Vororientierungen [Stand 1985] Seite 54
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Süddeutscher Rundfunk (SDR): I. Zentralfunkhaus Stuttgart
1) Aufnahmeräume (heutige Situation kurzgefaßt)
Die meisten Klassik-Aufnahmen des Stuttgarter Hauses kommen aus
dem "Block" Sendesaal 1 (Villa Berg), Sendesaal 2 (Funkstudio Berg),
Kammermusikstudio (Funkstudio Berg) und Konzerthaus Stuttgarter Lieder-
halle.
2) Rahmendaten zur Entwicklung
Das Sendegebiet des SDR umfaßt Zentral- und Nord-Baden-Württemberg.
Um seine Versorgung kümmern sich - soweit der Hörfunk betroffen ist -
neben dem Stuttgarter Stammhaus vier Regionalstudios, von denen aller-
dings nur zwei, die Studios Karlsruhe und Heidelberg-Mannheim, mit
eigenen klassischen Aufnahmen hervortreten.
Im vom Krieg sehr mitgenommenen Stuttgart eröffnete die amerikanische
Besatzungsmacht am 3. Juni 1945 den letzten Sender ihrer süddeutschen
Zone: Radio Stuttgart (zur anfänglichen Bezeichnung siehe BR, zu OMGUS
usw. vgl. RIAS). Da das Funkhaus des einstigen Senders Süddeutsche Rund-
funk A.-G. - kurz Sürag - (ab April 1934: Reichssender Stuttgart) nebst
allen wesentlichen Sendeeinrichtungen zerstört worden war (das Funkhaus
war im April 1945 von den "Verteidigern" gesprengt worden), erfolgte die
frühe Rundfunkarbeit von einem amerikanischen Armee-Übertragungswagen
aus. Lange währte dieser notdürftige Zustand allerdings nicht: Schon im
August bezog man im zukünftigen Funkhaus, dem Telegraphenbauamt der
Post, Neckarstraße 145, einige mit einfachen Mitteln hergerichtete
Räume. Der erste in etwa vollständige Ausbau des Hauses war wahrschein-
lich 1947 abgeschlossen. Am 22. Juli 1949 beendeten die Amerikaner ihre
militärische Führung und übergaben Radio Stuttgart "in deutsche Hände",
d. h. der Sender arbeitete nun gemäß dem am 6. April 1949 beschlossenen
Gesetz als eine Anstalt des öffentlichen Rechts. Was man bei diesem
Schritt gleich mit reaktivierte, war die alte Bezeichnung "Süddeutscher
Rundfunk". (Die Nebenbezeichnung "Südfunk" tauchte schon früh auf.
Beispiele: 1. Im Januar 1947 erhielt die seit Dezember 1945 existierende
"Radio-Woche", das wöchentliche Mitteilungsblatt der Pressestelle von
Radio Stuttgart, den Namen "Südfunk-Kurier". 2. Am 1. April 1951 begann
Erwin Lehn mit dem Aufbau des Südfunk-Tanzorchesters, das von Anfang an
diese Bezeichnung trug.) "Geographisch" gab es bei der Verselbständigung
keine Veränderung, d. h. als Funkhaus diente auch weiterhin das Gebäude
Neckarstraße 145. Erst am 10. März 1976 kam hier der entscheidende Wen-
depunkt, von diesem Tag an sendete nämlich der SDR aus dem neuen Funk-
haus, Neckarstraße 230 (nahe dem Villa-Berg-Park, vgl. unten).
Über die Studioentwicklung im alten Funkhaus - also wann was zu
welchem Zweck erstellt wurde - ist nur wenig bekannt. Gelegentlich ver-
liert sich sogar der rote Faden: Zu oft wurde nach dem ersten
vollständigen Ausbau umgebaut und umfunktioniert. Und 1954 ergänzte
sogar noch ein Erweiterungsbau das alte Stammgebäude; er enthielt zwar
keine Studios, schaffte aber im Hauptbau Luft für neue Umbauten.
Begonnen hat der Studiobetrieb am 1. oder 17. Dezember 1945 (Quellen-
divergenz); zur Verfügung hatte man "vier Senderäume", unter ihnen das
rd. 260 cbm umfassende Studio I, das "größte" der im alten Funkhaus ent-
standenen neun Studios. Die Anzahl "neun" geht aus einer Aufstellung
"Hörfunk-Studios" von ca. 1973 hervor. Aber es gab darüber hinaus noch
Hilfsstudios und dergleichen. Man beachte, daß gemäß der Unterlagen die
Volumina der andern acht, der Studios II bis IX, nicht über 81 cbm
hinausreichten. Begegnet man also (wie mir geschehen) auf Karteikarten
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zu Opernaufnahmen einem "altehrwürdigen" Eintrag wie "Studio 3" - es
hatte angeblich 46 cbm -, wird man wohl um einige Überlegungen und
gesonderte Recherchen nicht herumkommen. Im Jahr 1947 kamen zu den "vier
Senderäumen" zwei weitere wichtige Räume hinzu: Studio V (Hörspielstu-
dio, 81 cbm, später mit wandelbarer Akustik) und Studio VI (Kammermusik-
studio, 68 cbm). Es versteht sich eigentlich von selbst, daß das soge-
nannte Kammermusikstudio nur für Kleinstbesetzungen (bis Klavierquintett
in etwa) geeignet sein konnte. 1954 wurde es im übrigen für Hörspiel-
zwecke akustisch so eingerichtet, daß es auch als schalltoter Raum
genutzt werden konnte.
Die "musikalische Raumfrage" war also, wie man sieht, ein lange Zeit
akutes Problem. Und so mußten denn auch schon früh (seit 1946) angemie-
tete Räume das Funkhaus ergänzen. Einigermaßen anschaulich geht das aus
dem im Dokumententeil unter "1946, Stuttgart: Zwischen Ruinen und
Schwarzmarkt" wiedergegebenen Schriftstück hervor. Daß der Autor die
Anfänge des Südfunk-Unterhaltungsorchesters im Auge hat, ändert nichts
am Prinzip. Drei der dort angesprochenen Säle muten besonders obskur an,
doch sie existieren noch heute: Straßenbahner-Waldheim, Friedrich-
Strobel-Weg 55, Stuttgart-Degerloch; Saalbau und Gaststätte "Sängerhalle
Untertürkheim", Lindenschulstraße 29, Stuttgart-Untertürkheim; Hotel-
Restaurant "Alte Krone", Großglocknerstraße 4, Stuttgart-Untertürkheim.
Der jeweilige Nutzungsbeginn ist noch nicht abschließend geklärt. In der
erwähnten Studioliste von ca. 1973 steht für die "Krone" 1947 (eine
andere Quelle bestätigt dies: Mitte 1947), für das "Waldheim" wird 1950
angegeben (was ja wohl so nicht sein kann, vgl. unten) und für die
"Sängerhalle" lautet das Jahr 1951. Für alle diese Säle findet oder fand
man in damals zeitgenössischen Materialien, auf uralten Bandkartonauf-
klebern usw. immer wieder mal eine unbekümmerte Angabe wie "Konzertsaal
Stuttgart". Dann ist guter Rat teuer.
Das im Dokument "Stuttgart 1946" erwähnte "Kammertheater" ist in der
Tat das heutige Kammertheater im Großen Haus der Württembergischen
Staatstheater, Neckarstraße 5. Es war, da das Kleine Haus den Krieg
nicht überstanden hatte, im dritten Stock eingebaut worden. Raummangel
zwang dazu, dieses kleine Theater bis in die 50er Jahre hinein für alle
Zwecke - z. B. auch für Kammerkonzerte - einzusetzen (Eröffnung: 22.
Dezember 1946, damals 400, heute ca. 250 Sitzplätze). Der allerfrüheste
(Außen-)Raum überhaupt scheint aber ein amerikanischer Offiziersclub
namens "Metropol" oder "Hollywood" (Quellendivergenz) im beschlagnahmten
Finanzministerium (Eduard-Pfeiffer-Haus), Heusteigstraße 45, gewesen zu
sein. Bekannt ist hierzu nur, daß er 1946 vom Radio-Orchester benutzt
wurde, weil das Studio I allein schon vom Volumen her (rd. 260 cbm) oft
überfordert war. (In diesem Saal wurde später der provisorische Tagungs-
raum des Landtags untergebracht. Heute dient das Haus als Frauenwohn-
heim. Man verwechsle den Saal nicht mit dem wohl 1949 eröffneten, 1950
mit Sicherheit schon existierenden Filmtheater bzw. Mehrzwecksaal "Me-
tropol-Palast", Bolzstraße 10.)
Im Mittelpunkt der Klassikproduktion standen von den damaligen
Außenräumen der Waldheim-Saal als Konzert- und Aufnahmesaal für große
Besetzungen und die "Krone" als eigentliches Produktions- und Allround-
studio für Besetzungen vom Soloklavier bis hin zur Wagner-Oper. Aus bei-
den Räumen sind genügend Aufnahmen erhalten geblieben, auch ganz frühe,
Krone: 1948 und Waldheim: 1949. Das früheste hier verzeichnete Band
stammt allerdings erst von 1954, vgl. unten die "Pantographie" (zur
"Krone" vgl. auch Dokumententeil: 1955, Stuttgart). Es muß noch ergänzt
werden, daß man mit "Krone" eigentlich den großen Saal des "Krone-Gast-
hofs" meint. Es gab aber auch noch einen kleineren Raum ("kleiner
Saal"), er diente jedoch dem Vernehmen nach nur für Proben oder tech-
nische Zwecke.
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RR Waldheim-Saal: rd. 6700 cbm (Mehrzweckraum, rechteckige Grundfläche),
wahrscheinlich 2,2 sec/Q 1954, großes Sinfonieorchester mit Chor, ca.
700 Sitzplätze (Bedarfsbestuhlung, Empore).
Im April 1951 gelang mit der Inbetriebnahme des Studiobaus "Villa
Berg" der erste große Schritt aus den Provisorien. Die Villa Berg ist
ein ehemaliges Herrschaftshaus (1853 fertiggestellt), das im Zweiten
Weltkrieg stark beschädigt worden war. Der SDR hatte es erworben, wie-
deraufgebaut und mit einem großen Sendesaal versehen. Somit besaß nun
das Sinfonieorchester seine eigene Arbeitsstätte und dementsprechend
festlich beging man auch am 15. April die Einweihung mit einem Konzert,
das die eigens zu diesem Anlaß veranstalteten "Musiktage Stuttgart 1951"
eröffnete (15.-21. April). Auf dem Programm des Schlußkonzerts stand
auch ein Werk Strawinskys, wen wundert's: Le sacre du printemps (Sin-
fonie-Orchester des SDR unter Hans Müller-Kray, kein Band überliefert).
Alle Notlösungen waren aber noch lange nicht beendet; dies kam erst,
als das neben der Villa Berg erbaute Funkstudio Berg 1959 fertigestellt
werden konnte. Es enthält u. a. eine Hörspielgruppe, deren großes Studio
rd. 960 cbm umfaßt, das Kammermusikstudio und den zweiten Sendesaal. Dem
Betrieb übergeben wurden zunächst - am 18. Januar - der Hörspielkomplex
und das Kammermusikstudio, der Sendesaal folgte in den nächsten Monaten.
Die Eröffnung des ganzen Neubaus fand am 22. Juli statt; man hatte sie
verbunden mit der Feier zum 10-jährigen Bestehen des SDR als öffentlich-
rechtliche Anstalt. (Beachte: Die Datierung 18. Januar - sie stammt aus
SDR-Chroniken, z. B. in SDR, 1959 - scheint etwas unsicher zu sein, denn
in einem an mich gerichteten Brief vom 24. August 1984 heißt es: "Für
das Kammermusikstudio gibt es kein ... [festes Eröffnungs- oder Einwei-
hungs-]Datum, da das Funkstudio Berg - beginnend mit dem Hörspielkomplex
am 12. [sic] 1. 1959 - schrittweise in Betrieb genommen wurde.")
RR Sendesaal 1 (Villa Berg): rd. 5800 cbm (nach Abzug des Podiums, aber
mit dem Raum, den die freihängende Rabitzdecke einschließt; Thiele,
1953: 5000 cbm; Kuhl, 1954 und Meyer/Thiele, 1956: 4500 cbm; Grund-
fläche: sektorformig), 1,4 sec/Q 1956 (bestätigt durch eine Messung
von 1978; mit neuer Bestuhlung: 1,25/Q 1984, Messung von 1983),
großes Sinfonieorchester mit Chor, ca. 300 Sitzplätze (in einer
Ebene). Innenraumfotos: SDR, Programmheft zur Woche der leichten
Musik 1951; SDR, 1959 (mit der im Juni 1952 eingeweihten Orgel).
RR Sendesaal 2 (Funkstudio Berg): rd. 4200 cbm (nach Abzug aller Po-
deste; Grundfläche: im Prinzip ein unregelmäßiges Fünfeck, Wand hin-
ter dem Orchesterpodium verrundet), 1,5 sec/Q 1984 (Messungen von
1980 und 1981, Änderung der Nachhallkurve z. Zt. in Arbeit [August
1984]), großes Sinfonieorchester mit Chor, ca. 100 Sitzplätze (hinter
einer Blende, in Treppen ansteigend). Inneraumfotos (Bühnenpartie mit
Reflektoren, Orchester auf dem Podium): SDR, [1965]; SDR, Jahres- und
Geschäftsbericht 1976.
RR Kammermusikstudio (Funkstudio Berg): rd. 770 cbm (Grundfläche: läng-
liches Trapezoid), 0,8 sec/Q 1984 (Messung von 1968), keine Bestuh-
lung. (Anmerkung: Es liegen im Historischen Archiv des SDR von allen
drei Studios hervorragende Fotos vor.)
Abbildungen
Grundrisse, Fotos
vgl. Literaturverzeichnis (fehlt noch)
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Nun kommen wir zu einem dokumentarischen Problem. Es ist wohl nicht
auszuschließen, daß Forschungsarbeiten über Klassikaufnahmen der Jahre
1959 bis etwa 1972 auf die eine oder andere archivarische Angabe treffen
werden, die die Sendesaalzuordung nicht mit der nötigen Sicherheit
festzuhalten scheint. Wie kann da geholfen werden? Zunächst vielleicht
mit einigen Beobachtungen.
Das Prinzip der heutigen Nutzung der beiden großen Sendesäle - im
Sendesaal des Funkstudios Berg das Sinfonieorchester und im Sendesaal
der Villa Berg, abgesehen von gelegentlichen Konzerten, Orgel- und Chor-
aufnahmen, die Unterhaltungs- und Tanzmusik -, diese Nutzungstrennung
wurde offenbar nicht schon 1959, sondern erst später, wahrscheinlich
Ende 1962/Anfang 1963, eine beibehaltene Praxis. Ob im übrigen genau
diese Aufteilung von Anfang an überhaupt geplant war, ist zweifelhaft.
Wenn doch: Einen der Gründe für den erst später vollzogenen Wechsel des
Sinfonieorchesters könnten die Bauarbeiten zu dem nahe gelegenen Fern-
sehkomplex gebildet haben (Beginn des Erdaushubs: 8. Februar 1960,
Richtfest: 29. Juni 1962). Beachte aber: Das Kammermusikstudio wurde
durchgehend genutzt, vielleicht deshalb, weil eine Kammermusik-Termin-
planung relativ flexibel zu bewerkstelligen ist. Doch bleiben wir bei
der These, daß die Zweckbestimmung der beiden Sendesäle zunächst eher
offen war, daß also so etwas wie eine Art akustische Probezeit angenom-
men werden kann, nach dem Motto: Wer die Wahl hat, hat die Qual! Es gibt
viele Indizien, die für diese Annahme sprechen. Eines der Indizien ist,
daß der neue Sendesaal, wenn nicht alles täuscht, im Konzertgeschehen
(bzw. in Konzertprogrammen) klassischer Musik nach 1959 erst wieder
Anfang 1962 auftaucht (vgl. den Sonderprospekt zu den Tagen für zeitge-
nössische Musik, 30. März - 1. April). Natürlich sollte man Konzertpro-
grammen gegenüber skeptisch sein, denn sie haben wegen ihrer Voraus-
abfassung nur eine eingeschränkt triftige Aussagekraft. Doch in diesem
Fall zeigt sich kein offenkundiger Widerspruch zu Karteikartennachwei-
sen, die ja hier eine Hauptquelle für das Verzeichnis und die "Vororien-
tierungen" darstellen. Wer sich allerdings etwas genauer mit diesem so
wertvollen Quellenfundus beschäftigt, wird plötzlich gewahr, daß manche
der auf den Karten von 1959 bis Anfang der 70er Jahre vermerkten Anga-
ben, Abkürzungen und (Techniker-)Kürzel für die beiden Sendesäle, wenn
nicht sogar für alle drei Musikstudios, mit einem Mal mehr oder minder
leicht verwechselbar erscheinen. Im Zweifelsfall sollte man vielleicht
nichts auf sich beruhen lassen, sondern - sofern ein begründetes wissen-
schaftliches Bedürfnis um Genauigkeit unumgänglich ist - das dokumenta-
rische Fachwissen vor Ort um Rat fragen und mit dessen Hilfe so tief
"graben", wie nur irgendmöglich. "Tief graben" heißt mancherlei. Zum
einen sind die Bandkartons mit ausgefüllten Formularen beklebt, die zwar
meist Durchschläge der Karteivorlagen sind, aber eben nicht immer, auch
weisen sie gelegentlich (handschriftliche) Zusatzinformationen auf. Zum
andern ist insbesondere nach den Formularen "Anmeldung für Schallauf-
nahme" oder "Anmeldung für Probe-Schallaufn.[ahme] u. Ü.[betragungs-
wagen]-Dienst" zu suchen. Diese Anmeldungen liegen oft Bändern als
Begleitscheine bei. Sie enthalten auf der Vorder- und Rückseite neben
maschinenschriftlichen Angaben häufig eine Fülle von handschriftlichen
Eintragungen, die den ganzen Produktionsprozess von der Aufzeichnung bis
zum Schnitt betreffen können; das kann bedeuten, daß dort auch - sofern
die Produktion mehrere Werke umfaßte - die Aufsplittung des Auftrags auf
mehrere Bänder samt den dazugehörigen Nummern vermerkt ist. Mit anderen
Worten: Auf diesen "Anmeldungen" ist unter Umständen von der Projektie-
rung über eine Terminverlegung bis hin zum Placet des Aufnahmeleiters
alles mögliche zu finden. Das Einlesen in die Fach- und Kürzelwelt ist
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allerdings mitunter nicht ganz einfach. (Bedeutende Beispiele im
Dokumententeil: 1955, Strawinsky in der Villa Berg und im Mannheimer
Musensaal).
Vielleicht gibt es auch (noch) Eintragungen in Auftragsunterlagen
bzw. -büchern. Sie könnten ebenfalls von Bedeutung sein, allerdings wäre
zu prüfen, inwieweit im Fall einer Produktionsänderung (Terminverlegung
usw.) die Pflege der "Rückwärtskorrektur" betrieben wurde. Auch ein
Blick in die Geschäftsberichte des SDR kann wichtig werden; in ihnen
finden sich im Grunde regelmäßig irgendwelche technischen Angaben über
die Aufnahmeräume, mit anderen Worten: es tauchen dort nicht nur Benen-
nungen, sondern auch technische Beschreibungen auf, durch die man mit
Hilfe der dargestellten Zusammenhänge eigentlich recht schnell von der
Studiosituation eine Vorstellung erhält - doch nicht immer helfen die
damaligen, ab und zu internen, Formulierungen einem heutigen Fernste-
henden auf die Schnelle weiter.
Es folgt nun ein kurzer Überblik über die Detaillage. Die Kartei-
kartenangabe "Villa Berg" bis Ende 1958 ist völlig klar, der Erfahrung
nach auch das spätere "FST II" (Funkstudio Berg Sendesaal II). Doch was
ist im Oktober 1959 mit "Villa Berg II"? Das kann ein wie immer gearte-
ter Tipp- oder Übermittlungsfehler sein.
Greifen wir also zu den Geschäftsberichten. In ihnen tauchen in der
Planungsphase des Neubaus die folgenden Benennungen auf: Rundfunkstudio-
Neubau Villa Berg (1956), Funkstudio-Neubau Villa Berg (1957); später
(d. h. 1962 und 1963) begegnet man "Funkstudio Villa Berg". Einen
Nachgeborenen mag in diesem Kontext die Verwendung des Namens "Villa
Berg" erstaunen, auch mag die Wortfügung "Funkstudio Villa Berg" ohne
Kenntnis der Zusammenhänge fürs erste eine gewisse Unsicherheit erzeugen
- schließlich ist diese Bezeichnung von "Studio Villa Berg" (= Sendesaal
der eigentlichen Villa Berg) nicht weit entfernt - , so machen doch die
oben angeführten Neubaubenennungen und vor allem die jeweiligen techni-
schen Berichterstattungen klar, daß mit "Funkstudio Villa Berg" unzwei-
felhaft der NEUE Funkstudiokomplex gemeint ist.
Aber es kommen auch verblüffende Varianten vor: Im Geschäftsbericht
1967 findet sich die Bezeichnung "Sendesaal I im Funkstudio Berg". Was
heißt "I"? Schlimmer noch: Die bereits erwähnte Studioliste von ca. 1973
verknüpft zunächst "Alte Villa Berg" mit "Sendesaal", so weit so gut,
nennt aber dann erstaunlicherweise im "Funkstudio Berg" das große Studio
in der Tat "Großer Sendesaal", wobei die beigegebenen Angaben zu den
Rauminhalten den Sendesaal der "Alten Villa Berg" in der Tat zum kleine-
ren Saal machen - wenn man so will, zum Sendesaal II.
Die andere Verwendung der "I" und die umgekehrte "Größensicht" gibt
es aber auch: Im Geschäftsbericht 1963 wird der "Sendesaal I Villa Berg"
erwähnt. Aus der technischen Berichterstattung, geht hervor, daß es sich
nur um den Sendesaal der "alten" Villa Berg handeln kann. Hierher gehört
auch die 1962 verwendete Bezeichnung "Studio I Villa Berg". Im Prospekt
"Südfunk 1949-1959" (anläßlich des zehnjährigen Bestehens des Süddeut-
schen Rundfunks im Juli 1959 veröffentlicht) wird der Studio-Neubau
mehrfach erwähnt, ohne einen Hinweis allerdings auf dessen Sendesaal.
Anders die Hinweise auf die "alte Villa Berg", sie enthalte den "großen
Sendesaal"!
Ein "Sendessaal II" kommt in den Geschäftsberichten (der uns hier
interessierenden Zeit jedenfalls) nie vor, diese Numerierung war demnach
wohl nur der stillschweigenden Schlußfolgerung vorbehalten. Die des
"Villa" entledigte Kurzform "Funkstudio Berg" taucht in Prospekten
offenbar zum ersten Mal im Herbst 1964 auf. In Geschäftsberichten
hingegen erst 1967, und zwar zusammen mit dem oben schon zitierten
sogenannten "Sendesaal I".
Wenn man sich nun die Kürzel auf den Nachweisen (Karteikarten usw.)
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der Zeit ansieht, so wundert es einen nicht, daß in Bezug auf die oben
dargestellte Begriffslage gelegentlich Zuordnungzweifel aufkommen, denn
weder ein allgemein gehaltenes "Villa Berg" noch ein "Villa I" oder
ähnliche Angaben und Kürzel sind über jeden Zweifel erhaben.
Alles in allem gewinnt man von der "Villa-Berg-Sendesäle-Sachlage"
den Eindruck, daß sich unverwechselbare bzw. beibehaltene Termini erst
einpegelten. Eine Formulierung im Geschäftsbericht 1959 scheint uns an
die Quelle der Verunklarung heranzuführen, dort ist von der "Fertigstel-
lung der studiotechnischen Einrichtungen des neuen Studiokomplexes auf
der Villa Berg" die Rede. "Auf der Villa Berg": Man sieht, zwischen
Gebäude und Gelände wird nicht unterschieden. Dies hatte Tradition.
Schon im Geschäftsbericht 1950 staunt man, wenn über die technische
"Einrichtung des Sendesaals auf der Villa Berg" referiert wird. Zu
erwarten wäre doch wohl IN der Villa Berg. "Auf der Villa Berg" klingt
wie "auf dem Hügel" (was ja auch nicht falsch ist). Besser geht der oben
genannte Prospekt von 1959 vor, hier heißt es ganz präzise: "im Park der
Villa Berg" bzw. "auf dem Gelände der Villa Berg".
Zwischenfazit gemäß der bislang vorliegenden Informationen: Der
Begriff "Funkstudio", in der technischen Abteilung schon 1959 existent,
scheint von um 1963 an, vielleicht als Abgrenzungsbegriff zu dem nahege-
legenen, im Bau befindlichen Fernsehstudio (Einweihung April 1965),
ALLGEMEINER Haus-Usus geworden zu sein. Kurz darauf, spätestens Herbst
1964, kam dann die heute übliche Bezeichnung "Funkstudio Berg" auf.
In externen Nachweisen wird der neue Funkstudiobau in etwa so vorge-
stellt: Studio-Neubau Villa Berg, Festakt im neuen Sendesaal der Villa
Berg Stuttgart (beide Versionen in Hör Zu!, Süd-Ausgabe, 22.7.1959),
Komponisten dirigieren eigene Werke im Musikstudio der Neuen Villa Berg
Stuttgart (Neue Musik in der BRD 1961/62 - 1962/63, 1. Konzert am 14.
Dezember 1962). Die letztgenannte Betitelung mit der sehr häufig verwen-
deten Bezeichnung "Musikstudio der Neuen Villa Berg Stuttgart" ist nicht
erfunden, sie stammt aus dem SDR-Programm "Öffentliche Konzerte
1962/63". In der NEUEN Villa Berg!? Wir wollen hier die Begriffe-Batik
verlassen.
Allerdings nicht ohne auf einen ungeklärten Beispielfall hinzuweisen.
Für den Mitschnitt des Oedipus-Konzertes unter Müller-Kray vom 14. Ok-
tober 1959 ist in einer damaligen Programm-Übersicht "Sendesaal Villa
Berg Stuttgart" angegeben, auf der Karteikarte aber steht das oben schon
erwähnte "Villa Berg II". Mir scheint, die Karteikarte hat recht. Gesi-
chert ist das aber noch nicht. Man beachte in diesem Zusammenhang, daß
eine Angabe wie "Sendesaal Villa Berg Stuttgart" in der hier zur Debatte
stehenden Zeit keineswegs sakrosankt ist. So kündigt beispielsweise ein
Allgemeinprospekt für 1962 den "Sendesaal Villa Berg Stuttgart" als
Veranstaltungsort der Tage zeitgenössischer Musik an; im Sonderprospekt
der "Tage" hingegen steht (präzisierend oder korrigierend?): Musikstudio
der Neuen Villa Berg, Stuttgart.
(Eine Information am Rande: Ist auf alten Karten als Aufnahmeort nur
"Sendesaal" angegeben, liegt möglicherweise eine Karlsruher Produktion
vor. Erste Hinweise hierfür wären die Nummernpräfices "KM" vor der Auf-
tragsnummer und "M" vor der Bandnummer.)
Um nun in diesem Verzeichnis kein heilloses Durcheinander zu fabri-
zieren, wurden die Bezeichnungsarten und -formen auf einige praktische
Begriffe reduziert: Sendesaal 1 (Villa Berg/Sendesaal 1, Abkürzung: VB),
Sendesaal 2 (Funkstudio Berg/Sendesaal 2, Abkürzung: F2) und Kammermu-
sikstudio (Funkstudio Berg/Kammermusikstudio, Abkürzung: VK). Vor 1959
wurde hier im Verzeichnis, um historisch nicht aus dem Gleis zu geraten,
der Villa Berg-Sendesaal nicht durch eine "1" näher definiert (zumal es
ja noch im Funkhaus das "Studio I" gibt). "F2" ist dem FST II nachge-
bildet. Die Abkürzung "VK" leitet sich von dem hübschen, hausintern
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offenbar allgemein üblichen Kürzel "Villa K" ab, dessen Entstehung uns
nun nach "auf der Villa Berg", "Funkstudio Villa Berg" und "Villa Berg
II" einigermaßen einsichtig ist. Vielleicht wäre "FK" besser, aber dann
hätte man eine weitere Bezeichnung hinzugefügt. Mag nun in dem einen
oder anderen Fall eine Karteikartenangabe falsch gedeutet worden sein,
die eben dargelegte Anordnung wurde strikt beibehalten. Ergänzende
Recherchen dürften im übrigen die Möglichkeit einer Mißidentifikation
auf "wenig wahrscheinlich" gedrückt haben.
Die Zahl der gegenwärtig für Konzertmitschnitte herangezogenen Außen-
räumlichkeiten ist derart gestiegen, daß die folgende Auswahl etwas
lückenhaft wirken mag. Willkürlich aber ist sie nicht; den Rahmen gab
dieses Verzeichnis vor. Zunächst einige Räume in Stuttgart: das Große
Haus der Württembergischen Staatstheater (1912 eröffnet, im wesentlichen
unbeschädigt geblieben, ca. 1400 Sitzplätze, erste Konzertübertragung
nach dem Krieg: 24. Juni 1945; 1951 deutsche Erstaufführung von The
Rake's Progress unter Ferdinand Leitner, Band existiert), der Konzert-
saal des Gustav-Siegle-Hauses, Leonhardsplatz 28 (von seiner Wiederer-
öffnung im Jahr 1954 bis inklusiv 1961 ein Stützpfeiler im SDR-Konzert-
geschehen, keine Strawinsky-Aufnahme bisher), und schließlich und vor
allem das am 29. (nicht: 21.) Juli 1956 eingeweihte Konzerthaus Stutt-
garter Liederhalle (laut Telefonbuch heute: Kultur- und Kongreßzentrum
Liederhalle), Berliner Platz 1. Das neue Gebäude war genau auf dem Areal
erbaut worden, auf dem die im Krieg zum größten Teil zerstörte alte
Halle gestanden hatte. (Die Akustik des ehemaligen großen Festsaales hat
mittlerweile sagenumwobene Berühmtheit erlangt. Nicht verwechseln darf
man übrigens diesen 1875 eingeweihten Saal mit dem Silcher-Saal, der
Ende 1946 in der Liederhallen-Ruine als Notbehelf eingerichtet und von
der Stuttgarter Sendeanstalt mitgenutzt worden war.) Der neue Saal-
komplex enthält drei verschieden große Säle, deren Bezeichnungen
"Beethoven-, Mozart- und Silchersaal" offenbar erst 1959 eingeführt
wurden, zumindest aber ist es so, daß in der erreichbaren Quellen-
literatur diese Begriffe nicht vor September 1959 auftauchen, vorher
heißt es nur: großer, mittlerer und kleiner Saal ("Fünfeck-Saal" für den
mittleren kommt auch vor).
RR Liederhalle/Beethovensaal: rd. 16000 cbm (Mehrzweckraum, einem
[Klavier-]Flügel nachgebaute Anlage, wandelbare Bühne, Chornische),
2,2 sec/Q 1956 und 1958, großes Sinfonieorchester mit Chor, ca. 2000
Sitzplätze (Bedarfsbestuhlung, hufeisenförmiger Rang). Innenraumfo-
tos: Kein Verfasser genannt, Konzerthaus Stuttgarter Liederhalle,
1956 (in Richtung Bühne); Kochwasser, 1957 (in Richtung Zuschauer-
raum).
RR Liederhalle/Mozartsaal: rd. 5500 cbm ("talartige" Anlage, Grund-
fläche: unregelmäßiges Fünfeck, siehe unten), 2,3 sec/Q 1956, kleines
Orchester, ca. 750 Sitzplätze (Parkett eben und auch ansteigend,
Ränge in Form von "Weinbergstufen"). Innenraumfotos: Kein Verfasser
genannt, Konzerthaus Stuttgarter Liederhalle, 1956 (in Richtung Bühne
und Zuschauerraum); Kochwasser, 1957 (in Richtung Zuschauerraum).
RR Liederhalle/Silchersaal: cbm-Zahl nicht bekannt (Mehrzweckraum, tra-
pezförmige Grundfläche, "sägeartig gezahnte" Glasbaustein-Doppel-
wand, frei eingestellte Längswand aus Holz), Kleinstbesetzungen, ca.
350 Sitzplätze (Bedarfsbestuhlung). Innenraumfotos: Kein Verfasser
genannt, Konzerthaus Stuttgarter Liederhalle, 1956 (auch von der
Glaswand); Theil, 1959.
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Abbildungen
Grundrisse aller drei Säle, Fotos
vgl. Literaturverzeichnis (fehlt noch)
In Ulm finden häufig Konzerte, meist Kammerkonzerte, in dem mittel-
großen Kornhaussaal, Kornhausplatz, statt (ca. 680 Sitzplätze; vgl.
Dokumententeil: 1982 Ulm). Er hat den kleinen Schuhhaussaal, Schuhhaus-
gasse, fast vollkommen in den Hintergrund gedrängt. Hier im Schuhhaussal
veranstaltete der SDR bis einschließlich 1962 etliche Konzerte der Reihe
"Jugend hört neue Musik" (vgl. unten bzw. über das Register: Henius,
Serverius und Bung/Bauer). Bekannte Konzert- (bzw. Mehrzweck-)Säle ent-
hält auch das Kongreß- und Veranstaltungszentrum Rosengarten in Mann-
heim, Berliner Straße 2 (am Friedrichsplatz). Es sind dies der Mozart-
saal (rd. 1300 qm, Grundriß in der Art eines gestreckten Sechsecks, je
nach Bühne bei normaler Bestuhlung bis zu 2273 Sitzplätze, U-Rang), der
Musensaal (Kurzbeschreibung vgl. unten) und der Stamitzsaal (rd. 260 qm,
Quaderform, 432 Sitzplätze, Rundum-Rang). Die Rosengarten-Saalanlage,
1903 vollendet, war im Krieg stark beschädigt worden, d. h. vom einsti-
gen großen Saal beispielsweise, dem Nibelungensaal, war nicht mehr als
eine Ruine übrig geblieben. Heute steht auf dessen Platz der Mozartsaal;
er ist ein vollständiger Neubau (Bauzeit: 1969 bis 1974, Eröffnung:
Herbst 1974). Keine Neubauten, sondern Neufassungen sind der Musensaal
und der Stamitzsaal. Beide befinden sich im bereits 1951 wiederherge-
stellten Kopftrakt des Saalbaus, einem im Jugendstil gehaltenen
Empfangsgebäude. Zum Musensaal sollte man anmerken, daß er in den 50er
Jahren ganz offensichtlich zu den prominenten Konzertstätten zählte;
zumindest gewinnt man diesen Eindruck aus Zeitungsstudien (zu Stra-
winskys Gastspiel vgl. unten). Auf eines achte man in diesem Zusam-
menhang auch: Der Stamitzsaal hieß vor der Fertigstellung des Neubaus
Mozartsaal! (Innenraumfotos zu Mozartsaal und Stamitzsaal: Stadt Mann-
heim, [1984?])
RR Rosengarten/Musensaal: rd. 12500 cbm (Mehrzweckraum, rechteckige
Grundfläche, Längswände oberhalb des Rangs mit Fenstern und Vorhängen
ausgestattet), besetzt 1,6 sec/Q 1958, Sinfonieorchester (evtl. mit
Chor), ca. 1375 Sitzplätze (Angabe nach dem offiziellen Bestuhlungs-
plan von 1975 [teilweise erhebliche Abweichungen], Bedarfsbestuhlung,
U-Rang). Innenraumfotos: Stadt Mannheim, [1974?] (mit Blick vom
Orchester aus ins vollbesetzte Auditorium); Stadt Mannheim, [1984?]
(in Richtung Bühne).
3) Sinfonieorchester, Chor, Musikfeste, Konzertreihen, Strawinsky beim
SDR, "Pantographie"
Das Sinfonieorchester wechselte seinen Namen einige Male. Zunächst
war während der Zeit des Aufbaus "Radio Stuttgart Orchester" in
Gebrauch. Es folgte "Großes Orchester (auch: Sinfonie-Orchester) von
Radio Stuttgart", dann ab August 1949 "Sinfonie-Orchester (auch: Sinfo-
nieorchester) des Süddeutschen Rundfunks" und ab Herbst 1959 "Südfunk-
Sinfonieorchester", schließlich verwendete man ab 1975 die heutige
Version: Radio-Sinfonieorchester Stuttgart.
Ähnliches gilt auch für den Chor, allerdings ist bislang noch kein
Beispiel für die frühen Versionen aufgetaucht. Im August 1949 wurde aber
definitiv "Chor des Süddeutschen Rundfunks" eingeführt, und seit Herbst
1959 gilt die heutige Version: Südfunk-Chor.
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OO Radio-Sinfonieorchester Stuttgart. Dezember 1945 von Rudolf Koslik
und Rolf Unkel gegründet (Tätigkeitsaufnahme als "Radio Stuttgart
Orchester" im Januar 1946), Dirigenten: Rudolf Koslik (1945-1948),
Hans Müller-Kray (August 1948 bis 1969), danach mehr oder minder
ständige Gastdirigenten: Sergiu Celibidache, Michael Gielen, Uri
Segal, Gary Bertini und Neville Marriner (Chefdirigent seit 1983).
CC Südfunk-Chor. September 1946 von Otto Werner Müller gegründet, ausge-
baut von Walter Kretschmar (Dirigent von 1947 bis 1951); nachfolgende
Dirigenten: Hermann Josef Dahmen (1951-1975), Marinus Voorberg (1975-
1981), Klaus Martin Ziegler (seit 1981); seit spätestens 1951 37 Mit-
glieder, von ca. 1972 an 36 Mitglieder (Verhältnis SA zu TB bei vol-
ler Besetzung in etwa 19 oder 20 zu 17, infolge unbesetzter Stellen
oft sogar gleich).
Der SDR kann auf eine weitgefächerte Tradition leitthematischer
Konzerttätigkeit zurückblicken, wobei allerdings eingeschränkt werden
muß, daß die Motivik in manchen Fällen nur sehr allgemein gehalten ist.
Als Beginn kann man die Teilnahme Radio Stuttgarts am mit einfachsten
Mitteln betriebenen Wiederaufbau des Donaueschinger Musikfestes ansehen
(1946/1947, vgl. SWF bzw. Cinq pièces faciles/Suite Nr. 1 für kleines
Orchester/Unkel). Zur Gründung eigener Musikfeste und Konzertreihen kam
es erst Anfang der 50er Jahre, dann aber sehr gebündelt. Man beachte,
daß für die folgenden Kurzbeschreibungen nur diejenigen Aktivitäten
ausgewählt wurden, die hier für dieses Verzeichnis von Interesse sind.
a) Ludwigsburger Schloßkonzerte: Kammerkonzertreihe allgemeiner Art,
das erste Konzert in Verbindung mit dem SDR fand am 11. März 1950 statt.
Die Aufeinanderfolge wird sehr locker gehandhabt, als Veranstaltungsraum
dient in der Regel der Ordenssaal.
b) Tage zeitgenössischer Musik: Begonnen 1950 (11.-17. Juni), danach
1952 bis 1954 und 1956 bis 1960 jährlich veranstaltet (Sendesaal der
Villa Berg), 1962 zum letzten Mal in Stuttgart (Sendesaal des Funkstu-
dios Berg), 1965 in Heidelberg (großer Saal der Stadthalle), 1967, 1968
und 1972 in Mannheim (Rosengarten/Musensaal, ausgerichtet vom SDR in
Verbindung mit der 1963 gegründeten Gesellschaft für Neue Musik e. V.
Mannheim). Alle diese 14 Feste fielen in den Zeitraum zwischen Februar
und Juni, weitaus häufigster Monat: April. Nach 1972 wurden die "Tage"
offenbar nicht fortgesetzt, obwohl z. B. die Mannheimer Gesellschaft
weiterhin aktiv war (und auch heute noch aktiv ist). 1951 fiel die Ver-
anstaltung aus, oder wurde, wenn man so will, durch die "Musiktage
Stuttgart 1951" ersetzt (vgl. oben). 1955 war zur eigentlich fälligen
Zeit - April/Mai - Strawinsky zu Besuch in Stuttgart bzw. Mannheim (vgl.
unten). Strawinsky-Dokumente: Das früheste Band stammt von 1952,
gelöscht ist von 1950 die "Ballet-Suite" Petruschka (Sinfonie-Orchester
des SDR unter Hans Müller-Kray, Übertragung: 15. Juni 1950). Seit 1980
wird mit den "Tagen für Neue Musik Stuttgart" wieder an das einstige
Unternehmen angeknüpft. Der Träger ist eine Veranstaltervereinigung, der
u. a. auch der SDR angehört. Als Veranstaltungsmonat schien man den Juni
festgelegt zu haben. Doch bahnt sich hier offenbar ein Wechsel an, denn
1984 fand das Fest vom 31. Oktober bis 4. November statt, wobei am
ersten Abend im Funkstudio Berg das Radio-Sinfonieorchester Stuttgart
unter Jacques Mercier Strawinskys Symphonie in three movements spielte.
c) Woche der leichten Musik: Erstmals 1951 veranstaltet, 14.-21.
Oktober, bis 1958 jährlich (1954 nicht ausgerichtet), danach im zweijäh-
rigen Turnus, 1970 zum letzten Mal (Veranstaltungsmonat war immer der
Oktober). Die Namensgebung erfuhr von Zeit zu Zeit leichte Varianten, z.
B. völlige Kleinschreibung, Zehnte Woche der leichten Musik Stuttgart
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1964, Studiowoche der leichten Musik (so die Bezeichnung des letzten
Festes von 1970). Ein bemerkenswertes Konzert aus klassischer Sicht fand
am 25. Oktober 1965 unter Hermann Scherchen statt (vgl. Scherzo à la
russe).
d) Jugend hört Neue Musik (gelegentlich auch: ... neue Musik): Begon-
nen am 20. Oktober 1951, Konzerte der Reihe in lockerer Folge, meist mit
Einführungen von Jürgen Uhde, letzte Veranstaltung am 7. Dezember 1962
(vgl. Sonata for two pianos: Bung/Bauer). Bevorzugte Veranstaltungsorte:
Sendesaal in Karlsruhe (Mai 1957 erstellt), Schuhhausaal in Ulm, Sende-
saal Villa Berg in Stuttgart. Kompositionen Strawinskys spielten in der
Reihe eine tragende Rolle.
e) Schwetzinger Festpiele: Erstmals veranstaltet vom 24. Mai bis 29.
Juni 1952 (unter dem offiziellen Namen "Festliche Operntage im Schwet-
zinger Schloß", im Rundfunkprogramm aber bereits unter der seit 1953
geläufigen Bezeichnung "Schwetzinger Festspiele"), jährlicher Turnus,
Veranstaltungszeit: Frühling/Frühsommer (zwischen April und Juni).
Gegründet vom SDR, seit 1955 zusammen mit der Schwetzinger Festspiel
GmbH durchgeführt. Die Programmvielfalt gewann im Laufe der Zeit erheb-
lich, auch neuere Musikströmungen flossen mehr und mehr ein. Veranstal-
tungsräume: Das 1752 eröffnete Rokokotheater (ca. 460 Sitzplätze, Innen-
raumfotos: Schwetzinger Festspiele, Bände 1952-1966 und 1967-1971), dazu
je ein kleiner Konzertsaal im rechten (nördlichen) und linken (südli-
chen) Zirkelbau (Inneraumfoto vom Konzertsaal rechter Zirkel: Schwetzin-
ger Festspiele, Band 1967-1971; Innenraumfoto vom Konzertsaal linker
Zirkel: Schloß Schwetzingen 1977, Begleitheft zum Programm). Der linke
Zirkelbau enthält neben dem Konzertsaal noch einen kleinen Jagdsaal,
auch er wird für Konzerte genutzt.
Nach den Festspielen 1971 erfuhr das Bühnenhaus des Rokokotheaters
einen Umbau, der erst zu den Spielen 1975 beendet wurde. Während das
Theater 1972 für jegliche Veranstaltungen geschlossen bleiben mußte,
waren 1973 und 1974 doch schon Konzerte und kleinere Bühnenwerke mög-
lich. 1972 kam es wegen der Schließung zu dem kuriosen Fall, daß ein
Sinfoniekonzert der Schwetzinger Festspiele im Dom zu Speyer stattfand
(vgl. Symphonie de psaumes/Celibidache).
f) Musik unserer Zeit: Begonnen 1954 (höchstwahrscheinlich im Septem-
ber), Reihe existiert heute noch. Konzerte im ganzen Sendegebiet, in
Karlsruhe als Teil des Kammermusikprogramms begonnen am 23. November
1960.
g) Musica viva siehe Studio Heidelberg-Mannheim, Schloßkonzerte
Ettlingen und Bruchsal siehe Studio Karlsruhe.
Für den SDR konzertierte Strawinsky nur einmal und zwar am 3. Mai
1955, Veranstaltungsort: Mannheim, Musensaal des Rosengartens. Auf dem
Programm standen: Sinfonie in drei Sätzen, Konzert für Klavier, Bläser
und Kontrabässe (Solist: Shura Cherkassky), Ode und Psalmen-Sinfonie.
Mitschnitte sind erhalten geblieben (vgl. Hauptteil oder auch Scharlau,
1972). Das von Scharlau angegebene Datum 2. Mai für die Psalmen-Sinfonie
geht auf eine Verwechslung bei der Bänderaufbereitung zurück. Denn neben
diesen Bändern existieren noch aus dem Sendesaal Villa Berg Probenmit-
schnitte zu den folgenden Werken (Strawinsky ist auch hier jeweils der
Dirigent): Sinfonie in drei Sätzen (14'52), Klavierkonzert (76'23) und
Psalmen-Sinfonie (21'30). Vom Proben- und Voraufnahmenprotokoll (Formu-
lar "Anmeldung für Schallaufnahme") her kann man diese Probenmitschnit-
te nicht auf den Tag genau datieren; es ergibt sich nur der Zeitraum 29.
April bis 2. Mai, deshalb erscheint das präzise Datum "30. April", das
auf der SDR-Doppel-LP "Südfunk Stuttgart 1924 bis 1984" für den dort
dokumentierten Probenausschnitt zum "Konzert für Klavier und Bläser"
(Titel so auf der LP) angegeben ist, sehr fraglich (zur LP vgl. Haupt-
teil). Robert Craft hatte Strawinsky auf der Konzertreise begleitet und
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nahm zwischen den Konzertvorbereitungen am 1. Mai zwei Studioproduk-
tionen auf: Septet 1953 und Concertino for twelve instruments (vgl. auch
Dokumententeil: Stuttgart 1955).
Die Nachzeichnung der Entwicklung anhand des jeweils frühesten
Strawinsky-Bandes ist manchmal ganz passabel ausgefallen, doch in gut
der Hälfte aller Fälle zeigen sich klaffende Lücken, wohlgemerkt: dies
ist auf Strawinsky-Aufnahmen bezogen. Eine Dokumentation, die das
unermeßlich große Archiv einbezöge, brächte natürlich eine ziemlich
genaue Abbildung. Zu Aufnahmen (Mitschnitten) aus der Liederhalle wäre
noch zu bemerken, daß die Produktionsangaben nur selten den jeweiligen
Saal spezifizieren. "Diskographisch" ist das bei Kammermusik wenig
hilfreich.
Monat/Jahr Aspekt Aufnahme
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6/1946 a) Älteste erhalten gebliebene Suite No. 1 pour petit
Strawinsky-Aufnahme des deut- orchestre/Unkel
schen Nachkriegsrundfunks
(West)
b) Radio Stuttgart Orchester
c) Donaueschingen "Neue Musik
1946" (indirektes Dokument)
4/1950 Württembergische Staats- Berceuses du chat/Gesang-
theater/Kammertheater Ensemblefassung: Fuchs
11/1951 Württembergische Staats- The rake's progress/Leit-
theater/Großes Haus ner
2/1952 Altes Funkhaus/Studio 6 Trois [et] Cinq pièces
faciles: Bergmann/Gierth
4/1952 a) Villa Berg/Sendesaal Les noces/Müller-Kray
b) Tage zeitgenössischer
Musik 1952
9/1952 Sinfonie-Orchester des Süd- Symphony in three move-
deutschen Rundfunks ments/Müller-Kray
10/1952 Woche der leichten Musik Circus polka/Müller-Kray
5/1954 Alte Krone/Gesellschaftssaal Pastorale/Gesang-Klavier-
fassung: Wolff
4/1954 Konzertreihe "Musik unserer Capriccio/Haas
Zeit"
5/1955 Craft in Stuttgart Septet 1953, Concertino
for twelve instruments
5/1955 a) Strawinsky in Stuttgart Symphony in three
und Mannheim movements etc. (vgl.
b) Rosengarten/Musensaal Hauptteil)
6/1955 Schwetzinger Festspiele/ Pulcinella Suite/Solti
Rokokotheater
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6/1955 a) Ulm/Schuhhaussaal Trois [et] Cinq pièces
b) Konzertreihe "Jugend hört faciles: Hagner/Uhde
Neue Musik" (vgl. auch
Trois poésies de la lyrique
japonaise/Mack)
1/1958 Waldheim-Saal Le sacre du printemps/
Müller-Kray
9/1958 Liederhalle/Beethovensaal Suite No. 2 pour petit
orchestre/Celibidache
10/1959 Funkstudio Berg/Sendesaal 2* Oedipus rex/Müller-Kray
3/1960 Funkstudio Berg/Kammermusik- Quatre études pour piano/
studio Gruss
11/1960 Ludwigsburger Schloßkonzert/ Sonate pour piano/
Ordenssaal** Magaloff
2/1967 Frühester Strawinsky-Nachweis Mass/Gönnenwein
einer Stereo-Eigenproduktion
5/1973*** Schwetzinger Festspiele/ Pulcinella/Suite itali-
Konzertsaal rechter Zirkel enne pour violoncelle et
piano: Schafran
2/1976 Liederhalle/Mozartsaal**** Sonata for two pianos/
Kontarsky Alfons + Aloys
5/1976 Schwetzinger Festspiele/ Concertino pour quatuor
Konzertsaal linker Zirkel à cordes (chorisch be-
setzt)/Angerer
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*Noch ungesichert (siehe weiter oben) **Früheres Konzert von 1951 aus
der Schloßkirche vgl. Unterschale/David ***Aufnahme vom Studio Karlsruhe
(Konzertraum einer früheren Aufnahme, Suite italienne/Navarra von 1966,
ist ungeklärt.) ****Hier im Verzeichnis die wohl einzige ausgewiesene
Nennung.
* - * - * - * - * - * - * - *
[sdrs]
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