hat bei der Verbreitung der Spiegel-Nach-
richt eine große Rolle gespielt, nicht nur in der westlichen Welt,
sondern besonders im russischsprachigen Raum. NEWSru.com nennt ihn
neben dem "Spiegel" als Quelle und von dort stammt auch die
"Brahms-Album-Abbildung". Auch dieser NEWSru.com-Beitrag war ein
eminenter "Verbreiter". Er wurde sehr oft zitiert, auch komplett
übernommen sowie in Foren einkopiert. Beispiele: www.factnews.ru
und www.uralweb.ru. Auch www.russianamerica.com gehört hierher,
und es ist in diesem Fall auch die Quelle "NEWSru.com" angegeben.
factnews.ru: 07.08.2007 (mit der "Brahms-Album-Abbildung"), Russian
America 07.08.2007 (Vorspann), 07.08.2007 (Artikel, 5:26 a.m.)
Die WWW-Nachweise zu diesem russischen Beitragskomplex sind überaus
zahlreich. Eine der wichtigsten Nachrichtenschienen lief von
www.timesonline.co.uk über www.inopressa.ru - Inopressa sammelt Nach-
richten der ausländische Presse über Rußland - zu www.NEWSru.com,
wobei der frühe Beitrag von Inopressa.ru nur noch indirekt erreich-
bar ist, denn Inopressa.ru hält offenbar nur die Artikel der ver-
gangenen zwei Jahre parat. Der früheste im Juni 2010 noch erreichbare
Nachweis war der von www.NEWSru.co.il: 07.08.2007, The Times: На
чердаке у русского солдата найдена коллекция любимых пластинок
Гитлера (Auf dem Dachboden wurde bei einem russischen Soldaten die
Sammlung der Lieblingsplatten Hitlers gefunden). Datum der Veröffent-
lichung: 07.08.2007, 10:40, letzte Aktualisierung: 08.08.2007, 06:51.
Als Quelle ist Inopressa.ru genannt, außerdem auch der Autor: Роджер
Бойс = Roger Boyes. Es handelt sich offenbar um eine Übersetzung
des englischen Originaltextes (.co.il = Commercial Israel).
Der oben angeführte Artikel auf www.NEWSru.co.il ist auch auf
obzor.westsib.ru wiedergegeben, unter dem gleichen Titel (Datierung:
7. August, 15:40). Auch diese Wiedergabe hat einen Quellenhinweis, er
lautet: http://www.inopressa.ru/times/2007/08/07/11:05:58/hitler
Beachte: Die geographisch bedingten Zeitverschiebungen habe ich noch
nicht untersucht, es scheint aber einiges darauf hinzudeuten, daß der
Times-Artikel nicht erst am 7. August, sondern schon am 6. oder in
der Nacht vom 6. auf den 7. August ins Internet geladen worden war.
Wenn das so wäre, würde auch er zu den ganz frühen Artikeln zählen,
die auf den 6. August datiert sind (siehe oben), und somit nähre auch
das wieder die Frage, ob neben dem Spiegel-Artikel vielleicht eine
weitere Quelle eine Rolle spielte. Immerhin gäbe das vielleicht für
die Mozart-Erwähnung (und für andere "Sondererwähnungen") eine Erklä-
rung ab.
07.08.2007
www.zabolel.ru
5 пластинок, которые Гитлер взял бы на необитаемый остров (5 Platten,
die Hitler auf eine einsame Insel mitgenommen hätte)
Der Artikel beruht auf dem Times Online-Beitrag (siehe oben). Die
Aufstellung der fünf Einsame-Insel-Platten ist auf Web-Seiten der
ehemaligen Sowjet-Staaten weitverbreitet (in sehr unterschiedli-
chen Formulierungen allerdings). Mit dem im Spiegel veröffentlich-
ten Dachboden-Foto, stammt offensichtlich auch von Times Online.
07.08.2007
The Independent (Independent.co.uk)
Allan Hall, Berlin: Jewish works found in Hitler's personal record
collection
Gegenüber "Spiegel" neu: "Mozart", "Schumann" (siehe oben FAZ),
"Beethoven's rousing Ninth Symphony" (siehe oben "Daily Mail", FAZ).
07.08.2007
Independent.ie
Allan Hall: 'Forbidden' music found in Hitler's secret record
collection
Andere Fassung des vorhergenannten Allan Hall-Berichts, ohne Ort-
sangabe. Gegenüber "Spiegel" neu: "Schumann" (siehe oben FAZ),
"Beethoven's 'Ninth Symphony'" (vgl. hiermit die obigen Versionen).
Hier kein "Mozart"!
07.08.2007
www.78online.com/forum, 7./8. August 2007 (als Links nicht mehr
========================================================================
Und außerdem Seite E?
========================================================================
verfügbar, Inhalte leider nicht kopiert).
Identifikationsdiskussion, erste Ergebnisse. Johannes Brahms: Das "A
German Requiem"-Album sei die RCA Victor-Einspielung unter Robert
Shaw, Album DM-1236, es sei ein Nachkriegsprodukt (ausführliche Iden-
tifikationsdarstellung siehe oben); Wolfgang Amadeus Mozart: Eine
Aufnahme der "Piano Sonata No. 8" von Artur Schnabel sei auf His
Master's Voice erschienen (weiteres zur Indentifation siehe unten
"Anmerkung 4: 'Disc' five"). Der Auslöser für die Diskussion war der
Bericht auf www.timesonline.co.uk (siehe oben).
Beachte: Vom Albumdeckel her, und nur er ist zu sehen, läßt sich
nicht ableiten, es handele sich um die DM-Ausgabe (zu den Ausgaben
siehe weiter oben).
07.08.2007
guardian.co.uk (The Guardian)
Lee Glendinning: Hitler's secret musical collection - of Russian and
Jewish artists (Der Artikel ist offenbar ein Update, denn es exi-
stiert eine Fassung vom 6. August, siehe unten. Demnach dürfte die
Angabe in der "Article history" "... was first published [...] Tues-
day 7 August 2007" falsch sein.) Gibt den Spiegel-Artikel an, nennt
"Bruckner", hängt also wohl von der deutschen Ausgabe ab, denn die
englische nennt Bruckner nicht.
Gleicher Wortlaut auch im Sunday Observer (Sri Lanka): 12.08.2007
Übersetzung ins Russische, www.inosmi.ru: 07.08.2007
Тайная фонотека Гитлера с пластинками русских и еврейских музыкантов
(Geheimphonothek Hitlers mit Platten russischer und jüdischer
Musiker), Quelle genannt: guardian.co.uk (The Guardian, UK)
Ursprüngliche Fassung: 06.08.2008 (Wiedergabe in www.buzzle.com,
Titel gleicher Wortlaut, Herkunfts-, aber keine Autorenangabe). Hat
schon den Hinweis auf "Bruckner".
07.08.2007
guardian.co.uk (bis 2007 oder Anfang 2008 "Guardian Unlimited",
Erstveröffentlichung des Artikels noch unter "Guardian Unlimited",
Schreibfehler in der Adresse: "...hilters...")
Stephen Moss: Hitler's 'record collection' explodes a few myths
07.08.2007
Alex Ross: The Rest Is Noise
Alex Ross (Musikkritiker der Zeitschrift "The New Yorker"): Hitler's
record collection (expanded)
Offenbar eine der frühen Reaktionen ("expanded"), Hinweis auf
amerikanische Bestände aus Hitlers "Berghof" (siehe auch den Beitrag
unten).
07.08.2007
ABCNews (abcnews.go.com)
Christel Kucharz, Passau (D): Hitler's Record Collection Included
Jewish Artists
07.08.2007
Gramophone (gramophone.co.uk)
Rob Cowan: Possible record collection of Adolf Hitler found
Allgemeine Gedanken, bekanntes Foto, 24. Juli 1938: Hitler besucht
die Bayreuther Festspiele, zu sehen sind u.a. Hitler, Winifred,
Wieland und Wolfgang Wagner.
Beachte: Die Gramophone-Homepage hat eine Neufassung erfahren, die
seit Anfang August 2009 online ist. Hierbei wurden offenbar alle die
Beiträge gelöscht, die nur für das Web verfaßt worden waren. Cowans
Artikel, seit spätestens Anfang Juli 2009 nicht mehr aufrufbar,
gehört wohl zu dieser Kategorie. Doch gibt es von diesem Artikel auch
eine gedrucke Version, das ist allerdings eine nicht ganz so lesens-
werte Kurzfassung (Oktober 2007, S. 19); sie ist über das Gramophone-
Archiv erreichbar, als PDF-Datei, aber auch als OCR-Textversion
(beachte hierbei die OCR-Poblematik: fehleranfällige Texterkennung);
Suchbegriffe: Rob Cowan Hitler, Titel: What the Hitler discs tell us
- and why it's not so very surprising). Es ist geplant, den origina-
len Web-Artikel hier als Großzitat oder in Auszügen wiederzugeben.
08.08.2007
Telegraph.co.uk (The Daily Telegraph)
Petra Krischok, Berlin: Russian composers were music to Hitler's
ears
Zunächst erschienen am 6. August unter dem Titel "Hitler's record
collection from his Berlin bunker" (siehe oben), mehrmals "updated",
Beispiel: 07.08.2007.
Nennt nur in den ersten Versionen den Spiegel als Quelle. Zunächst
ist "Bruckner" nicht angeführt, am 8. August dann mit "Bruckner".
Aufstellung am Schluß schon in der Erstfassung. Bericht wird häufig
als Quelle angegeben, gemeint ist vermutlich die Erstfassung; diese
liegt dann wohl auch vornehmlich Erwähnungen, Einlassungen zugrunde,
die man gelegentlich in Foren, Blogs usw. antrifft.
08.08.2007
News.com.au
Roger Boyes, Berlin: Hitler relaxed to the music of Jews
Auch in The Australian: 08.08.2007
Vergleiche dazu den Bericht des Autors vom 7.8.2007 auf Times
Online. Hier ohne die Aufstellung "Fu[e]hrer's favourites"!
08.08.2007
www.78online.com/forum
Hinweis auf 23 Platten aus Hitlers "Berghof", wurden 2000 über Ebay
versteigert (Link zu dem Hinweis, dem auch der Informationstext der
Versteigerung beigefügt war, ist nicht mehr verfügbar, kopiert,
Abbildungen zu den Platten sind ebenfalls vorhanden, Identifikations-
versuch in Vorbereitung)
08.08.2007
netzeitung.de: Hitler stand auf jüdische Musik
Gegenüber "Spiegel" neu: "Mozart", "Beethovens Neunte", "Schumann"
(alles schon in früheren Berichten genannt, siehe oben)
Beachte: Die Netzzeitung, hierzlande eine der ersten Online-Tages-
Zeitungen, wenn nicht die erste überhaupt, wurde zum 31.12.2009 als
redaktionell geführtes Web-Blatt aufgelöst und zu einer automatischen
Link-Zeitung umfunktioniert. Für lesende Internet-Benutzer ein völlig
überflüssiges Produkt. Warten wir ab, wie es mit diesem nun neu ent-
standenen Intelligenz-Bolzen weitergeht. Das Layout des hier ange-
linkten Artikels änderte sich im Januar 2010 etwas, zunächst wurde
der Hinweis zum Foto "Adolf Hitler / Foto: dpa" gestrichen, schließ-
lich das Foto selbst. Mitte Februar 2010 kam das Foto wieder hinzu,
mit abgeänderter Bildunterschrift: "Adolf Hitler / Quelle: Deutsche /
Presse-Agentur GmbH". Außerdem wurde unter dem Titel "Herausgeber:
netzeitung.de" eingeschoben. Der Text selbst hat keine Änderung er-
fahren.
08.08.2007
Playbill Arts (www.playbillarts.com)
Kevin Shihoten: Record Collection, Apparently Hitler's, Discovered in
Moscow
Nennt den "Spiegel" als Quelle, gegenüber "Spiegel" neu: "Mozart",
"Schumann", "Liszt" ("Liszt" dürfte eine Textmißdeutung sein).
U.a. eine Quelle für: 13.08.2007, www.specialradio.ru, На даче Льва
Безыменского найдена коллекция пластинок Гитлера (In Lew Bezymenskis
Datscha ist eine Plattensammlung Hitlers gefunden worden), Kompo-
nistennennungen wie zuvor, Foto: Bezymenski im Nachkriegsberlin,
siehe "Spiegel" (zeigt davon einen Ausschnitt, stammt aber nicht
von der "Spiegel"-Wiedergabe ab, da es links eine Bilderweiterung
aufweist); Ersatz, ohne Bezymenski-Foto: 13.08.2007, www.vsesmi.ru
09.08.2007
naviny.by (Belarus, Weißrußland)
Гитлер оказался поклонником еврейских музыкантов (Hitler war ein
Bewunderer jüdischer Musiker)
Den Bericht begleiten zwei Fotos aus dem Spiegel-Artikel: das Dach-
boden-Foto mit dem Brahms-Album im Vordergrund und das Etikett-Foto
mit dem Aufkleber "Führer- / hauptquartier / 727". Beide Abbildungen
sind aber keine Scans der gedruckten Fotos, sie sind vielmehr ein-
deutig Verkleinerungen der Dateien, die dem ersten Online-Artikel
beigegeben worden waren (HTML-Fassung 1, siehe Zwischennote {*2},
Verkleinerung von 420 x 280 auf 300 x 200 Pixel). Dementsprechend
ist denn auch als Quelle "Spiegel-Online" genannt. Als weitere
Quelle ist der Times-Artikel angegeben (siehe oben). Diesem ist die
im russischsprachigen Raum weitverbreitete Fünf-Punkte-Aufstellung
entnommen.
09.08.2007
www.cbc.ca, Radio 2 Blog
Blog-Beitrag, unbekannter Absender (Zitat aus Ross, siehe oben
07.08.2007; Beispiel für das Interesse, weltweit)
Da wohl kein Permalink, hier die Kopie:
Hitler's Record Collection: Debunking The Debunking
Posted by on Aug-9-07 at 02:28 PM
Over at The Rest Is Noise, Alex Ross takes issue with those who
believe recent reportage that Hitler was not the Wagner nut
we've long believed him to be. Says Ross:
"A three-volume index to Hitler's main record library can be
found in the Rare Book and Special Collections division of the
Library of Congress. A few Russian records are listed there —
including Chaliapin singing Boris Godunov — but they are far
outnumbered by the Wagner records, of which I counted around
four hundred. Furthermore, the fact that Hitler owned such
records does not mean that he enjoyed them; many of these items
were sent to him as gifts." [Quelle des Zitats unbekannt]
"... The Rest Is Noise...": Link zu Ross, siehe oben 07.08.2007
"... recent reportage that Hitler was not the Wagner nut...": Link
zu Hall, siehe oben 07.08.2007
12.08.2007
Sean's Russia Blog (seansrussiablog.org)
Hitler's Vines
Enthält Informationen zur Vorgeschichte der Nikolina Gora-Fundsache.
Beachte: Ende Dezember 2009 bis Anfang Januar 2010 erfuhr der Blog
eine Umgestaltung, hierbei änderte sich auch die Adresse der hier
verlinkten Seite. Der Text des Artikels und dessen allgemeine Struk-
tur sind aber offenbar unverändert geblieben (die originale Seite
ist in meinem Archiv, 9.1.2010).
12.08.2007 (direkter Link)
Spiegel TV
Video über die Nikolina Gora-Fundsache, im Internet erschienen am
12.10.2007 (Kommentar siehe weiter unten: Video zur Nikolina
Gora-Fundsache)
16.08.2007
The Jewish Chronicle (TheJC.com), 17. August 2007, Seite 21,
Leserbrief (Abteilung: Comment & Analysis). Per Suchabfrage
erstellter HTML-Link (Search, Headline, Stichwortkombination:
Hitler, Music). Da solche Links wenig beständig sind, nach-
folgend der vollständige Text. Früherer Kommentar in The
Jerusalem Post: 12.08.2007. Anfang Februar 2009 änderte diese
Zeitung ihre Online-Präsenz zu einer kostenpflichtigen Ausgabe
ab, so daß man über die Suchfunktion nur an ein einführendes,
unverständliches Exzerpt kommt. Siehe deshalb unten die Wieder-
gabe des Originaltexts. Zunächst zu TheJC.com:
Not Hitler’s music
16/08/2007 [? Datum der Ausgabe: 17. August, siehe oben]
One of the photos of the alleged collection of records
owned by Hitler (JC, August 10) portrays the album for a
set of records — Brahms’s German Requiem — not issued until
the end of 1947. Many of the records do not bear any stamp
indicating that they were from Hitler’s HQ and there is no
conclusive evidence that any of the records were from a
personal collection. The attempt in some newspapers to
establish Hitler’s desert island selection would seem to be
total fantasy [Henig kannte wohl den Times Online-Artikel,
siehe oben].
Professor Stanley Henig, Managing Director, Historic
Masters Records[,] Lancaster LA1
Der Leserbrief bezieht sich auf eine kurze Nachricht (15 schmale
Kolumnenzeilen): JC, 10. August 2007, S. 12 (Abteilung: World News),
Titel: Hitler's Jewish Vinyl ["Vinyl" ist Unsinn]. Ein weiterer
Hinweis war tags zuvor erschienen (Abteilung: News in brief). Beide
Kurznachrichten enthalten keine weiterführenden Details.
Der Kommentar in The Jerusalem Post, Online Edition, lautet (Text-
version):
Aug. 12, 2007, Hitler's music
Sir,
Re the widespread story about Hitler's "record collection": An
illustration carried in some newspapers showed an album of records
which were not recorded until 1947! This immediately aroused my
suspicions about the entire story. I suspect that its promotion was
helped by the claim that Hitler listened to Jewish musicians.
There is in fact absolutely no evidence that Hitler himself either
owned or played records by any Jewish musicians - least of all
Huberman. I have been interviewed about this on BBC Radio 4
("Hitler listened to Jewish composers", August 8[, 2007]).
Stanley Henig
Historic Masters Records
North Thoresby, UK
23.08.2007
Trud7, No. 650 (Trud7 bzw. Trud-7 ist eine Zeitschrift, www.trud.ru)
Michail Zaitsew: Гитлер - поклонник Шаляпина и Рахманинова (Hitler -
Ein Anhänger Schaljapins und Rachmaninoffs)
Interview mit Alexandra Bezymenskaya (Bezymenski, Александра
Безыменская), gegenüber "Spiegel" neu: [Leopold] "Stokowski"
("Стаковского"), siehe auch 19.10.2007.
(Beachte: Der Artikel erfuhr Mitte Juli 2009 eine Layout-Umgestal-
tung. Der Text scheint unverändert zu sein. Zur Druckausgabe der
Trud7 vom 23. August 2007, Nummer 150 des Jahres 2007, gehörte der
Artikel offenbar nicht, er war wohl nur eine begleitende Web-Publi-
kation zum 23. August 2007. Er trug ursprünglich die Numerierung
"No. 150", später "No. 650". Beide Numerierungen sind jetzt entfal-
len. Was "No. 650" bedeutet, ist mir unbekannt. "650" steckt im übri-
gen zusammen mit dem Datum in der zuletzt angelinkten Web-Adresse:
http://www.trud.ru/issue/article.php?id=200708236501401).
25.09.2007
Alex Ross: The Rest Is Noise
Alex Ross: Hitler's record collection (update)
Zusammenfassung des Diskussionsstands im englischsprachigen Bereich
(siehe oben)
19.10.2007
www.sibnovosti.ru (Siberian News Agency)
В коллекции пластинок Гитлера оказалось много русской классики
(In Hitlers Plattensammlung befanden sich viele russische Klassiker).
Bericht über einen Fernsehbeitrag im "Ersten Kanal". Gegenüber
"Spiegel" neu: "Stokowski" ("Стаковский"), siehe auch 23.08.2007.
Ähnlicher Bericht auf www.votpusk.ru: 19.10.2007, gleicher Titel,
enthält auch "Стаковский". Erstquelle: www.1tv.ru (Erster Kanal)
19.10.2007, Info zu einer Video-Dokumentation von Ludmila
Moiseenko (Людмилы Моисеенко): Тайный поклонник. В коллекции
пластинок Гитлера оказалось много русской классики (Heimlicher
Verehrer. In Hitlers Plattensammlung befanden sich viele russische
Klassiker), auch in diesem Beitrag ist "Стаковский" genannt.
13.12.2007 (Sendedatum)
www.inforadio.de ("Nachrichten mit Hintergrund.", www.rrb-online.de)
Sendung: Erfahrungen mit der Geschichtsaufarbeitung (Sendereihe: Vis
à vis)
Interview mit Albrecht Dümling (Interviewer: Jürgen Buch) anläßlich
der Ausstellung "Das verdächtige Saxophon" (eine Überarbeitung der
1988er Ausstellung "Entartete Kunst", Erstausstellung in Düsseldorf),
gezeigt in der Berliner Philharmonie vom 3. November bis 31. Dezember
2007, Nachfolgeausstellungen 2008 in Düsseldorf und Mainz, Katalog
(mit CD), 368 S.
Online-Darstellung der Sendung unter dem obigen Datum und Titel
("Erfahrungen mit...") auf einer Seite der inforadio.de-Abteilung
"Radio zum Lesen", darin "Das Interview im Wortlaut" samt Audio-Link
(MP3). Der Zugang zur Seite wurde Anfang Februar 2009, spätestens am
16. Februar, gelöscht.
Das folgende Zitat stammt aus der Audio-Quelle (die Transkription ist
eigentlich unredigiert, d.h. es wurde alles außer Sprecheigenarten,
wie Versprecher, Wortfetzen und dergleichen, berücksichtigt).
Dümling: "... Es ist ja noch beispielsweise im August dieses
Jahres [2007], sind ja beispielsweise die [besser ohne "die",
DP] Schallplatten aus dem Führerbunker Hitlers aufgetaucht in
Moskau. Und da geht hervor, daraus geht hervor, daß Hitler auch
noch zuletzt in der Wolfsschanze, auch noch Schallplatten
gehört hat, ausgerechnet mit jüdischen Interpreten. Er hat
Schallplattenaufnahmen gehabt von Arthur Schnabel, das hätte er
gar nicht dürfen. Nach seiner Auffassung konnten Juden sich für
Beethoven gar nicht begeistern, sie konnten das gar nicht
verstehen. Also es gab die Widersprüche..."
Im Spiegel-Artikel fällt der Begriff "Wolfsschanze" nicht, es taucht
auch keine nähere Aussage dazu auf. Eine Verbindung zwischen "Beet-
hoven" und "Schnabel", wie sie hier unterschwellig angedeutet ist,
fehlt ebenso. Es ist unkar, wo diese Informationen herstammen.
Beachte: "Das Interview im Wortlaut" stimmt mit dem Audio-Original
sehr oft nicht überein. Auslassungen, Wort- und Satzänderungen auf
Schritt und Tritt, daneben enthält die Übertragung auch krasse,
stümperhafte Fehler. Ein mangelhaftes Produkt.
Teile des Interviews wurden auch am 15. Februar 2007 gesendet, Titel
der Sendung "Ausstellung: Das verdächtige Saxophon" (Sendereihe:
Umgeschichtet), schriftlicher Bezug dazu wieder in der Abteilung
"Radio zum Lesen", wieder mit "Das Interview im Wortlaut" (unge-
kürzt), der Audio-Link dazu führte allerdings nur zu dem Interview-
Ausschnitt (der den oben zitierten Teil nicht enthielt). Auch
diese Seite wurde Anfang Februar 2009, spätestens am 16. Februar,
aus dem Netz genommen.
Wortlaut der "Führerbunker-Stelle" in der gedruckten Fassung, also
im mit "Das Interview im Wortlaut" betitelten Text:
Dümling: "... Beispielsweise sind im August dieses Jahres die
Schallplatten aus dem Führerbunker Hitlers aufgetaucht in Moskau.
Daraus geht hervor, dass Hitler zuletzt noch in der Wolfsschanze
auch Schallplatten gehört hat mit jüdischen Interpreten. Er hat
Schallplatten gehabt von Arthur Schnabel, das hätte er gar nicht
gedurft. Nach seiner Auffassung konnten sich Juden gar nicht für
Beethoven begeistern, das konnten sie gar nicht verstehen. Also
es gab die Widersprüche..."
========================================================================
Und außerdem Seite E?
========================================================================
Carlo Zecchi
www.arbiterrecords.com
Allan Evans: Carlo Zecchi (1903-1984), 1996
Auszüge aus einem Interview vom 10. August 1981
Zecchi: "...I also played Petrushka for [...] this Devil..."
Sonder-Links (ferne Länder, schöne Zeichen):
13.08.2007
Sàigòn Giài Phóng Online (Sài Gòn Giài Phóng [= Liberated Saigon],
www.sggp.org.vn), Zeitung in Ho-Chi-Minh-Stadt (Sài Gòn), Vietnam
(Im Titel kommt "Hitler" vor. Eine angemessene Titelfassung kann
vorläufig nicht geliefert werden.)
Foto: Aufkleber "Führer- / hauptquartier / 727" (Ausschnitt aus dem
Spiegel-Foto Electrola-Etikett, Foto: Justin Jin, Moskau)
Gegenüber dem "Spiegel" offenbar keine neuen Werk- oder Komponisten-
nennungen.
Ein weiterer Artikel in vietnamesischer Sprache:
07.08.2007
www.vnchannel.net (Vietnam-Fernsehen, Logo: vnchanel.net [sic])
Beachte das Hitler-Gemälde: Seine Eminenz des großdeutschen Reiches
Oberster Gerichts- und Feldherr. Wer hat das für wen und für was
angefertigt?
Als (Primär-)Quelle ist der Times-Beitrag angegeben (siehe oben:
07.08.2007). Er liegt in fernen Ländern vielen Beiträgen zugrunde.
Der folgende spanische aber auch, man begegnet ihm zudem, sogar
vollständig rüberkopiert, in Foren und Blogs: 07.08.2007, BBC
MUNDO.com (news.bbc.co.uk), Redacción BBC Mundo: La música del
Führer
Ein Bild Hitlers in Sigmund Freuds Wiener "Studio Medico":
15.02.2010
www.gzt.ru, Natalia Pyhova (Наталья Пыхова): Фрейд сохранил
свидетельство нищеты Гитлера (Freud verwahrte einen Nachweis
über Hitlers Elend). www.dailymail.co.uk, 13.02.2010, Did Sigmund
Freud own a Hitler? 1910 watercolour by Nazi dictator may have
hung in Jewish psychoanalyst's office
DP, 8.10.2007 (Datierung der Erstfassung dieses Teils), Stand: 27.9.2010
Moskauer Fotos, Einschätzung, diskographische Arbeit (1)
================
In Überarbeitung
================
Einschub: Beibehaltung
Es besteht wohl kein Zweifel: Meine kritische, diskographische
Haltung, mit der ich den Spiegel-Artikel vom 6. August 2007 "Souvenir
aus dem Bunker" und die damit indirekt zusammenhängende Fotogalerie
"Hitler's Albums" (siehe unten) gemustert habe, führte offensichtlich
dazu, daß von der besagten Fotogalerie am 24. September 2007 eine
neue, eine revidierte Fassung ins Web gestellt wurde; man kann sie
eine sehr "zurückgefahrene" Version nennen. Übrig geblieben ist nur
noch ein bescheidener Teil: Von den Fotos mit Schallplatten ganze
drei.
Man beachte peinlichst genau: Meine Darstellung unten bezieht sich
auf den Stand der Moskauer Fotogalerie vom 7. August bis 24. Septem-
ber 2007. Nach reiflicher Überlegung werde ich diese meine Ausführun-
gen der neuen Situation nicht anpassen. Grundsätzlich etwas zu än-
dern, dafür gibt es nicht den geringsten Grund, ganz im Gegenteil.
Meine Beschreibungen und Darlegungen sprechen für sich, sie beziehen
sich ja zudem rein sachorientiert auf den Fund in Nikolina Gora, auf
die dortige Sammlung, besser: Ansammlung. Und genau diese ist es, die
im Mittelpunkt meiner "Fernanalyse" steht. Im übrigen gilt: Man soll-
te nicht die Gesamtsicht aus den Augen verlieren. Es geht nicht nur
um die Platten aus dem "Führerbunker", sondern auch um die gesell-
schaftliche, politische Situation der Nachkriegszeit, ganz besonders
sogar. Für manch einen sind natürlich die "Hitler-Braunplatten" die
spektakulären. (Um den Wortdrall "Braunplatte" zu erklären: "Schwarz-
platte" war in der Uralt-Plattenindustrie einer der Fachausdrücke für
die Schellackplatte.)
Es wird also so sein, daß sich meine Analyse der ursprünglichen
Fassung der Moskauer Ninolina Gora-Fotogalerie sozusagen auf eine nun
virtuelle Fassung bezieht. Für diejenigen Forscher, die sich die
einstige Fassung heruntergeladen haben, in welcher Form auch immer,
kann meine Entscheidung, vom Original nicht abzurücken, hinsichtlich
der Orientierung nur von Vorteil sein. Im übrigen war die alte Fas-
sung der Galerie nicht über die Homepage des Fotografen zu erreichen,
und die neue ist es auch nicht. Wer den Link kennt/kannte, hat Glück
gehabt.
Der Spiegel-Artikel, der in diversen Ausgaben bzw. Formaten er-
schienen ist (siehe oben), hatte großes Aufsehen erregt, offenbar
weltweit. Das kann man u.a. im Internet nachverfolgen (Stichworte für
Google: Hitler, Hitlers, Schallplatten, Plattensammlung, Schallplat-
tensammlung, record collection usw., siehe unten auch den Beitrag auf
TimesOnline). Somit ist deutlich, es ist dringend Aufklärung vonnö-
ten. Vermutungen oder gar Spekulationen sollten kenntlich gemacht
werden. Es ist Vorsicht geboten bei der Einschätzung solcher Funde!
Und zu dieser Einstellung wollten und sollen meine Darlegungen bei-
tragen. Mit Erfolg, wie man sieht. Inwieweit die handschriftlichen
Aufzeichnungen des einstigen Besitzers in der ganzen Sache eine Rolle
spielen, wird zu prüfen sein. Das aber kann leider nur anhand der
einst im Web verfügbaren Fotos geschehen, die nicht gerade sehr
leserlichen sind. Es wird daran gearbeitet. Zu Hoffen ist natürlich,
daß die Nikolina Gora-Platten ordnungsgemäß und vollständig in ir-
gendein öffentliches WISSENSCHAFTLICHES Archiv kommen, jeder andere
Weg ist falsch.
========================================================================
Und außerdem Seite E?
========================================================================
Fotos, die in der jetzt kleinmütigen, abgespeckten Version der
Fotogalerie fehlen, sollen, soweit das für ein wissenschaftliches
Verständnis vonnöten ist, in irgendeiner Form dennoch angeboten oder
eben ersetzt werden. Außerdem ist geplant, weitere Fotos einzufügen.
An Dokumenten herrscht kein Mangel. Mit all dem wird versucht, einer-
seits die Verständlichkeit und auch Anschaulichkeit wieder herzustel-
len, andrerseits aber auch eine vertiefende Erweiterung zu erreichen.
Selbstverständlich braucht das alles seine Zeit. Hier bitte ich um
Geduld.
====================================================================
Achtung: Die Web-Darstellung "Hitler's Albums" (gekürzte Fassung =
6 Fotos) erfuhr am 14. und 18. November 2008 entscheidende Änderun-
gen, wurde aber dann am 6. Dezember 2008 gestrichen, siehe weiter
unten den Hinweis.
====================================================================
Foto-Konkordanz: Jetziger Zustand - ehemaliger Zustand
Schallplatten betreffend:
Jetziges Foto 1 = ehemaliges Foto 7 (siehe unten)
Jetziges Foto 2 = ehemaliges Foto 6 (siehe unten)
Jetziges Foto 3 = ehemaliges Foto 8 (siehe unten)
Den einstigen Besitzer Lew Bezymenski (Besymenski) betreffend:
Jetziges Foto 4 = ehemaliges Foto 9 (siehe unten)
Jetziges Foto 5 = ehemaliges Foto 10 (siehe unten)
Jetziges Foto 6 = ehemaliges Foto 11 (siehe unten)
Einschub Ende
DP, 24.9.2007 (Datierung der Erstfassung dieses Teils)
Mittlerweile [das war Mitte August 2007] entdeckte ich, daß der
Fotograf der oben beschriebenen "Schallplatten-Fotos", Justin Jin
(Rußland), eine Homepage hat, und daß dort unter der Überschrift oder
Leitwendung
"Hitler's Albums"
(Link entfernt, Galerie ist seit langem gesperrt, das gesamte
Kapitel ist in Überarbeitung, 20.4.2009)
eine Reihe Fotos als Verkaufsanreize abgebildet sind.
===================================================================
Achtung: Die gekürzte Fassung der Galerie hat Anfang November 2008
eine andere Form bekommen. Identifizierbar wurde jetzt das Foto auf
Platz 3 (Erstgalerie 2007: Foto 6): Franz Schubert, Quintett C-dur
op. 163, Pro Arte Quartett. Details dazu in Kürze. Zu Foto 6 (auf
"Hitler's Albums", gekürzte Galerie, Neufassung 2008: Platz 3,
einst: 2) und dem bisherigen Stand der Identifikation siehe weiter
unten.
Seit dem 6. Dezember 2008 ist diese gekürzte Galerie nicht mehr
zugänglich.
Abgesehen davon, sind jedoch wieder zwölf Fotos der ersten Galerie-
fassung im Web. Ausgespart wurden nur die drei Fotos der hand-
schriftlichen Notizen. Um die Anzeige der zwölf Fotos zu erhalten,
geben Sie auf der aufgerufenen Seite über den Weg "Search" z.B.
"Bezymenski" ein.
Die Fotos der 12er Galerie werden per Klick nun erheblich größer
angezeigt: Ein paar Tage lang waren es 850 x rund 570 Pixel,
seit dem 18. November 2008 sind es nur noch 750 x rund 500. Der
Vergleich zeigt hierbei, daß bei Foto 6 (in den gekürzten Galerien
auf Platz 2 bzw. 3) das kleinere der beiden Großformate bezüglich
Lesbarkeit entscheidend schlechter ist.
Es bleibt abzuwarten, ob die Verfügbarkeit der 12er Galerie von
Dauer ist. Sollte das der Fall sein, werde ich entsprechend
reagieren.
Sehr gut ist, daß die originale Numerierung der Fotos beibehalten
wurde.
14./21. November 2008/6. Dezember 2008 (Weiteres in Arbeit)
Beachte: Seit dem 16. Dezember 2008 ist auch die 12er Galerie nicht
mehr erreichbar.
16. Dezember 2008
===================================================================
Eine sogenannte Galerie ist das, 15 Fotos umfassend, wobei die Fotos
1 bis 13 ein kurzer englischer Text begleitet; die Abbildungen 13 bis 15
geben einen handgeschriebenen russischen Bericht des ehemaligen Besit-
zers der Sammlung wieder.
Für meine Begriffe haben die Begleittexte eine Revision erfahren,
denn im Zusammenhang mit der Nennung der 78er Sammlung bzw. Ansammlung
taucht unablässig das Wort "purported" auf, was soviel wie "scheinbar"
"dem Anschein nach", "dem Eindruck nach" bedeutet, dazu zwei Beispiele:
"Purported music albums belonging to Adolf Hitler", "purportedly one of
the albums Adolf Hitler took to his bunker". Zudem wird der jeweils
angegebene einstige Besitzer der Sammlung ständig mit einer Betonung
versehen wie: "who claimed to have taken them from Hitler's bunker after
Germany's defeat". Demgegenüber scheinen Überschriften und Hinweise
einem älteren, einem noch nicht fortentwickelten Stand anzugehören:
"Group: Hitler's Albums", "Hitler's Music Albums", "From group: Hitler's
Albums". Und fährt man mit der Maus über eine der Vergrößerungen der
Fotos 1 bis 13 taucht ebenfalls eine der uneingeschränkten Formulierun-
gen auf: "Hitler's Music Albums".
Für eine Revision spricht auch die folgende Angabe, die der Gruppen-
darstellung (Galerie) der Fotos vorangestellt ist (Stand: 29.8.2007):
Details
Name: Hitler's Albums
Modified: 8/7/2007
Created: 7/31/2007
By: Justin Jin
Das Brahms-Album steht nun schon als Nachkriegs-Hinzukömmling fest,
treffender formuliert: als Nachkriegsdokument. Ich hatte aber, abge-
leitet vom "Dachboden-Foto", gegenüber einer uneingeschränkten Aussage
wie "Sammlung aus dem Führerbunker" weitergehende Bedenken geäußert und
man überlese nicht, daß der eine Co-Autor des Spiegel-Artikels schreibt,
"viele andere Platten" trügen den entsprechenden Hauptquartier-Aufkle-
ber, d.h. nach Adam Riese: Es gibt auch welche, die ihn nicht haben.
Und dem gehe ich hier, so weit das geht, nach, "nachharken" nennt man
das auch.
Ich werde also im folgenden die Fotos der Galerie kurz beschreiben
und soweit möglich eine (Fern-)Einschätzung liefern, ob die Alben aus
dem Führerhauptquartier stammen können, oder ob eventuell oder inwie-
weit ein Erwerb während der Nachkriegszeit anzunehmen ist. Fazit vorweg:
Die tatsächlich vorliegende oder als möglich anzunehmende Zuordnung
Führerhauptquartier hat bei der gezeigten Galerie derzeit die Ober-
========================================================================
Und außerdem Seite E?
========================================================================
hand.
Bitte um Beachtung: Alle Beschreibungen, insbesondere die speziell-
diskographischen Angaben vorbehaltich, es liegt, wie gesagt, keine
Eigenrecherche an den Objekten selbst vor.
Foto 1 (am 24.9.2007 gelöscht, November/Dezember 2008 kurzzeitig online)
Bronislaw Huberman, Tschaikowsky, Violinkonzert, op. 35,
Parlophon-Album
Foto 1: Blaues (hier: dunkel- bis schwarzblau dargestelltes) Lind-
ström-Künstleralbum mit Goldschmuck-Logo ("L" über Trichter-Grammophon
in einem Kreis, aufgedruckte Durchbrucharbeit, nicht die Plakettenform),
vom Äußeren her zu urteilen, eine Parlophon-Ausgabe (siehe dazu jedoch
weiter unten). Deckelaufschrift: Bronislaw Huberman / [Pjotr Iljitsch]
Tschaikowsky / Op. 35 // Das Album ist auch im Spiegel TV-Beitrag zur
Nikolina Gora-Fundsache vom 12. August 2007 zu sehen (Link siehe oben,
Besprechung siehe weiter unten "Anmerkung 5: Nikolina Gora-Fundsache
(Video, Beobachtungen)").
"Opus 35" ist das Violinkonzert D-dur, die Aufnahme stammt von 1928
(Datierungen wie 1928/1929 oder 1929 sind höchstwahrscheinlich falsch,
Diskussion siehe unten), Großes Symphonie-Orchester (Mitglieder der
Staatskapelle, Berlin), Dirigent: William Steinberg. Eine Kurzbespre-
chung vom Dezember 1929 läßt vermuten, daß die Erstausgabe auf Odeon
erschienen ist, und zwar auf O-8737/8740, Seite 1 bis 7: das Konzert,
auf Seite 8 ein "Füllstück": Tschaikowsky, Melodie (Nr. 3) aus "Souvenir
d'un lieu cher" op. 42 für Violine und Klavier, Ausführende: Huberman
und Siegfried Schultze, Klavier. Wie unten erörtert wird, gibt es rund
um die Einspielungen einige Unklarheiten. Desungeachtet, ob als Odeon-
oder Parlophon-Ausgabe: ein sehr seltenes Album. Diskographisch gesehen,
spricht nichts gegen eine mögliche Herkunft aus dem "Führerbunker" bzw.
Führerhauptquartier-Bereich.
Huberman (geboren in Częestochowa, Polen) war ein selbstbewußter
Violinvirtuose jüdischer Herkunft (nicht, wie ich schon gelesen habe,
tschechisch-jüdischer Herkunft: "of Jewish Czech origin"). Mit Lob wird
in ungebundenen Beurteilungen nicht gespart, es taucht aber hin und
wieder auch der Hinweis auf, seine Interpretationen neigten gelegentlich
zur Eigenwilligkeit (was immer damit gemeint ist).
Die Lindström-Einspielung gab es auch auf LPs und ist derzeit auf
mindestens drei CD-Ausgaben erhältlich (Stand: August 2007). Eine wei-
tere Aufnahme des Konzerts ist von Huberman nicht überliefert.
Lindström, Berlin
Carl Lindström (1867-1932) war in der "akustischen Ära" der Schall-
plattengeschichte einer der bedeutenden Hersteller (Geräte und Platten).
Doch am "elektrischen" Durchbruch (ab 1925) nahm er dann offenbar nicht
mehr teil, denn er hatte sich, wenn das stimmt, was hier und da ge-
schrieben steht, schon 1920, gerade zu Beginn des Höhenflugs der akusti-
schen Epoche also, aus diesem Geschäft zurückgezogen.
Seine einstige Firma jedenfalls, das weltweite Unternehmen Carl Lind-
ström A.-G., existierte auch weiterhin. Mehr noch, es kam so weit, daß
von 1931 bis etwa 1944 auf dem Berliner Lindström-Plattenpresserei-
Fabrikgelände {*1} ein ungewöhnlich umfangreiches Markenspektrum tätig
war. Hergestellt wurden da u.a. die EMI-Produkte Columbia und (ab 1932,
vorher in Nowawes) Electrola {*2} auf der einen Seite und die Lind-
ström-Etikette Odeon, Parlophon (das Ur-Lindström-Gewächs, eingestellt
1933, Wiederveröffentlichungen auf Odeon {*3}) sowie die 1930 revitali-
sierte und 1942 eingestellte Gloria-Marke auf der anderen Seite. Per
Fusion wurde der englische EMI-Konzern 1931 {*2} der Besitzer dieses
"Platten-Konglomerats", wobei das eine Standbein der Fusion, die eng-
lische Columbia, die Lindström A.-G. schon seit Ende der 1920er Jahre
========================================================================
Und außerdem Seite E?
========================================================================
besaß (Aktienmehrheit). Die Lindström-Gesellschaft selbst war aber
weiterhin sehr rührig und übernahm 1937 noch die in Berlin-Reinickendorf
(Verlängerte Koloniestr. 1-2) ansässige Kristall-Schallplatten G.m.b.H.,
die zwei Marken führte: Imperial (1934 vom Markt genommen, 1936 Wieder-
aufnahme) und Kristall. Ein Katalog (für beide zusammen) erschien noch
1943.
{*1} Berlin SO 36, Schlesische Straße 26 (bis wohl Spätsommer 1927:
SO 33, Schlesische Straße 27), dort seit 1919. Lindström begann in
Berlin 1892 mit einer Mechanikerwerkstatt, Musik- und Sprechapparate,
1903 (nicht 1904) Einführung der Schutzmarke "Parlophon". 1904 Grün-
dung der Carl Lindström G.m.b.H., angeblich 1908 (Sekundärliteratur)
Umwandlung zu Carl Lindström A.-G., doch in der 1900 gegründeten
Phonographischen Zeitschrift ist mindestens noch im Heft vom 29.
Dezember 1910 "G.m.b.H." angegeben, und das in einer Lindström-
Annonce!? 1910 begann die Plattenherstellung, frühe Etikettbezeich-
nung: Parlophon-Record (zu Odeon siehe unten). Zwischen September und
November 1939 (wahrscheinlich zum 1. Dezember) änderte sich die
Verwaltungsadresse des Lindström-Electrola-Columbia-Firmen-Konglo-
merats: Berlin C 2, Leipziger Straße 76 (Quelle: Kataloge, Nachträge
usw.). Eine weiterführende Auskunft dazu ist derzeit noch nicht mög-
lich. Meine Vermutung ist aber wohl nicht falsch, daß die Adressen-
änderung irgendetwas mit staatlicher Einmischung zu tun hat: Kontrol-
lierung, Reglementierung des weitreichenden Wirtschaftsgebildes.
{*2} Electric & Musical Industries Ltd. Ein bzw. DER Schallplatten-
Großkonzern. Er war 1931 durch den Zusammenschluß der englischen
Firmen Gramophone Company Ltd. (weltbekanntes Etikett: His Master's
Voice) und Columbia Graphophone Company Ltd. entstanden. Die Gramo-
phone Company hatte 1925 die deutsche Tochter Electrola gegründet.
{*3} Die 30-cm-Aufnahmentätigkeit ("Klassik") wurde 1933 vollständig
eingestellt, in der 25-cm-Reihe ("U-Musik") gab es bis 1941 noch ein
paar Nachzügler-Aufnahmen. Die 25-cm-Serie, 1930 begonnen, war die
Nachfolgerin der 1903 gegründeten Beka-Marke (Be Ka = Bumb & König,
früher Etikettename: Beka-Record, neben ein- auch schon doppel-
seitige Platten). Beka wurde 1910 von Lindström, der viele Marken
aufkaufte, übernommen, lief bis Anfang 1931 und ging in der ein Jahr
zuvor eröffneten 25-cm-Parlophon-Unternehmung auf. Der im europä-
ischen Plattengeschäft wohl berühmteste und folgenreichste Aufkauf
geschah 1911. Lindström übernahm in diesem Jahr die Gesellschaft
Fonotipia Ltd., der wiederum die International Talking Machine Ltd.
(in Deutschland: International Talking Machine Co. m.b.H.) gehörte,
und diese Firma betrieb das 1904 gegründete Plattenetikett Odeon
(frühe Bezeichnung neben Odeon auch Odeon Record, einseitig, aber
auch doppelseitig, heftiger Patentkrieg um diese Entwicklung).
========================================================================
Und außerdem Seite E?
========================================================================
Foto: © Diethelm Paulussen |
Pound Sterling und Elektro-(Hiero-)Glyphen,
oder: von akustisch bis elektrisch
Lindström A.-G., ein Platten-Weltreich artikuliert sich
Deutsches Parlophon-Sammelalbum (30-cm-Platten), um 1929
Foto: © Diethelm Paulussen |
Schnitt, Rille, Aufzeichnung (positiv/negativ), Zeugnis (Umlauf)
Weimarer Symbolismus im Alltag
Lindström-Parlophon-Album um 1929 (siehe oben)
Einer der Schwerpunkte der Odeon- und Parlophon-Kataloge, ab 1934 des
Odeon-Katalogs allein (mit Parlophon-Wiederveröffentlichungen), galt der
Präsentation jüdischer Künstler. Dementsprechend schrumpfte das (im
übrigen sehr umfangreiche) Sortiment mit der Zunahme der Durchsetzung
der Nazi-Herrschaft krass zusammen. Der meines Wissens letzte "umfassen-
de" Katalog des Odeon-Etiketts war die 1936/1937er Ausgabe (sie bein-
haltete auch das Gloria-Sortiment {*1}), Titel: Musik aus aller Welt auf
Odeon und Gloria Musikplatten. Dieses "Hauptverzeichnis 1936/37" galt
trickreich-stillschweigend (plus einem Gesamtnachtrag vom November 1937
mit so gut wie keinen Streichungen) bis mindestens ins Jahr 1938 und ist
mit 944 (!) Seiten (Gesamtnachtrag: weitere 193 Seiten) allein schon
"körperlich" unter den mir bekannten Katalogen der unvergleichlich dick-
ste. Wer in ihm blättert, wird sich wundern, denn angesichts der staat-
lichen Situation seit Hitlers Machtergreifung (1933), der Nürnberger
Rassengesetze (15. September 1935) und deren Folgen sowie anderer Nazi-
Abartigkeiten hat die "Dickfelligkeit" (= Standhaftigkeit!?) der Lind-
ström A.-G. durchaus etwas Verwegenes an sich.
Allerdings Nazi-Aufnahmen hat der Lindström-Katalog "selbstverständ-
lich" auch. "Aufnahmen der Bewegung", "Lieder und Märsche der Erhebung",
so oder ähnlich lauteten häufig in Monatsblättern oder Katalogen die
Aufmacherzeilen oder Abteilungsüberschriften (siehe die Abbildung
unten). Demgegenüber wirken im genannten Odeon-Gloria-Hauptverzeichnis
die "einschlägigen" Überschriften weitaus "gemäßigter": "Märsche und
Marschpotpourris (einschl. SA- und Soldatenlieder)" (Odeon-Teil),
"Märsche, Soldaten- und SA-Lieder" (Gloria-Teil), wobei allerdings die
entsprechende Abteilung im Gloria-Katalogteil ziemlich umfangreich ist.
"Gloria, die volkstümliche Musikplatte", so lautet im Katalog das Glo-
ria-Motto. Vielleicht ist das ein Grund für das weitaus größere Ange-
bot? Das Odeon-Motto lautet dagegen: "Odeon, die Musikplatte der Spit-
========================================================================
Und außerdem Seite E?
========================================================================
zenleistungen". Auf eines sollte noch aufmerksam gemacht werden: Von
außen her betrachtet, scheint die Lindström A.-G., indem sie nach der
1934 eingetretenen Abwertung der SA {*2} noch den Begriff "SA-Lieder"
verwendet, auch in diesem Fall etwas "abwesend", nicht ganz der Nazi-
politischen Lage zu entsprechen.
{*1} Die nächste Ausgabe ist das Haupt-Verzeichnis 1938-1939 (so
Titelblatt, Deckel: Hauptkatalog). Das war wohl der letzte Gesamt-
katalog der Odeon- und Gloria-Musikplatten überhaupt. Er umfaßt ins-
gesamt 632 Seiten und "enthält alle bis einschließlich September
1938 erschienenen und heute noch lieferbaren" (Musik-)Platten.
{*2} Stichwort "Röhm-Putsch". Im Zusammenhang mit einer sich angeb-
lich anbrauenden oder auch nur vorgeschützt behaupteten Röhm-(sprich
SA-)Revolte, "Röhm-Putsch" genannt, wurde von Hitler per Mord eine
"Beseitigungsaktion" durchgeführt, einer der zahlreichen Ermordeten
war Röhm, Anführer der SA (Einzelheiten siehe neuere detaillierte
Geschichtsbücher). Die SA, die Nazi-"Sturmabteilung" von einst, war
danach im Grund zunächst "nur" noch für Darstellungsaufgaben zu-
ständig, für Aufmärsche, Festanlässe zum Beispiel (zahllose Fotos
zeugen davon), sie hatte sich aber auch für vor- und nachmilitäri-
sche Erziehungsarbeit anzubieten, nachmilitärisch vor 1939 heißt:
für ausscheidende Wehrmachtsjahrgänge. Sie stand als Glied der NSDAP
nun im Schatten dieser und war in der Staatsbedeutung anderen Nazi-
Organisationen gegenüber, wie der DAF und HJ, mehr oder weniger nach-
geordnet.
Ausschließlich zur Verbildlichung des oben Gesagten:
"Und die Fahne flattert uns voran" {*1}
Braun-Etikett
Schwachsinn für den Plattenteller
Deutsche Grammophon, Neuheitenankündigung Mai 1933
{*1} Lokaler Wortlaut, üblich: "Uns're Fahne...". "Braun-Etikett",
in der Reklame offensichtlich doppelsinnig genutzt, kennzeichnete
eigentlich eine allgemeine DG-Serie im 25-cm-Plattenbereich, Laden-
preisklasse C (unterste Kategorie, Billigplatte), 1.50 RM. "N.S.-
Aufnahmen", so die entsprechende Kapitelüberschrift z.B. im Haupt-
Katalog 1937/1938 (Stand: August 1937), erschienen u.a. auch in der
E-Kategorie, Rot-Etikett, 25 cm, 2.- RM.
Das Huberman-Album: Probleme (1)
=================================
Huberman-Kapitel in Überarbeitung
=================================
Bezüglich des Huberman-Albums bestehen, wie oben schon angedeutet,
diskographische Probleme, die sich auch durch die verdienstvollen Odeon-
und Parlophon-Diskographien von Hansfried Sieben und Horst Wahl (u.a.
Odeon 1988 bzw. Parlophon II 1990) nicht befriedigend auflösen.
Ob sie jemals ganz gelöst werden? Zweifel sind angebracht. Der "vor-
liegende" Huberman-Artikel jedenfalls hat im Laufe der Zeit etliche
Änderungen erfahren, zu korrigieren gab es immer etwas, und stetig
erweitert wurde er auch. Ursprünglich stand hier ein auf den 22. Sep-
tember 2007 datierter Text, "Einschub" genannt, der eine erste Darstel-
lung der Unklarheiten zum Thema hatte. Er wurde am 10. Dezember 2007
durch einen neuen Versuch ersetzt, dem langwierige Recherchen voraus-
gingen, und es ist, wie gesagt, damit zu rechnen, daß es einen Abschluß
nicht geben wird, jedenfalls so schnell nicht (erneute wesentliche
========================================================================
Und außerdem Seite E?
========================================================================
Änderungen und vollständige Überarbeitung: April 2008).
Im Grunde geht es hier um den Versuch einer Klärung dreier simpler
Sachverhalte:
1) Wer produzierte das Album: Parlophon, Odeon oder Columbia?
2) Wann wurde das Konzert aufgenommen?
3) Wann wurde die Melodie aufgenommen?
Das scheinen nur Kleinigkeiten zu sein. Geht man den Fragen aber,
soweit das möglich ist, gründlich nach, wird alsbald deutlich: Der Wust
an Arbeit scheint immer größer, das Platten-Puzzle immer vertrackter zu
werden. Doch läßt sich hieraus ein kleiner Nebeneffekt ableiten. Es
dürfte lohnend sein, die Wege, die sich im Verlauf derartiger (Nach-)
Forschungen ergeben, zu zeigen, also nachzugestalten. Und das soll im
folgenden einmal probiert werden. Einblicke in diskographische Arbeit,
exemplarisch dargestellt, das ist es. Doch eines ist klar: Nur wer sich
wirklich intensiv darauf einläßt, sich Zeile für Zeile durchzukämpfen,
wer sich zudem die diskographischen Tabellen genauer anschaut, wird
einen Gewinn haben. Das kostet viel Mühe, bringt vielleicht auch Frust.
Aber ohne diskographischen Fleiß kein diskographischer Preis.
Ein Hinweis noch: Trotz der Tabellen, die weiter unten wiedergegeben
sind, darf nicht der Eindruck entstehen, hier könnten vom diskographi-
schen Anspruch her auf Vollständigkeit zielende Angaben zu erwarten
sein. Im Gegenteil: Es wird nur insoweit eine Darstellung angestrebt,
als sie für die Diskussion der drei genannten Fragen nötig ist. Links zu
zwei Huberman-Online-Diskographien (samt einigen Anmerkungen dazu) sind
weiter unten zu finden, doch selbst diese Listen sind nur Auswahldar-
stellungen, umfassende Diskographien sind auch sie nicht.
Nun zunächst zu der oben angesprochenen, zeitgenössischen Besprechung
des Albums O-8737/8740, veröffentlicht in: Die Musik, Berlin, Dezember
1929 (XXII. Jahrgang, Heft 3, Abteilung: Neue Schallplatten, S. 195).
Außer diesem Nachweis ist bislang kein weiterer aus der damaligen Zeit
aufgetaucht, und ausgerechnet er schafft nun Probleme, genauer: er macht
sie eigentlich erst plastisch deutlich. Andrerseits sorgt diese Bespre-
chung aber auch für eine unumstößliche diskographische Tatsache. Und
insofern ist es gut, daß es sie gibt. Sie trägt mit zum Tatsachenfunda-
ment bei:
[...] Lindström
Eine Überraschung in optima forma ist das Violinkonzert
von Tschaikowskij, gespielt von Bronislaw Huberman. Die
illusionierende Wirkung durch die Platte - es sind im
ganzen sieben [Seiten] - geht so weit, daß der Hörer den
Künstler vor sich zu sehen glaubt: man sieht seinen
großen Strich und die Eleganz seiner Bogenführung. Von
der Höhe der technischen Vollendung braucht nicht mehr
gesprochen zu werden, nicht von der Wärme seiner Kanti-
lene. Als die Krone jedoch sei die Kadenz im ersten, die
Verve und rhythmische Schärfe des dritten Satzes hervor-
gehoben. Gewissermaßen als Zugabe spendet Huberman die
Melodie Tschaikowskijs op. 42 Nr. 3, auch hier durch
edelste Tongebung und Sauberkeit glänzend. Die Beglei-
tung des Konzerts durch Mitglieder der Berliner Staats-
kapelle unter Steinberg ist höchsten Lobes wert. (Odeon
8737 bis 8740). [...]
Felix Roeper
========================================================================
Und außerdem Seite E?
========================================================================
Etwas ramponiert, aber erkennbar:
|
Foto: 2008 Unbekannt, Aufbereitung: Diethelm Paulussen |
Odeon Künstleralbum O-8737/8740 (30-cm-Platten)
Offenbar Erstausgabe,
jedenfalls von 1929 bis (mindestens) 1938 im Katalog.
In der einleitenden Kurzbeschreibung des Lindström-Albums wird an-
genommen, daß es sich um eine Parlophon-Ausgabe handelt, gleichzeitig
wird aber oben auch auf die im Dezember 1929 veröffentlichte Rezension
der Odeon-Pressung O-8737/8740 verwiesen, und hierbei ist wichtig, nicht
zu übersehen, daß sie (wie ebenfalls schon mitgeteilt) in einer Abtei-
lung "Neue Schallplatten" erschien.
Sehr merkwürdig ist nun, daß in Clough/Cuming, The World's Encyclopæ-
dia of Recorded Music (WERM), London 1952 ff., keine Parlophon-Ausgabe
verzeichnet ist; angegeben ist die Odeon-Pressung, daneben je eine eng-
lische, italienische, US-amerikanische Columbia-Ausgabe und außerdem
noch eine US-amerikanische Decca-Pressung. Danach zu urteilen, hätte es
also keine Parlophon-Ausgabe gegeben, doch Sieben und Wahl nennen gleich
zwei, wobei mir sogar von einer der beiden (der deutschen, siehe unten)
ein Standort bekannt ist, was wiederum heißt, daß dieser Nachweis, von
dem man vielleicht annehmen könnte, er beruhe im (unwahrscheinlichen)
Grenzfall nur auf mehr oder minder vagen Firmenunterlagen, in der Tat
unumstößlich abgesichert ist: Es existiert eine Parlophon-Pressung.
Darüber hinaus gibt es aber auch einen Hinweis neueren Datums; er
tauchte in einem unerwarteten Zusammenhang auf: im diskographischen
www.78online.com-Forum, und zwar in einem am 8. August 2007 von dem
englischen Musiker und Komödianten Earl Okin eingesandten Beitrag. Okin
(zur Person siehe dessen Homepage) ist offenbar auch Plattensammler.
Jedenfalls wurde in dem besagten Beitrag (zu einer mittlerweile nicht
mehr aufrufbaren Diskussionsfolge {*1}) überraschend Parlophon erwähnt,
siehe unten das Zitat. Aus welcher Quelle die Kenntnis allerdings
geschöpft wurde, ist nicht angegeben. Sieben und Wahl wohl kaum, denn
diese Diskographien hatten nur verschwindend kleine Auflagenhöhen
(Liebhabervervielfältigungsdrucke), und so gehe ich davon aus, daß durch
die, sogar aus dem Ausland (England) herrührende, weitere Nennung die
Angaben von Sieben und Wahl insofern gestärkt werden, daß es zumindest
von der deutschen Ausgabe eine reguläre Handelspressung gegeben haben
muß. Man beachte nämlich: Die Plattenfabrikation kannte durchaus auch
interne Probe-, Muster- und Gefälligkeitspressungen. Zitat aus Okins
E-Mail ans www.78online.com-Forum (8. August 2007):
========================================================================
Und außerdem Seite E?
========================================================================
[...] Strangely, I have that Huberman version of the
Tchaikowsky Violin concerto. (That would have been
readily available, because it was on German Parlophon).
The only versions that I prefer are those by Heifetz and
Elman. However, they wouldn't have helped Hitler. They
were Jewish too!
Ironically, Huberman went off to Israel and founded their
symphony orchestra!
Incidentally, I've always understood that Goebbels liked
listening to Benny Goodman in private!
{*1} Die E-Mail-Diskussion beschäftigte sich mit dem ebenfalls im
Internet erschienenen Artikel "Hitler's 'Desert Island Discs' turn
up in a dead Russian soldier's attic" (www.TimesOnline.co.uk, 7.
August 2007), der in Teilen auf dem tags zuvor veröffentlichten
Spiegel-Artikel beruht, aber mit mindestens einer (wohl) neuen
Information aufwartet. Diese bezieht sich auf eine Plattenausgabe;
eine ziemlich nebulöse Angelegenheit - für die diskographische
Bestimmung allerdings keine harte Nuß (zum Nußknacker in Aktion siehe
weiter unten "Anmerkung 4: 'Disc' five").
Beigegeben waren dem Web-Artikel bis Mitte Juni 2010 zwei Ab-
bildungen (Ausschnitte aus Fotos, vgl. weiter oben die Ausführungen
zum TimesOnline-Bericht). Abbildung 1 zeigte Hitler, auf der Terrasse
seines "Berghofs" am Obersalzberg bei Berchtesgaden. Abbildung 2 war
das "Dachboden-Foto" aus dem "Spiegel" (S. 113, siehe zu Anfang
dieses Beitrags den Link zur PDF-Datei), das war zwar eine stark
beschnittene Wiedergabe, doch das RCA Victor-Brahms-Album, "ein
deutsches requiem", die Robert Shaw-Einspielung, war im Vordergrund,
farbig hell leuchtend, vollständig zu sehen (vermutlich wird das
Album als Hitler-Führerhauptquartier-Führerbunker-Album, für wer weiß
wie lange noch, durch die WWW-Landschaften geistern; doch zumindest
im Fall von TimesOnline ist das Problem mittlerweile radikal gelöst.
In anderen Fällen (z.B. Wiedergaben im russisch-sprachigen Raum
betreffend, siehe oben die Link-Liste) wäre dem Problem sehr leicht
mit einer Fußnote abzuhelfen: Nachkriegsalbum; glücklicherweise ist
von dem Lotte Lehmann-Album, ein weiterer Problemfall, in den
Ausschnitten so gut wie nichts zu sehen, siehe hierzu weiter unten
die Diskussion).
Im folgenden wird nun auf die näheren diskographischen Daten einge-
gangen, die Sieben und Wahl insbesondere in ihren beiden Bänden Odeon
1988 und Parlophon II 1990 zusammengetragen haben. Sie sind unten in
Tabellen dargestellt, wobei versucht wurde, so genau wie möglich der
vorgegebenen Art und Weise zu folgen. Zusätze wurden nach Möglichkeit
vermieden. Kleine Anpassungen und Abänderungen gab es aber, eine Ände-
rung betrifft zum Beispiel das Parlophon-Präfix. Statt "P-" wurde P.
gewählt, denn das ist die Fassung, die in der Regel auf den deutschen
Etiketten erscheint. Zudem wurden Abkürzungen aufgelöst oder erklärt.
Aus welchem Band die Informationen stammen, ist jeweils nach der Über-
schrift vermerkt.
Die Unklarheiten, die rund um das Huberman-Album bei genauerem Hin-
sehen zu Tage treten, sind zahlreich, und somit ergeben sich natürlich
auch etliche Fragen. Uns interessieren aber eigentlich nur drei. Die
erste betrifft die Grundorientierung. Wer hat die Aufnahmen produziert:
Columbia, Odeon oder Parlophon? Vorläufige Antwort: Es kann jede dieser
Marken in Betracht gezogen werden, denn sie alle kommen im Zusammenhang
mit den beiden Hubermanschen Einspielungen als etwa gleichermaßen
relevant vor. All das verwundert zunächst, doch muß man sich klarmachen,
daß die drei Plattenmarken im strengen Sinn keine separaten Firmen
waren. Sie hatten vielmehr zum einen gemeinschaftlich auf dem Gelände
der Lindström A.-G. ihren Standort und waren zum anderen darüber hinaus
========================================================================
Und außerdem Seite E?
========================================================================
verschwistert und verschwägert (siehe weiter oben die Ausführungen zu
Lindström, Columbia, Odeon, Parlophone, und auch zu EMI und Electrola).
Zunächst zu Odeon. Hier sollte noch einmal die Grundtatsache in Erin-
nerung gerufen werden, daß es im Dezember 1929 der Odeon-Satz O-8737/
8740 ist, der als Neuerscheinung auftaucht und nicht ein Parlophon-Satz,
und das, obwohl in der betreffenden Zeitschrift ständig Parlophon-
Platten besprochen werden. Außerdem ist die Aufnahme bzw. Ausgabe in der
Diskographie Sieben/Wahl Odeon 1988 mit eigenen Matrizennummern ver-
zeichnet, allerdings mit dem Hinweis, es sei eine Übernahme von Columbia
(siehe Tabelle 3). Takes sind nicht angegeben (siehe dazu unten unter
"Parlophon"). Bestätigt wird die Herkunftsangabe "Columbia" durch eine
gesonderte Aufstellung in eben dieser Odeon-Diskographie, betitelt mit
"Die Übernahmen von Parlophon und Columbia mit deren Original-Matrizen-
Nummern und Aufnahme-Daten" (siehe Tabelle 4) (Anmerkung zur dieser
Aufstellung "Die Übernahmen...": Über just der Columbia-Matrizen-Kolon-
ne, die Huberman-Einspielungen enthält, ist durch einen Schreibfehler
Parlophon statt Columbia angegeben).
Demgegenüber spricht für eine Produktions-Federführung unter Parlo-
phon weniger die Verzeichnung der Aufnahme in der Diskographie Parlo-
phon II 1990, sondern insbesondere die Ausführlichkeit der Take-Angaben
und außerdem das Fehlen eines Übernahme-Hinweises, zumindest soweit die
Hauptsitzung vom 28. Dezember 1928 betroffen ist (siehe Tabelle 1, und
vergleiche außerdem die Matrizennummernangaben der Tabellen 1 bis 4).
Für Parlophon spräche, allein für sich genommen, auch die in der Tabelle
1 angegebene Ausgabe P. 9855/9858. Sie gehörte zu den Hochpreis-Aus-
gaben, für die, wie in Sieben/Wahl berichtet wird, die Nummernserie 9800
reserviert war; ihre Einführung erfolgte im Sommer 1927. (Der Satz P.
8928/8931, siehe Tabelle 1 und 2, dürfte hier in unseren Überlegungen
keine Rolle spielen, er war, wenn er überhaupt existierte, für Italien
bestimmt.)
Die Frage, wann der deutsche Parlophon-Satz veröffentlicht wurde, ist
derzeit nicht definitiv zu beantworten. Nach den Bestellnummern zu
urteilen {*1}, käme Ende 1929 in Betracht. Das wiederum bedeutete eine
gewisse Gleichzeitigkeit mit dem spätestens im November dieses Jahres
veröffentlichten Odeon-Satz. Insofern könnte sich also die Annahme, der
Odeon-Satz verkörpere die Erstveröffentlichung, ohne weiteres auch als
falsch erweisen. Doch derlei nach Bestellnummern vorgenommene Einschät-
zungen sind ein sehr vages Unterfangen, besonders bei Parlophon und
Odeon, da bei beiden Marken die Bestellnummernvergabe vorausgreifend,
absichtlichen Freiraum gestaltend und auch unregelmäßig gehandhabt
wurde. Wobei man wiederum sieht, wie wichtig, nämlich Tatsachen schaf-
fend, die Existenz der Rezension der Odeon-Ausgabe ist.
{*1} Die hier angewandte Methode ist einfach, setzt aber einige dis-
kographische, tonträger-historische Erfahrung voraus: Man geht von
einer angemessen großen Menge benachbarter Bestellnummern aus (das
wären hier Nummern aus der 9800er Serie) und stellt die dazugehörigen
Aufnahmedatierungen fest. Es eignen sich nur hauseigene Aufnahmen mit
klaren, präzisen Aufnahmedaten. Übernahmen oder problematische Datie-
rungen sind in der Regel wenig geeignet. In einem zweiten Schritt
werden nun Veröffentlichungsinformationen eingesammelt. Die Kriterien
zu deren Ermittlung sind mannigfaltig und unterschiedlich (weiteres
hierzu würde den Rahmen sprengen). Nun müssen Zeitabstände bestimmt
werden: Wieviel Zeit zwischen Aufnahme und Veröffentlichung verging
oder vergangen sein könnte. Aus diesen Daten gewinnt man dann einen
durchschnittlichen Zeitabstand, den wir "durchschnittliche Verarbei-
tungszeit" nennen wollen. Wir haben jetzt alles, was nötig ist. Ei-
nerseits Veröffentlichungsinfos, andrerseits eine Berechnungsmöglich-
========================================================================
Und außerdem Seite E?
========================================================================
keit: Die umsichtig gebildete Auswahl der Aufnahmedatierungen benach-
barter Nummern plus der "durchschnittlichen Verarbeitungszeit" ergibt
eine ungefähre, eine angenommene Einschätzung der Veröffentlichungs-
datierung der zur Debatte stehenden Bestellnummernhöhe ("Nummern
dieser Höhe sind in etwa dann oder dann erschienen"). Hier in dem
spezifischen Parlophon-Fall war als "durchschnittliche Verarbeitungs-
zeit" etwa ein halbes Jahr das Ergebnis der Bemühungen. Zweifellos
eine spekulative Methode, aber fürs erste oft genug hilfreich. Sie
ist keineswegs eine spinnete Phantasie, falls das einer meinen soll-
te. Sie arbeitet außerdem zweigleisig ("mit Gegenprobe"): 1. Welche
Veröffentlichungsdatierungen benachbarter Bestellnummern können
ermittelt oder angenommen werden? 2. Welch eine "durchschnittliche
Verarbeitungszeit" ergibt sich in der fraglichen Zeit? (Zur Proble-
matik siehe auch oben den Haupttext.)
Sollte übrigens 1929 als Veröffentlichungsjahr nicht zutreffen, könn-
ten nicht mehr sehr viele Jahresangaben in Frage kommen, da für das
traditionsreiche Etikett Parlophon die Jahre gezählt waren. Schon 1931
wurde die Produktion stark zurückgefahren, 1932 waren es nur noch einige
wenige Aufnahmen, und Februar 1933 wurde schließlich die Aufnahmetätig-
keit für 30-cm-Parlophon-Platten ganz eingestellt. Die Weltwirtschafts-
krise, die sich auch auf die gesamte Schallplattenindustrie katastrophal
auswirkte, hatte zugeschlagen. Parlophon ging im Odeon-Etikett auf (zu
Lindström, Parlophon, Odeon usw. siehe oben den Überblick), und das
hatte zur Folge, daß im Laufe der Zeit etliche Parlophon-Einspielungen
(als Wiederveröffentlichungen) unter dem Musentempel-Logo Odeon auf den
Markt kamen, so z.B. Aufnahmen von von Schillings (siehe unten). Den
Huberman-Satz brauchte man allerdings für die Odeon-Handelsschiene nicht
wiederzubeleben, da er, wie gesagt, schon seit 1929 auf Odeon vertrieben
wurde. Und so ist denn auch kein Wunder, daß er im Odeon-Katalog geführt
wird, und das noch 1936/37, ja selbst 1937/1938 noch, denn im Gesamt-
nachtrag vom November 1937 ist er nicht unter den (nebenbei bemerkt, nur
wenigen und zudem unbedeutenden) Streichungen.
Zweimal wird in der genannten Odeon-Diskographie (Sieben/Wahl 1988)
darauf verwiesen, Hubermans Aufnahme des Tschaikowskyschen Violinkon-
zerts sei eine Columbia-Aufzeichnung ("Übernahme von Columbia", siehe
oben). Dem wollen wir nun etwas nachgehen.
Dazu zunächst folgendes: In Parlophon II 1990 sind VOR dem Violinkon-
zert (zum Konzert siehe Tabelle 1 und 2) nur vier Aufnahmen mit Huberman
verzeichnet, kleine Duo-Stücke, mit Siegfried Schultze am Klavier (je
zwei am 4. Oktober und am 22. November 1928, zur letzteren Sitzung siehe
Tabelle 0). Es sind nirgends Bestellnummern angegeben, und dies heißt
vieldeutig so manches und nichts, eine der Varianten ist: Die Ein-
spielungen seien unveröffentlicht geblieben {*1}. Irgendein Hinweis auf
Columbia ist nicht vorhanden. Von daher könnten sie tatsächlich Parlo-
phon-Original-Produktionen sein, zumal auch Takes angegeben sind (je
Titel zwei, also acht)! NACH dem Violinkonzert (Tabellen 1 und 2)
tauchen in den Disographien Sieben/Wahl Parlophon II 1990 (30-cm-Plat-
ten) und auch in einer weiteren, Parlophon III 1990 (25-cm-Platten),
etliche Hubermansche Einspielungen auf (Tabellen 5, 5a), und sie ALLE
sind als Columbia-Übernahmen gekennzeichnet, wobei (außer bei der
"Melodie", siehe Tabelle 2) die Hinweise auch Matrizennummern enthalten,
aber keine Take-Angaben. Die einzigen Columbia-Take-Angaben in Sieben/
Wahl enthalten die der Tabelle 2 vorangesetzten Hinweise zu den beiden
"Ersatz-Takes" des Violinkonzerts (sie stammen aus Parlophon II 1990).
Die Matrizennummern sind typische Columbia-Nummern mit dem Präfix [W]AX
oder WAX {*2}.
========================================================================
Und außerdem Seite E?
========================================================================
{*1} Die Erklärung zum Fehlen der Angabe lautet wie folgt (S. 22):
Steht statt einer Bestellnummer "keine Angabe oder ein Strich [=
Bindestrich], so handelt es sich entweder um Aufnahmen 'auf fremde
Rechnung' [...], um für das Ausland bestimmte Titel, oder um vom
Künstler bzw. vom Werk verworfene Aufnahmen, die nicht wiederholt
wurden."
{*2} Die Präfices werden bei Columbia zum einen auf den Etiketten
angegeben, tauchen zum andern aber auch, und das ist diskographisch
die entscheidende Tatsache, im Plattenspiegel auf, als Einstempelung
bzw. Gravur. Das W oder ein im Plattenspiegel eingestempeltes w im
Kreis bedeuten im übrigen: elektrische Aufzeichnung nach dem Verfah-
ren der Western Electric Company.
Wir können bis jetzt also sagen: Es deutet so manches darauf hin, mit
gutem Grund anzunehmen, Columbia habe die Produktionsleitung innegehabt.
Und in der Tat: Huberman galt als "Columbia-Künstler", wie beispiels-
weise von Schillings mit Parlophon verbunden wurde, wobei derlei engere
Produktionsbeziehungen oft schon an der Art der Annoncen kenntlich sind,
in etwa mittels einer Foto-Unterschrift, Beispiele: Max von Schillings
(Parlophon), Georg Széll (Parlophon u. Odeon) (Quelle: Odeon-Hauszeit-
schrift "Der Ton", Juli 1929, nach Sieben/Wahl Parlophon II 1990, S. 20)
Da die Matrizen- und Take-Klärung in der Diskographie zwar unumgäng-
lich ist, trotzallem aber eine wenig anschauliche Materie darstellt,
dürfte es günstig sein, eine Verschnaufpause einzulegen. Diese wollen
wir für einen Zwischenüberblick nutzen: Die Tabellen 5 und 5a zeigen
alle veröffentlichten Parlophon-Ausgaben Hubermanscher Einspielungen,
sie alle erschienenen auch auf Odeon (auch das zeigen die beiden Tabel-
len). Take-Angaben hierzu vermerken die entsprechenden Odeon-Diskogra-
phien von Sieben und Wahl (Odeon 1988, Odeon IV 1993) nicht, auch die
oben angesprochene Parlophon/Columbia-Übernahmenliste enthält keine.
Nachweise über Takes findet man nur im Zusammenhang mit dem Violinkon-
zert, und hierbei nur in der Diskographie Parlophon II 1990 (siehe
Tabelle 1: Parlophon-Matrizen samt Take-Angaben, Tabelle 2: zwei
Columbia-Matrizen samt Take-Angaben).
Weiter mit Columbia: Zum Herkunftshinweis "Übernahme von Columbia"
paßt auch, daß, wie schon angedeutet wurde, in der traditionellen disko-
graphischen Literatur bezüglich des Violinkonzerts keine ausländischen
Parlophone-Ausgaben gefunden wurden, stattdessen, bis auf eine Ausnahme,
nur solche von Columbia. Das gibt nun allerdings der Überlegung Nahrung,
hier könnte, wie in den "Nach-Violinkonzert-Aufnahmen" auch, ein Colum-
bia-Auslandsauftrag oder ein Auftrag mit Zielrichtung Auslandsvermark-
tung vorgelegen haben (zur Schreibweise "Parlophon" beachte: im nicht-
deutschsprachigen Ausland oft nicht "Parlophon", sondern "Parlophone",
so z.B. in Frankreich, England und USA, in Italien aber: Parlophon).
Nun zu den Columbia-Bezügen, die in der Parlophon-Diskographie im
Zusammenhang mit dem Violinkonzert fallen (Tabellen 1 und 2). Ihre
Bedeutung ist alles andere als klar. So begleiten die Takes [-1] von
21155 und 21156 die Hinweise "arbeitet unter 21539" bzw. "arbeitet unter
21540" (Tabelle 1). Was genau mag dieses kryptische Deutsch heißen? In
der Lindström A.-G. nannte man Preßmatrizen "Werkzeuge". Vielleicht gibt
es hier einen Zusammenhang. Möglicherweise ist "arbeitet unter" irgend-
eine Übersetzung aus dem Englischen, vielleicht "works under": als
"Werkzeuge dienen" die Wiederholungen 21155 bzw. 21156. Vielleicht heißt
es auch nur "siehe unter", "läuft unter". Nicht weniger undurchsichtig
geht es dann bei 21538 und 21540 zu (Tabelle 2): Was genau heißt denn
"Ersatz für 21155, auf Columbia 4509-II" bzw. "Ersatz für 21156, auf
Columbia 4510-I". "Ersatz" scheint (scheint!) klar zu sein, aber was
========================================================================
Und außerdem Seite E?
========================================================================
heißt in Bezug auf Columbia das "auf"? Zunächst zu den arabischen
Zahlen: Sie sind keine Bestell-, sondern Matrizennummern (siehe Tabelle
4), und das bedeutet auch: "II" bzw. "I" können keine (wie bei Parlo-
phon üblich) Seitenkennzeichnungen sein; sie bezeichnen offensichtlich
Takes, im übertragenen Sinn hieße das dann wohl, bezogen auf Parlophon-
Verhältnisse, "21538-2" und "21540-1". So verstanden, könnte man also
"auf" vielleicht mit "befindlich auf", "übernommen von" oder ähnlich
übersetzen. Und wenn man nun gar, angesichts der Herumraterei, die Art
der Hinweise mit in die Überlegungen einbezieht, die in der Tabelle 5a
wiedergegeben sind, zum Beispiel "von Columbia WA 9155, auf O [Odeon] Be
9703", dann möchte man vermuten, "auf Columbia..." ist ein Schreib-
fehler: das "auf" hat "von" zu lauten. Derlei Interpretationen laufen
aber nun klar darauf hinaus, Columbia als die Produzentin anzusehen.
Tabelle 4 würde diese Deutung stützen, sie ist der Übernahmen-Auf-
listung in Sieben/Wahl Odeon 1988 entnommen, die etwa 350 von Parlo-
phon- bzw. Columbia-Einspielungen herrührende Odeon-Matrizen enthält
(siehe hierzu auch weiter oben), wobei es aber im Columbia-Part erheb-
lich an Ausführlichkeit mangelt (d.h. Take-Angaben fehlen so gut wie
ganz), doch ist der Mangel hierfür wohl auf Zerstörungseinwirkungen
zurückzuführen, die der Zweite Weltkrieg mit sich brachte, was die
Autoren auch damit andeuten, indem sie sagen, daß im "Gegensatz zu den
Parlophon-Aufnahmen" "bei Columbia nicht alle urspünglichen Aufnahme-
Daten" ermittelt werden konnten (S. 107). Man vergewissere sich im
Vergleich dazu nur der größeren Ausführlichkeit der im Parlophon-Band II
1990 unter dem Datum 28.12.1928 angegebenen Informationen (Tabelle 1).
Demgegenüber sind die Angaben zu den Columbia-Matrizen wirklich sehr
mager, mehr noch: Es stimmen die Datierungen nicht überein. Man ver-
gleiche Tabelle 4 mit den Tabellen 1 und 2. In der Columbia-Matrizen-
liste sind alle SIEBEN Matrizen des Konzertes mit der Aufnahmendatierung
"12.28" versehen, doch in der Parlophon-Diskographie (II 1990) weist die
Hauptauflistung nur FÜNF verwertbare oder verwertete Seiten auf, datiert
mit "28.12.28", zwei weitere, die Seiten 1 und 2 (diesmal ohne Parlo-
phon-, aber mit Columbia-Take-Angaben), haben die Datierung "16.08.29",
wobei sicherlich auch hier der im Odeon-Band geäußerte Hinweis gilt (S.
24 und 106), daß bei Übernahmen (von Columbia- bzw. Parlophon) das ange-
gebene Datum ein Übernahmedatum ist (meint: Datum der Übernahmen-Matri-
zierung).
Da nun aber das im Odeon-Band 1988 für die Übernahme des Konzerts
vermerkte Datum "16.08.29" als Übernahmedatierung ausgewiesen ist
(Tabelle 3), warum sollte, analog dazu, das (zudem gleiche) Datum in
Tabelle 2 nicht auch ein Übernahmedatum sein? Auf einer Langspiel-
platte, Electrola 1 C 053-01419 (eine Musterplatte), ist für die
Aufnahme des Violinkonzerts ebenfalls das Datum 16.8.1929 angegeben.
Als Vorlage könnten somit die Odeon-Daten gedient haben, das hieße
vielleicht auch, daß Odeon-Matrizen oder -Platten verwendet worden sind
(Angaben nach Archivkartei, Standort der LP ist bekannt, Überprüfung bei
Gelegenheit).
Wie zu sehen, gibt es hier einiges an Unklarheiten, an Widersprü-
chen. Und im Fall der "Melodie" sind sie nicht geringer. Als Aufnahme-
jahr wird im Odeon-Band 1988 in der Übernahmenliste "[19]29" angegeben
(Tabelle 4), in der eigentlichen Odeon-Matrizenliste, es ist eine
aufsteigende Matrizenliste, genauer (?) "16.08.29" mit dem Hinweis
"Übern. v. Columbia" (Tabelle 3). Demgegenüber ist die Einspielung im
Parlophon-Band II 1990 (auch hier mit dem Hinweis "Übern. v. Columbia"
versehen) der Parlophon-Matrizennummer 21552 entsprechend, zwischen
"21.08.29" (21551) und "06.09.29" (21553) eingereiht. Demnach fand die
Übernahme also nicht zusammen mit all den auf den "16.08.29" datierten
Übernahmen statt, die für Odeon und Parlophon angegeben sind. Wann aber
========================================================================
Und außerdem Seite E?
========================================================================
wurde das Stück aufgenommen?
Womit das Thema Einspielungsdatierung angesprochen wäre, siehe dazu
Tabelle 5; sie versucht, deutlich zu machen, erste Wahl ist für das
Violinkonzert die Angabe "1928" und für die Melodie, op. 42, Nr. 3,
"Anfang 1929".
Die genannte Tabelle 5, aus Daten der Diskographien Sieben/Wahl Odeon
1988 und Sieben/Wahl Parlophon II 1990 zusammengebastelt, ist etwas für
engagierte Diskographen. Unproblematisch ist sie nicht: Sie hat posi-
tive, aber auch negative Seiten. Eine negative ist die Tendenz zur
Oberflächlicheit hin: Einzelheiten, vor allem nicht gefügige, werden
unter den berüchtigten Flicken-Teppich gekehrt. So wurden beispielsweise
die Takes 4509-II und 4510-I (siehe Tabelle 2) optisch nicht berücksich-
tigt, bevorzugt wurden hingegen 4509 und 4510 aus der in Sieben/Wahl
Odeon 1988 wiedergebenen "Übernahmen-Liste" (Tabelle 4), die leider
keine Take-Angaben aufweist. Natürlich kann 4509-II eine Nachaufnahme
sein, für die das Datum 16. August 1929 gelten könnte (Tabelle 2), aber
für 4510-I, als ein Take 1, ist das nach aller Erfahrung jenseits jeder
Wahrscheinlichkeit. Der 16. August 1929 dürfte vielmehr ein Übernahme-
datum sein, genau DAS liegt eher auf der Hand, nichts anderes. Und
demnach ist nach allem, was hier diskutiert wurde, für das Violinkonzert
der Dezember 1928 als Aufnahme-Datum anzunehmen. 1928/1929 oder nur 1929
sind hingegen (dem gegenwärtigen Kenntnisstand gemäß) auszuschließen.
Für die "Melodie" legt die (zweifellos lückenhafte, also provisorische)
Matrizennummernliste "Anfang 1929" nahe.
Wichtig ist zu sehen, daß in Tabelle 5 keinerlei offenkundige Wider-
sprüche auszumachen sind. Und man beachte hierbei auch, daß die Parlo-
phon/Odeon-Übernahmen-Daten eng miteinander zusammenhängen. Manchnmal
sind sie sogar gleich, und in anderen Fällen läßt sich eine Zusammen-
gehörigkeit ohne weiteres vermuten.
Wie leicht ersichtlich, sind etliche Fragen offen. Nachrecherchen
wären nötig, können allerdings derzeit nicht angegangen werden. Sie sind
aber wohl möglich, da mir (wenn auch teilweise unleserliche) Kopien der
Aufnahmenbücher der Lindström A.-G. zugänglich sind und zudem auch ein
Standort der Odeon- und Parlophon-Sätze bekannt ist. Somit hoffe ich,
über kurz oder lang weitere Einzelheiten mitteilen zu können.
Weiter
[aussdm02]
|