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Pulcinella - Tafel 2: Orchestersuite 1
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Igor Strawinsky: Pulcinella-Suite, Taschenpartitur 1924, Einband hinten, Werkliste

Suite de Pulcinella, Taschenpartitur 1924, Einband hinten
Russischer Musikverlag: Strawinskys Werke (Les Œuvres d'Igor
Strawinsky), Stand 1925
(Zur Originalgröße und zu einigen bibliographischen Daten der
StPa siehe im Haupttext die Abbildung der Einbandfrontseite)

Je bemerkt? - Klammheimlicher Wandel I

Igor Strawinsky: Suite de Pulcinella, Taschenpartitur 1924, Ziffer 53, Ausschnitt

Suite de Pulcinella, Taschenpartitur 1924, Tarantella,
Ziffer 53, Ausschnitt (Ballett-DiPa 1924, Ziffer 132:
identisch, aber ohne Wiederholung)
Filigranes Webmuster der Zwanziger (Chaos-)Jahre?
(Der vertikale Text lautet "pour la reprise les vents
et le quintette-solo „tacet” cette mesure".)  

Igor Strawinsky: Suite de Pulcinella, Taschenpartitur 1949, Ziffer 53, Ausschnitt

Suite de Pulcinella, Taschenpartitur 1949, Tarantella,
Ziffer 53, Ausschnitt (revidierte Ballett-DiPa 1965,
Ziffer 132: identisch, aber ohne Wiederholung)
Nachkriegszeit: Stromlinienform, Glätte der 1950er
Jahre.
Der Komponist hat natürlich das letzte Wort. Aber ich
hätte hier gern mal mit ihm diskutiert.

PS. Im Klavierauszug des Gesamtballetts (Chester,
1920) ist die Stelle ohne irgendwelche Phrasierungs-
bögen abgedruckt (S. 58, Allegro moderato, mezzo-
forte e staccato; Nr. 17 in der hier angebotenen
Quellenauflistung, siehe Haupttextseite).

Je bemerkt? - Klammheimlicher Wandel II

Igor Strawinsky: Suite de Pulcinella, Taschenpartitur 1924 und 1949, Ziffer 118 (Schluß), Horn in F I

Suite de Pulcinella, Taschenpartitur 1924 und 1949, Horn I in F,
Ziffer 118, davon die letzten 8 Takte

Ziffer 118 (= Werkschluß): Miteinander zweier Linienelemente

1) Trompete (Horn II in F zwei Oktaven tiefer colla parte, beide
Stimmen als "Solo" und mit "ff" bezeichnet, jeder Ton marcato), 15
(in der Suite 1924 durch eine Notenseite einsparende, aber seltsam
gesetzte Wiederholungszeichen scheinbar 17) Takte lang: Achtmal ein
gleiches Motiv.

2) Horn I in F (Posaune eine Oktave tiefer colla parte): Sechs-
Töne-Perpetuum-Mobile-Welle, geordnet von und konfrontiert mit der
2/4-Taktstanze (siehe Notenbeispiel, beachte: die Skizze ist zwecks
Vergleich andeutungsweise vertikal geordnet, orientiert am Auf und
Ab der Tonfolge).

Wellenspiel: Die Perpetuum-Mobile-Welle bildet zur treibenden
Oberstimmen-Beharrlichkeit eine Parallel- und Gegenwelle.
Sind Taktbetonungsunterschiede erwünscht? Interpretierbar? Hörbar?
Inwieweit wird die 1949er Abänderung als solche deutlich?

PS. Suite-Ziffer 118 ist in den Ballett-Editionen von 1924 und 1965
(© 1966) die Ziffer 203: Und das ist die dritte Fassung des Wellen-
spiels, sie gleicht der 1924er Suite-Fassung, einziger Unterschied 
dazu: Auftakt und Takt 1 sind zu einem 3/4-Takt zusammengezogen.
Dementsprechend ist auch bei der Wiederholung der ersten 7 Takte
der Takt 8 - nach sechs 2/4-Takten - wieder ein 3/4 Takt.

Der Klavierauszug des Gesamtballetts (Chester 1920) stimmt metrisch
mit der Fassung der Suiteausgabe von 1924 überein, allerdings weist
er keine Marcato-Zeichen auf (S. 86).

Antrieb und Welle, Ballettversion

Igor Strawinsky: Pulcinella, Ballett, Dirigierpartitur 1924, Ziffer 203 (Schluß), Ausschnitt

Igor Strawinsky: Pulcinella, Ballett, Dirigierpartitur 1924, Ziffer 203, Ausschnitt, Fortsetzung

Pulcinella, Gesamtballett, Dirigierpartitur, Russischer
Musikverlag 1924, Seite 154 (letzte Seite), Ziffer 203,
Blech (Hörner I und II in F, Trompete in C, Posaune)
"Revised Editon 1965" (S. 160): Gleicher Notentext,
allerdings Takt 1 mit "(3/4)"-Vorzeichnung.

Editorische Anmerkung:
 
1) Die Seite 154 der 1924er Dirigierpartitur des Gesamt-
balletts stammt von einer Druckvorlage ab, von der auch
die letzte Seite der 1924er Partitur der Suite de Pulci-
nella abstammt. Und wie in dieser Aussage schon durch-
schimmert: Ganz gleich sind die Seiten nicht. Denn im
Vergleich zur Suitepartitur ist der Kopfteil der Ballet-
DiPa bis einschließlich der 2/4-Vorzeichnung in Takt 2
ein anderer Stich. Abgeändert wurde - wegen der Ummetri-
sierung - höchstwahrscheinlich die Ballettseite, das
heißt, die Suiteseite ist wohl mit dem Original iden-
tisch (siehe nachfolgend).

2) In der revidierten Partitur des Gesamtballetts von
1965 (© 1966) steht die Ziffer 203 über dem Wieder-
holungszeichen, also korrekt am Taktanfang. So, zu
Anfang eines Taktes, sollten Ziffern auch plaziert sein.
Doch 1924 ist das nicht so. Die Ziffer steht IM (!) Takt,
sie ist der Zwei des Takts zugeordnet. Der Grund für
dieses Kuriosum wird im 1924er Druck der Suite deutlich.
Die "Gesamtballett-Zwei" ist dort die Eins (siehe oben
die handgeschriebene Skizze) und es steht denn dort auch
- völlig richtig der Eins zugeordnet - die Ziffer 118.
Doch bei der Einrichtung des Ballet-DiPa vergaß man -
offenbar die Suite-Vorlage vor Augen - die Ziffernposi-
tion um ein Viertel zurückzuversetzen (siehe unten die
Abbildung).

Wie zu sehen: Solcherlei Beoabchtungen tragen zur (mitt-
lerweile sehr verfestigten) Annahme bei, bei der Erstel-
lung der beiden Partituren sei der Suite zeitlich ein
gewisser Vorrang beigemessen worden. Nicht umsonst lau-
ten denn auch die Plattennummern R.M.V. 409 (Suite) und
R.M.V. 410 (Gesamtballett), wobei die erste und letzte
Seite der Suite die Nummer R.M.V. 409A haben (Weiteres
zur Erstellung der Partituren siehe Haupttext, zur
Ballettpartitur von 1924 und zum Ballettstimmenmaterial
siehe Abteilung "Pulcinella: Orchester-Suite, Partituren
bis 2002, Editorisches 4").

Igor Strawinsky: Pulcinella, Ballett, Dirigierpartitur 1924, Ziffer 203, Ausschnitt

Ziffer 203 - leicht ver-rückt {*1}
Pulcinella, Gesamtballett, Dirigierpartitur,
Russischer Musikverlag 1924, Seite 154 (letzte
Seite)
Beachte: Deplazierung der "203" nicht nur über,
sondern genauso auch unter dem Systemblock.

{*1} Und der Längsstrich zeigt: da war wohl
jemand etwas irritiert. Denn im KlA und in
der Suitepartitur ist dort ein Taktstrich.
In eingesehenen Leihmaterialstimmen war
die Ziffer richtig plaziert (= vorgerückt).





















[tafel_pulc_02]

Online: 15.4.2010, Version: 1.18, 15.5.2011

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