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Kelkheim                                                        1938 - 3
========================================================================

                          =========
                          IN ARBEIT
                          =========

HK, Samstag, 26. Februar 1938, S. 3 {*1}

[Vorbemerkung zur Dokumentation: Der folgende Artikel ist im Original
zweispaltig gesetzt. Die Übertragung bemühte sich, wie immer, um zei-
chengetreue Wiedergabe, allerdings mit der Ausnahme, daß Zeilenbruch
und Worttrennungen aufgelöst wurden. Außerdem wurden Fußnoten einge-
fügt. Durch diese Art der dokumentarischen Umsetzung entsteht notge-
drungen unter Umständen ein gehöriger Flattersatz, er muß in Kauf ge-
nommen werden.]

→ »»
  Die Kelkheimer Stadt= und Ausstellungshalle wird gebaut

           Fertigstellung bereits im Juli d. Js. [des Jahres]

   b. {*2} Als im vergangenen Jahr die Kelkheimer Möbelmesse
eröffnet wurde {*3}, kündete der stellvertretende Bürgermeister
S e e b o l d [Seebold] {*4} den alsbaldigen Bau einer Volkshalle an,
die auch in Zukunft den alljährlichen Möbelausstellungen dienen soll.
Der Bau stellt seit vielen Jahren eine Notwendigkeit dar, denn die
außerordentlich stark besuchten [Text: starkbesuchten]
Möbelausstellungen mußten in mehreren Wirtschaftssälen {*5} weit
voneinander [Text: voneinannder] gelegen untergebracht werden. Für die
zahlreichen Interessenten war so mit dem Besuch der Ausstellung ein
gewisser Umstand verbunden, ferner fehlte es an einem einheitlichen
Bild.

   Es lag daher im größten Interesse der in der ganzen Welt bekannten
Kelkheimer Möbel=Industrie mit ihren 130 {*6} Schreinereibetrieben,
daß der Bau einer Ausstellungshalle schnellstens verwirklicht werde.
Der stellvertretende Bürgermeister und Ortsgruppenleiter Seebold rief
im Januar dieses Jahres einen Bau= und Verkehrsverein ins Leben,
dem bereits der größte Teil der Kelkheimer Gewerbetreibenden beigetreten
ist. Der Bau= und Verkehrsverein setzte sich mit den behördlichen
Stellen in Verbindung und arbeitete eifrig an dem für das Wohl und Wehe
der gesamten Einwohnerschaft so wichtigen Projekt. Vor allem galt es,
die Mittel für einen derartigen Bau, der natürlich bedeu=

[Spalte 2]

tende Ausmaße erhält, sicherzustellen und das ist gelungen.

   Es steht nun fest, daß die Stadt= und Ausstellungshalle nach einem
Entwurf von Kreisbaumeister A st h e i m e r [Astheimer] {*7} noch in
diesem Jahre erbaut wird. Für Ende März ist der Baubeginn mit dem
feierlichen ersten Spatenstich in Aussicht genommen. Bereits im Juli
gedenkt man die Halle ihrer Bestimmung übergeben zu können. Als Platz
wählte man das Gelände zwischen der Schule und dem Wasserwerk {*8}.
Eine neue, noch zu erbauende Verbindungsstraße wird vom Bahnhof aus
direkt zum Halleneingang führen und so die fremden Besucher auf
kürzestem Wege an Ort und Stelle führen.

   Es entsteht eine freitragende Halle in einer Größe von 55X26 Meter.
In ihrem Inneren ist eine Bühne vorgesehen, die so abgeschlossen werden
kann, daß sie für kleinere Veranstaltungen einen besonderen Raum bildet.
Für die alljährlich einmal stattfindende, etwa 9 Tage währende
Möbelmesse kann der Raum durch Einschiebung von Wänden in einzelne
Abteilungen gegliedert werden {*9}.

   Die Halle soll aber nicht nur Ausstellungszwecken dienen, sondern
auch für alle anfälligen Veranstaltungen der Partei, ferner als Turnsaal
für die nahe Schule und für die örtlichen Vereine zur Verfügung
gestellt werden [*10}. Der unmittelbar dahinter liegende große Turn= und
Festplatz gestattet es, hier im Sommer Veranstaltungen größten Stils
aufzuziehen. Der Platz und die Halle werden genügend groß sein, um auch
die Einwohner von Münster und Hornau aufzunehmen, die bekanntlich am 1.
April zu Kelkheim eingemeindet werden. —— Mit dem Bau dieser Stadthalle
geht ein jahrelanger Wunsch der gesamten Kelkheimer Einwohnerschaft in
Erfüllung {*11}, der sich auf die Möbelindustrie {*12} der zukünftigen
Stadt Kelkheim in vorteilhaftester Weise auswirken wird.
«« ←

Textvergleich(e): 5 (30.4.2014, 3.9.2017, 8.9.2017, 15.9.2017,
                  27.12.2018)

   {*1} Ankündigung: HK, Donnerstag, 24. Februar 1938, Rubrik: Aus
        dem Main=Taunus=Kreis

        → »»
        Kelkheim.

        [...]

        b. {*a} Die Ausstellungshalle wird gebaut. Am Donnerstagabend
        findet hier eine Sitzung statt, in der endgültig über den
        bereits festgelegten Bau einer Stadt= und Ausstellungshalle
        verhandelt wird. In einer kürzlich stattgefundenen Versammlung
        der Interessenten wurde der Bau schon beschlossen; auch über die
        finanziellen Angelegenheiten sind bereits die Verhandlungen
        eingeleitet. Wir werden noch ausführlich über die für die
        Taunusmöbelindustrie und das ganze Wirtschaftsleben höchst
        bedeutungsvolle Angelegenheit berichten.  
        «« ←

        Textvergleich(e): 3 (17.1.2019)
        
        {*a} Heinrich Bauer (Vater war Heimatmaler)

   {*2} Siehe oben Fußnote {*a}

   {*3} 8. Möbelschau in Kelkheim im Taunus, 31.10. bis 7.11.1937
        (siehe u.a. HK, 1.11.1937, S. 7, Übertragungen in Vorbereitung):

        "8. Kelkheimer Möbelschau noch besser wie zuvor
        Fünf Säle voll handwerklicher Qualitäts=Erzeugnisse ——
        Errichtung einer großen Volkshalle für die Ausstellung geplant

        [...]

        Bürgermeister=Stellvertreter S e e b o l d [Seebold] kam [als
        letzter Redner einer Ideologengalarevue] zum Schluß [...] auf
        die Notwendwendigkeit der Errichtung einer großen Ausstellungs-
        halle zu sprechen, die als Volkshalle der ganzen Gemeinde zur
        Verfügung stehen soll. Zu diesem Zweck soll eine Genossenschaft
        gegründet werden {*a}. Er hofft, daß im Frühjahr 1938 mit dem
        Bau begonnen werden kann und bat um allgemeine Unterstützung
        dieses Plans [...]".

        Was er, der NSDAP-Ortsgruppenleiter als Hoheitsträger, offenbar
        nicht wußte oder in der Euphorie der Zeit in seiner Tragweite
        nicht einschätzen konnte, war, daß sein gerade abgedankter Bür-
        germeister, der Pg Jakob Rittgen, bereits Anfang 1937 Mobilisie-
        rungspläne in der Schublade hatte und diese eiligst und verdeckt
        nach Bad Soden "hinüberrettete" (Weiteres in Vorbereitung, zu
        Rittgen siehe andernorts).

        {*a} Genossenschaft: Im Führerstaat eigentlich eine nicht nahe-
             liegende Begrifflichkeit. Als Quellen für die Formulierung
             dürften die in Kelkheim überall spürbare Grundlageneminenz
             der Dichmann (FAMILIEN!-)AG und die Doktorarbeit des Leon-
             hard Dichmann von 1927 mit ihrer Favorisierung der Genos-
             senschaft eher in Frage kommen als die wörtliche Bedeu-
             tungsnähe zum NS-Wortpaar Partei- und Volksgenosse.
 
   {*4} Georg Seebold 5. (zu ihm siehe andernorts)

   {*5} Siehe andernorts (in Vorbereitung)

   {*6} Kelkheim und seine Möbelwerkstättenblase im Dritten Reich
                 
        Moderholz

        Angaben zur Anzahl der Schreinereien (Schwulstbegriff in Bran-
        chenverzeichnissen: "Schreinereibetriebe") auf der einen Seite
        und der Möbelwerkstätten auf der anderen schwanken je nach In-
        formant erheblich. Meist sind frappierende Überhöhungen im
        Spiel. Als Gründe dafür kommen etliche in Betracht. Zunächst
        hängen derartige Angaben selbstverständlich sehr von der Defini-
        tion ab, was ein "Schreinereibetrieb" oder eine "Möbelwerk-
        stätte" eigentlich ist bzw. war. Gehören dazu oder wo gehören
        hin z.B. Polsterer, Drechsler, (Holz-)Bildhauer, Wagner, (Mö-
        bel-)Glaser, Kistenmacher, Sarg-, Bauschreiner, (Holz-)Bettge-
        stell-, Rolläden-, Gartenzäune-, Leistenhersteller, Innenausbau-
        und Zimmereigeschäfte sowie unter Umständen sogar Zulieferer
        (Sägewerke, Sperrholz-, Furnierhersteller und -handlungen,
        Schreinerbedarfsartikelgeschäfte {*a})? Auch ist zu fragen,
        unter welche Rubrik beispielsweise Regal- und sogenannte Klein-
        möbelhersteller fallen, oder auch, wo eine Büromöbelfabrik wie
        die Dichmann AG einzugruppieren sei, die sich wechselnd Holz-
        bearbeitungsbetrieb, -werk oder -fabrik nannte und die u.a.
        Leisten und Furniere aller Art herstellte - nicht nur für sich,
        sondern damit alle Welt belieferte. Schließlich gibt es auch
        noch den Begriff "Tischler", was hat es denn mit dem auf sich?
        An eine heute sehr spezielle Schreinerfachrichtung wird man im
        Übrigen kaum in diesem Zusammenhang denken, aber sie gehört
        wenigstens hier genannt, ein Beruf, der unter etlichen Bezeich-
        nungen lief: gemeint ist der Böttcher, Büttner oder Küfer. Prak-
        tisch jedermann brauchte oder vewendete damals irgendetwas von
        ihm: Kannen, Waschzuber, Tonnen, Bottiche, Kraut-, Butter-,
        Äbbelwoi-Fässer und dergleichen mehr. Doch im Kelkheim der
        1930er und 1940er Jahre war dieses so langsam aussterbende Hand-
        werk offenbar schon eine Rarität, jedenfalls ist bisher nur ein
        einziger Ausübender dieser Zunft gefunden worden, er wirkte in
        Münster: Anton Schnädter, Landwirt und Küfer, Frankfurterstraße
        117 (MTK-A 1939, 1950 und 1952). In den drei genannten Adreß-
        büchern taucht er in den Branchenverzeichnissen nur 1952 auf und
        zwar unter "Küfereien", 1939 ist er nur im Einwohnerteil zu fin-
        den, aber immerhin mit der alleinigen Berufsbezeichnung "Küfer",
        1950 und 1952 steht er im Einwohnerverzeichnis dagegen nur als
        "Landwirt" (in den Frankfurter Kelkheim-Verzeichnissen 1930 bis
        1943 ist er nicht genannt).

        {*a} Denn es war nicht ungewöhnlich, daß derartige Betriebe mehr
             oder weniger nebenbei Möbel, zumindest Kleinmöbel (Regale,
             Tische usw.) herstellten; zudem ist - schon allein durch
             Anzeigen - für das Sägewerk Diehl in der Rossertstraße 15
             eine Möbelfabrikation nachgewiesen, und zwar im Zusammen-
             hang mit anderen um das Sägewerk gescharte Diehls, dabei
             so etwas wie einen Schreinerfamilienverbund bildend.

        Der "Billiardschreiner" Lutz

        Und wo soll man denn einen Schreiner wie Nikolaus Lutz, Taunus-
        straße 9, einordnen? In den Frankfurter Adreßbüchern 1930 und
        1931 (jeweils Abteilung Kelkheim {*a}) wird er als "Schreiner"
        bezeichnet, im Dritten Reich aber firmiert er in diesen Adreß-
        büchern ab 1937 und bis 1943 als einziger Eintrag unter "Bil-
        lardfabriken" {*b} (natürlich jetzt: Adolf-Hitler-Straße 9),
        wobei zu ergänzen ist, daß es sich, geurteilt nach den Ein-
        drücken aus der Nachkriegszeit, um eine eher kleine Werkstatt
        handelte.
        In Kleipa 1999, S. 24 (Foto von 1933, Kleipas Datierung), steht
        demgegenüber auf dem Geschäftsschild: MÖBELLAGER [/] LUTZ - BEN-
        DER. Heißt das Möbelschreinerei? Heißt das Co-Betrieb, viel-
        leicht unter Lutz' Leitung? In den oben genannten Frankfurter
        Adreßbüchern von 1930 und 1931 sieht die Sache wie folgt aus:
        Lutz ist, wie oben angegeben, als "Schreiner" genannt, Philipp
        Bender hingegen als "Schreinerei", und Bender findet man dann
        auch dementsprechend in den Jahrgängen 1932 bis 1939 in den
        Branchenverzeichnissen der gleichen Publikation unter "Schreiner
        (Möbel=)". Lutz hingegen (der in die Firma Bender eingeheiratet
        hatte) ist in diesen Branchenauflistungen bis inklusiv 1936
        nicht angegeben, dementsprechend ist er natürlich auch unten in
        der Aufstellung für 1935 nicht enthalten, Bender allerdings, wie
        gesagt, sehr wohl.
        Im repräsentativen MTK-Adreßbuch 1939 sind überraschenderweise
        beide im Branchenteil nicht geführt und also auch unten nicht in
        der Aufstellung für 1939 enthalten. Gelistet sind beide aber im
        Einwohnerverzeichnisteil dieser Publikation, doch Philipp Bender
        (vielleicht schon in Rente) nurmehr als "Schreiner" (Adolf-Hit-
        ler-Straße 18, Druckfehler, richtig: 13) und so auch Nikolaus
        Lutz, dieselbe Adresse wie sein Schwiegervater (zur Nachkriegs-
        situation: der Eintrag zu Lutz im MTK-A 1950 und 1952 lautet
        Altkönigstraße 13, Schreinermeister, doch steht er 1950 nur im
        Einwohnerverzeichnis, anders 1952: hier auch im Branchenver-
        zeichnis und zwar unter der Rubrik "Schreinereien"; Philipp
        Bender ist im MTK-A 1950 nicht mehr angeführt, dafür nun seine
        Frau: Eva Bender, Witwe, Altkönigstraße 13; beachte zu Adolf-
        Hitler-Straße 13: "13" ist nur eine Umnumerierung von "9" zu
        "13", derlei erlebte die linke Seite der Taunusstraße/Adolf-Hit-
        ler-Straße des öfteren).

        {*a} Das sind "Einwohnerverzeichnisse", doch eigentlich sind sie
             integrierte Haushaltungen- und Firmenverzeichnisse, frühere
             greifbare Kelkheim-Verzeichnisse existieren offenbar nicht.

        {*b} Beachte: Ab 1932 sind die den Frankfurter Adreßbüchern
             beigegebenen Umlandverzeichnisse nur noch reine Branchen-
             verzeichnisse.
             Jahrgang 1943 ist für Frankfurt zunächst das letzte Adreß-
             buch, die Abteilung Kelkheim läuft damit ganz aus. Das
             erste Frankfurter Nachkriegsadreßbuch erschien erst 1949.

             Frankfurter Adreßbücher

        Weiteres zur Definitionsfrage

        Nach dem Krieg war es als Kind überhaupt kein Zufall beim Ver-
        steckspielen in Scheunen und Schuppen verlassene, dick ver-
        staubte, von Spinnweben umkränzte Hobelbänke vorzufinden, denn
        die Paarung Stall und Hobelbank war einst eine Lebensgrundaus-
        stattung.
        Und dieses Bemerken einer Sachlage hat natürlich auf die gewich-
        tigen Fragen Auswirkungen: Was überhaupt ist ein Betrieb? Welche
        gewerbesteuerlichen Eingruppierungen spielen bei der Einordnung
        eine Rolle oder unter Umständen auch: welche (personelle) Min-
        destgröße macht auf dem Gebiet der Möbelschreinerei einen Be-
        trieb aus? Wie zu erwarten, tun sich hier bei der Beantwortung
        erneut Schwierigkeiten auf, denn allein die personelle Bandbrei-
        te war sehr weit, sie reichte vom "Nebenerwerbschreiner" über
        den Ein- oder Zweimannbetrieb (mit Lehrling und/oder Gehilfe/
        "Tagelöhner") bis zur Dichmann AG mit Mitte der 1930er Jahre
        etwa 300 bis 350 Arbeitern und Angestellten ("Gefolgschaftsan-
        gehörigen", so der NS-Begriff; HK, 2.6.1934, S. 7: 240, 14.3.
        1939, S. 8: 360 "Gefolgschaftsangehörige").
        Ein Überblick wird auch sehr beeinflußt durch die zahlenmäßig
        (wenn auch nicht allzu gravierend) zu Buche schlagende Änderung
        der Verhältnisse nach der NS-Eingliederung der Orte Hornau und
        Münster.
        Völlig neue Verhältnisse entstanden im Krieg durch Personal-
        und Materialmangel, Einstellung bzw. Zuteilung von Kriegsge-
        fangenen und Zwangsarbeitern (w/m), Produktionsstillegungen
        oder Umstellungen auf Rüstungsgüter (z.B. Bretter und Kisten
        aller Art, bekanntestes Produkt: Munitionskästen), aber es
        wurden auch hochwertige Furniere und scheinbar auch furnierte
        Möbel oder massive Kleinmöbel angefordert (Informationen hier-
        zu zu bekommen, ist sehr schwierig).

        Schließlich noch zum Thema Schreiner und "alle Holzwaren für
        Haus, Küche und Geschäft" eine treffliche Annonce aus dem
        Höchster Kreisblatt (9.5.1933, S. 8).

                              Leiterwagen

                  Kastenwagen, Schubkarren, einzelne
                  Räder, Deichseln, Stehleitern für Haus
                  und Geschäft, Haar= und Drahtsiebe,
                  Bügelbretter, Kuchenbretter, Faßkrahne,
                  Faßspunde, Kegeln und Kugeln, Fahnen=
                  stangen, Fahnenknöpfe und =spitzen sowie
                  alle Holzwaren für Haus und Küche
                            liefert billigst

                              Franz Kranz
                              Holzdreherei
                            Frankfurt=Höchst
                             Storchgasse 22

        Monströser Briefkopf

        Der amtliche - graphisch gestaltete - Briefkopf der Gemeinde
        Kelkheim lautete vor dem am 1.4.1938 beginnenden Stadtstatus
        jahrelang (und wurde so auch nach der nationalsozialistischen
        Erhebung zur Stadt ohne Änderung beibehalten):

        Kelkheim im Taunus / Qualitäts-Möbel [/] Hauptsitz der Möbel-
        Industrie / Ca. 130 Möbelwerkstätten mit mechanischem Betrieb

        Sachliche Bescheidenheit sieht anders aus, wobei grotesker- und
        bezeichnenderweise die Nebelkerze "mit mechanischem Betrieb" ein
        Anachronismus ist, denn - um ein Beispiel herauszugreifen - nur
        mit der Hobelbank allein arbeitete in dieser Zeit kein einziger
        selbständiger Schreiner mehr. Selbst der kleinste hatte drei
        Heiligtümer: seine Hobelbank, seine Holz(bretter)stöße {*a} -
        und seinen Maschinenraum (genau der stand in Leonhard Dichmanns
        betriebswirschafticher Doktorarbeit aber in Frage: warum diese
        Kosten, warum keine Genossenschaften, warum keine Anschaffungs-
        aufteilung? - Ist das abgehobene Mathematik der Betriebswirt-
        schaftslehre?)

        {*a} Zu (Massiv-)Holzstößen: Die hohe Woge des neuen industri-
             ellen Zeitalters schwappte etwa um die Jahrhundertwende
             über das Schreinerdasein, eigentlich brach ein "Talmi-Zeit-
             alter" an, zunächst mit Furnier auf Sperrholz, ab Mitte der
             1930er Jahre dann zusätzlich mit Furnier auf Spanplatte
             ("Resteplatte", so könnte man diese nennen).
             Die Holzstöße wurden dennoch mit viel Wehmut und Nostalgie
             gehegt und behütet, und vielleicht manchmal, dem Traditi-
             onsgemüt folgend, zum Trotz noch angeschafft. Nach dem
             Krieg war jedenfalls zu beobachten, daß die mit großer
             Sorgfalt aufgestapelten Stöße - nicht nur aus Gründen der
             Trocknung - oft sehr lang, oft jahrelang unangetastet blie-
             ben. Dennoch: Begüterte mögen es exklusiv, eben massiv
             - ein Beitrag aber zur Erdeerhaltung ist das nun nicht ge-
             rade.
             Stapelung mit großer Sorgfalt konnte bedeuten: Bretter vom
             Sägewerk (z.B. Diehl, Rossertstraße) zwecks Erhaltung einer
             einheitlichen Maserung stammweise mit Rinde/Borke zu be-
             ziehen. Sie wurden dann, wie üblich, um eine gute Durch-
             lüftung zu gewähren, mit Hilfe von Abstandleisten gesta-
             pelt; unter Umständen sogar einige "Stämme" übereinander.
             Schutz gegen Regen lieferte eine Abdeckung.
             Auf dem einstigen Gelände der Dichmann AG standen z.B. zwi-
             schen Mühlstraße und Klosterberg, hinter der etwa 60 Meter
             langen, gut zwei Meter hohen, roten Backsteinmauer nahezu
             unzählbar viele "Holzstöße" aller Art in Reih und Glied
             (allerdings "schnitt" die Firma Dichmann selbst).

        Der eigentliche Zweck der Briefkopfformulierung aber war, Kon-
        kurrenten auszustechen, allen voran Höchst, zahlenmäßig reich
        bestückt, u.a. mit dem - ein eigenes Säge- und Furnierwerk be-
        treibenden! - Möbelgroßunternehmer Wesner. Und hierfür war die
        Angabe "ca. 130" wie die Faust aufs Auge gedacht, aber ihre er-
        hebliche und typische Aufgeblasenheit tritt sofort deutlich zu
        Tage, wenn man sich die Adreßbücher anschaut.
        (Auch half sich dieser Verf. weiter, indem er einen virtuellen
        Spaziergang durch die Straßen unternahm, einen gedanklich in die
        Zeit um 1950 zurückversetzten, als schon wieder eine spürbare
        Nachfrage aufgekommen war.)

        Adreßverzeichnisse: Nüchternes Zusammenzählen

        1935 (Ffm-A 1935 Kelkheim, nur Kelkheim-Mitte): 84
        Existiert nur als Branchenverzeichnis.
        Keine Doppelnennungen entdeckt.

        Berücksichtigte Rubriken (weitgefaßte Relevanz):

        Drechsler                               1
        Holzbildhauer                           2
        Möbelfabriken                          16
        Möbelwerkstätten                       35
        Polstermöbel                            3
        Schreiner (Bau=)                        1
        Schreiner (Möbel=)                     23
        Stuhlfabriken                           2
        (darunter: Escher & Co, Strzoda!)
        Wagner                                  1
        (Schmer, siehe unten)

        1939 (MTK-A 1939, Kelkheim, Münster, Hornau zusammen): 104
        Abteilung Branchenverzeichnis
        Keine Doppelnennungen      

        Berücksichtigte Rubriken (weitgefaßte Relevanz):

        Bildhauereien                           3
        Holzbearbeitungswerk (Dichmann AG)      1
        Schreinereibetriebe                    94
        Stuhlbauerei                            1
        Wagnereien                              2
        (darunter: Adam Schmer, Mühlstraße 4,
        fertigte, zumindest nach dem Krieg,
        auch Kleinmöbel, vielleicht nur auf
        Anfrage, besaß aber einen offenbar gut
        ausgestatteten Maschinenraum)
        Polstermöbel, Rubrik fehlt
        (= mindestens 3, in der Summe 104 enthalten)

        Beachte: Die eine oder andere kleine Schreinerei (bzw. Möbel-
        werkstätte) mag in den Branchenauflistungen fehlen. Auch
        herrschte damals eine gewisse, allerdings sehr langsame, kaum
        merkliche, Fluktuation, ein Eröffnen und Vergehen also. Doch
        signifikante Abänderungen der Summen sind dadurch nicht zu er-
        warten. Neue Erkenntnisse werden sofort eingefügt.

        Mehr zum Thema bei Gelegenheit, mit Quellenvergleichen und Lite-
        raturdiskussion, z.B. Leonhard Dichmann, Die Möbelschreinerei
        im Vordertaunus, 1927, und Siegfried Gerlach, Gewerbe- und
        Wohnvorortfunktion als siedlungsprägende Faktoren im Frankfur-
        ter Raum, 1965 (beide Arbeiten sind Frankfurter Dissertationen,
        Gerlachs Abhandlung ist für 1965 wirtschaftlich reichlich naiv
        und unbedarft, nebenbei: auf Seite 77 ist dem Autor eine Tabelle
        durcheinander geraten).

        Außer Konkurrenz:

        1950 (MTK-A 1950, Kelkheim, Münster, Hornau zusammen): 110
        Abteilung Branchenverzeichnis

        Bildhauer                               2
        Möbelfabriken                          35
        Schreinereien                          76
        Verdopplungen zu Möbelfabriken       - 10 
        Polsterwaren                            4
        Wagnereien                              3
        (darunter: Schmer, siehe oben)

        Beachte: Die vollständige Durchsicht erbrachte, daß zwischen
        den beiden Rubriken "Möbelfabriken" und "Schreinereien" zehn
        Doppelnennungen bestehen; bei den anderen Rubriken ergab sich
        keine Verdopplung.
        Fazit: Es zeigt sich, die oben angegebene Zahlenaussage fürs
        Dritte Reich gälte im Prinzip noch 1950, in etwa so: 90 + 10
        + 10.
        Auch Fischbach ist interessant, allein schon deswegen, weil in
        der am 14.11.2018 von der Stadt Kelkheim veranstalteten Lesung
        aus ihrer Publikation "Kelkheim in der Zeit des Nationalsozia-
        lismus" die Mitautorin Monika Öchsner trotzig-stolz die verblüf-
        fende (aber altbekannte) Angabe verkündete, es hätte im Dritten
        Reich in Fischbach 40 Schreinerbetriebe gegeben. Empfehlung: Man
        sollte nicht auf Propaganda reinfallen. In den Rubriken "Möbel-
        fabriken" und "Schreinereien" ergeben sich nämlich im MTK-A 1950
        nach Abzug der Verdopplungen lediglich elf Betriebe (merke: ALLE
        acht "Möbelfabriken" tauchen auch unter "Schreinereien" auf,
        nebenbei: da gehören sie, die Möbelfabrikchen, auch hin). Durch
        andere Rubriken läßt sich diese Zahl leider nicht erhöhen.
        Das MTK-A 1939 enthält für Fischbach nur ein sogenanntes Einwoh-
        nerverzeichnis (Haushaltungen), ein  weiteres Fischbach-Ver-
        zeichnis der Zeit ist bisher nicht entdeckt worden. Doch die 11
        Betriebe von 1950 sind auch 1939 in der besagten Einwohnerliste
        angeführt. Eine genaue Durchsicht erfolgt bei Gelegenheit, bis
        jetzt wurde nur ein weiterer Betrieb gefunden, wie auch immer,
        für Öchsners Angabe "40" sieht es schlecht aus, sehr schlecht.
        Jedenfalls wird im MTK-A 1939 die Einwohnerzahl 1302 angegeben,
        das ist ungefähr die Größenordnung von Münster (größer) oder
        Hornau (kleiner), und man bedenke auch: das damalige Fischbach
        bestand, im Überblick gesehen, aus einer Straßenkreuzung: Kelk-
        heimerstraße/Langstraße/Ruppertshainerstraße - Eppsteinerstraße/
        Königsteinerstraße (diese beiden Straßen waren aber im Gegensatz
        zur Längsachse nur eine kurze Strecke weit bebaut gewesen), dazu
        kommen noch drei oder vier kurze Gassen, das war's im  Wesent-
        lichen; zu Kelkheimer Einwohnerzahlen von 1937/1938 siehe unter
        Themen: Dokumentation dreier Karteikarten aus dem Dritten
        Reich).

   {*7} Zu Astheimer siehe unten

   {*8} Zur Planskizze siehe unten

   {*9} Weder der Plan der abgeschlossenen Bühne noch die Abtrennungen
        wurden schließlich realisiert. Realisiert wurde eine Empore mit
        Trennwänden zum Saal hin, so daß auf der Empore abgesondert
        Veranstaltungen stattfinden konnten, z.B. Stadtverordnetensit-
        zungen (wie dieser Verf. das in den 1950er Jahren, unten in der
        Halle Tischtennis spielend, erlebte).

  {*10} Es fehlt in dem etwas verformulierten Satz der Hinweis auf kul-
        turelle Zwecke wie Konzert-, Tanzveranstaltungen, Bunte Abende,
        Theater.

  {*11} "Wunsch der gesamten Kelkheimer Einwohnerschaft" ist eine typi-
        sche zweckorientierte politische und wirtschaftliche Phrasen-
        projektion.

  {*12} "Möbelindustrie": Phrase (siehe Fußnote 11), dergleichen wird
        noch zu diskutieren sein.


           =======================+=======================


HK, Samstag, 18. Juni 1938, S. 9

Vorbemerkung: "Stadthalle", so lautete, wie oben nachzulesen, schon
früh die damals geplante Halle, auch wenn hier in den beiden folgenden
Artikeln nur von "Ausstellungshalle" die Rede ist. Wie auch immer, es
ist unschwer zu erkennen, die Nazi-Halle von einst gab die Vorlage ab
für die 1948/1949 erbaute, 1950 eingeweihte Stadthalle {*1} (Weiteres,
zur Bedeutung jeweils, zu den Vorstellungen der - teils gleichen, teils
nicht ganz gleichen - Bauherren, in Vorbereitung).

→ »»
Ein neues Stadtviertel wird erschlossen

       Der Plan zur Kelkheimer Ausstellungshalle

  [3 Abbildungen: nebeneinander Vorderansicht und rechte Seitenansicht,
                  rechts darunter: geographische Planskizze]

SÜDWEST-GIEBELANSICHT. [Das Hakenkreuz im Lorbeerkranz unter dem 3 Meter hohen "Hoheitsadler" ist auf dem Archivträger (Mikrofilm) nur erahnbar wiedergegeben.] SÜDOST- BZW. NORDWEST-LÄNGSANSICHT. [Hier stark verkleinert wiedergegeben.] Planskizze des neuen Stadtviertels um die Halle 3 Zeichnungen: Kreisbauamt.
[Anmerkung: Die drei Abbildungen sind Reproduktionen von Mikrofilm- aufnahmen. Sie entstanden in drei Schritten: Mikrofilm-Kopie (PDF- Datei), Übertragung auf Papierkopie, davon Scan (JPG-Datei). Um- ständlicher und verlustreicher geht es kaum. Und da Mikrofilme in der Regel nur eine notdürftige Wiederqualität aufweisen, mußte - das gilt vor allem für die ersten beiden Abbildungen - erheblich bear- beitet werden, dennoch bleibt insgesamt das Ergebnis hinter einem vernünftigen Wiedergabestandard zurück; es ist aber zu hoffen, ir- gendwann einmal bessere Vorlagen zur Verfügung zu haben.] X {*2} Wie bereits bekannt, ist in Kelkheim die Errichtung einer großen Halle vorgesehen, die in erster Linie für die alljährliche Möbelausstellung gedacht ist. Selbstverständlich wird die Halle auch anderen Zwecken zur Verfügung stehen, wie für Großkundgebungen und sonstige Veranstaltungen. Da sie mit ihren 900 Quadratmeter[n] Fläche rund 2000 Personen Raum bieten wird, ist es der größte Versammlungsraum des Main=Taunus=Kreises, so daß damit ein Raum zur Verfügung steht, wie er bisher im Kreis noch nicht vorhanden war. Der Plan der von Kreisbaumeister A st h e i m e r [Astheimer] {*3} entworden wurde, ist so gedacht, daß die Halle nach Bedarf auch weiter in südwestlicher Richtung erweitert werden kann {*4}. Die Halle wird in einer Länge von 45 Metern und einer Breite von 20 Metern errichtet auf dem Gelände hinter der Schule. Wie unsre Planskizze erkennen läßt, wird durch den Hallenbau ein neues Stadtviertel erschlossen, denn es ist damit zu rechnen, daß dort wegen der günstigen Lage auch bald eine lebhafte Bautätigkeit einsetzt. Gedacht ist die Anlage einer Straße, die vom Bahnhof aus direkt auf die Halle zuführt, der Ausbau, bezw. die Verlängerung der Schulstraße und die Anlage einer weiteren Straße von der Hornauer Straße aus hinter der Halle und am Wasserwerk vorbei. Ebenfalls ist ein großer Parkplatz hinter der Halle vorgesehen, da sich bei den bisherigen Ausstellungen, die bekanntlich in vier Sälen durchgeführt werden mußte[n], die Verstopfung der Straßen durch die Wagen auswärtiger Besucher oft unangenehm bemerkbar machte. Durch den Hallenbau erhält Kelkheim auch eine repräsentative Platzanlage, die ebenfalls zu Aufmärschen, Großkundgebungen usw. benutzt werden kann. [Spalte 2] Die Höhe der Halle beträgt 12.60 Meter. Die Giebelseite enthält 6 Türen, damit auch beim stärksten Verkehr keine Stockungen entstehen. Weitere Ein= und Ausgänge sind an den Längsseiten in der Mitte und an den Treppenhäusern vorgesehen. Ein drei Meter hohes Hoheitszeichen der nationasozialistischen Bewegung auf der Stirnwand gibt dem Aufbauwillen im Staat Adolf Hitlers sinnfälligen Ausdruck. Im Innern erhält die Halle rundherum eine Galerie von 5 Meter[n] Breite, die ebenfalls für Ausstellungszwecke zur Verfügung steht. Im Ziegeldach ist noch eine Fensterreihe als Oberlicht angebracht, so daß der große Raum genügend Licht erhalten wird. [Die Zeilen dieses Absatzes sind aus nicht ersichtlichem Grund durch- gehend in einem größeren Wort- und Zeilenabstand gesetzt. Vielleicht liegt aber auch ein Versehen des Setzers vor und die Maßnahme hätte eigentlich dem Absatz zuvor gelten sollen.] Der von außen massive Bau wird im Innern vollständig in Holz ausgeführt, womit einerseits den Anforderungen des Vierjahresplans genügt wird und auf der andern Seite der beherrschende Wirtschaftsfaktor Kelkheims, die holzverarbeitende Industrie unterstrichen wird. Der stattliche Hallenbau wird nach seiner Vollendung als erstes Bauwerk der neuen Stadt Kelkheim einen Markstein in der Entwicklungsgeschichte der Stadt bilden. «« ← Textvergleich(e): 5 (18.1.2016, 2.4.2017, 10.6.2017, 7.1.2024) {*1} Nach Kleipa 1999 (S. 29) wurde die heutige Stadthalle am 10.6.1950 eingeweiht. Könnte es sein, daß es eine inoffizielle (= provisorische) und eine offizielle Einweihung gab und daß zur offiziellen diese Datierung gehört? Denn die Erinnerungen dieses Verf. gehen mit der Datierung 1950 nicht konform. Nach ihnen zu urteilen, stellt sich die Frage, ob schon im Dezember 1949 eine einführende Vorausnutzung stattfand. Ein weihnachtli- cher bunter Abend, an dem u.a. nicht nur die Kelkheimer Turner- elite teilnahm, sondern die gesamte Turnabteilung, meist Kinder im Übrigen (darunter dieser Verf., der etwa zehn Jahre Sport in der Stadthalle betrieben hat - so gut wie nur Tischtennis - und weiß, daß sie anfangs noch keineswegs vollständig war, bei Gele- genheit mehr darüber). {*2} Autorensigel: Zwei gekreuzte Beile oder Äxte (stilisierte Helle- barden?) = Ernst Schmeiser, Redaktionsmitglied des Höchster Kreisblatts, verantwortlich für Lokales und Sport, Stellvertre- ter des Hauptschriftleiters und nationalsozialistischen Chef- Ideologen des Blatts: Richard Carl Engel, verantwortlich für Politik, Verfasser zahlreicher "grundsätzlicher", glühender NS-Artikel im HK. Bezug des Sigels zu Schmeiser ist gesichert erschlossen (Informationen über die Redaktionsfunktionen nach Impressum HK, 24.8.1938, S. 2). {*3} Georg Astheimer, gest. 24.5.1941 (Biographisches, Arbeiten: HK, 27.5.1941, S. 3) {*4} {*5} {*6} {*7} {*8} {*9) =======================+======================= HK, Samstag, 25. Juni 1938, S. 3 → »» Tage nationalsozialistischer Willenskundgebung Heute Beginn des Kreistags Main=Taunus/Obertaunus {*1} X {*2} Das Wochenende steht im Zeichen des Kreistags der NSDAP für den Großkreis=Main=Taunus/Obertaunus {*3}. Schon in den vergangenen Jahren waren diese Kreistage ein starker Ausdruck der inneren Geschlossenheit der Kreisbevölkerung in der Ausrichtung auf das eine große Ziel: Deutschland. Für diesen inneren Wert einer solchen Veranstaltung wird in diesem Jahr der äußere Rahmen noch stärker in Erscheinung treten durch den partei=organisatorischen Zusammenschluß der beiden Kreise Main=Taunus u. [und] Obertaunus, der nun auch zahlreiche Volksgenossen aus den Städten und Dörfern des früheren Nachbarkreises in das schöne Taunusbad führen wird {*4}. Mehrere Sonderzüge und =omnibusse ermöglichen es den Teilnehmern, Bad Soden leicht zu erreichen. Und sie werden gern herbeieilen, um diesen Kreistag zu einem wuchtigen und starken Glaubensbekenntnis für unsern Führer und seine Bewegung werden zu lassen. Wie bereits mitgeteilt, wird das Veranstaltungsprogramm heute nachmittag 17 Uhr mit der Eröffnung der Ausstellung "Die Kunst dem Volke" im Turnsaal der Volksschule durch den stellv. [stellvertretenden] Gauleiter Pg. L i n d e r [Linder] {*5} eingeleitet. Um 20 Uhr folgt dann die kulturelle Abendveranstaltung "Der große Krieg und die junge Front", in der der Dichter und SA=Oberführer Hans Z ö b e r l e i n [Zöberlein] aus eigenen Werken lesen wird. Am Sonntag um 8.30 Uhr ist die Morgenfeier der Hitler=Jugend "Gott ist nur mit starken Bataillonen" im Kurhaus und um 14.15 Uhr findet im Kurpark die Großkundgebung statt. Von 16-18 Uhr werden [richtig: wird] unter der Devise "Wir tanzen und spielen" von kreiseignen Spiel=, Sing= und Tanzgruppen fröhliche Unterhaltung geboten und in einer Großveranstaltung der NSG {*6} "Kraft durch Freude" um 20 Uhr im Kurhaus [unter dem Titel] "Frohsinn des Lebens" fortgesetzt. Ab 18 Uhr beginnt dann auch das Kreisvolksfest auf dem Parkplatz an der Kronberger Straße, [Spalte 2] zu dem sich zahlreiche Vergnügungsunternehmer eingefunden haben. Auch am Montag wird das Volksfest ab 15 Uhr fortgesetzt. [Spalte 3] Es wird noch besonders darauf hingewiesen, daß zu allen Veranstaltungen kein besonderer Eintritt erhoben wird. Das Kreistagsabzeichen allein gewährt überall Zutritt. [Spalte 2 und 3] Das künstlerische und handwerkliche Schaffen im Kreise Main=Taunus/Obertaunus [1 Foto: Modell der geplanten Ausstellungshalle] [Spalte 2] Es ist im Kreisgebiet allmählich Brauch geworden, unsere Kreisvolksfeste - heute Kreistag - mit einer Ausstellung zu eröffenen. Die diesjährige Schau, die am Samstag, dem 25. Juni 1938, nachmittags 17 Uhr, in der Turnhalle in Bad Soden eröffnet wird, gibt einen Ueberblick über das künstlerische und handwerkliche Schaffen im Kreis Main=Taunus u. [und] Obertaunus. Durch die Zusammenlegung der beiden Kreise ist die Zahl der Kunstschaffenden bedeutend größer geworden, was sich auch in der Ausstellung selbst - die gegenüber den Vorjahren an künstlerischem Wert alles weit übertrifft - bemerkbar macht. Zur Ausstellung gelangen eine große Anzahl von Gemälden, unter denen Landschaftsbilder aus dem Taunusgebiet überwiegen, sowie Arbeiten in Holz, Stein und Bronze[,] auf dem Gebiet der Plastik, ferner Pläne, lithographische Arbeiten, Radierungen und Stiche aus dem graphischen Kunstgewerbe. Architekten zeigen [Spalte 3] Modelle auf dem Gebiet des Siedlungswesens, des Hallenbaues usw. Bekannte Heimatdichter legen ihre Werke aus. Auf dem Gebiet des Kunsthandwerks werden eine große Anzahl sehr guter Arbeiten ausgestellt, wie Holzschnitzerei= und Kunstschlosserarbeiten. Diese alljährlich wiederkehrende Ausstellung soll für die Kunstschaffenden ein weiterer Ansporn sein, ihre Leistungen noch weiter zu steigern und für die noch Abseitsstehenden, das Interesse für diese Ausstellung zu wecken. Der Bevölkerung soll aber damit ein Einblick in das Kunstschaffen innerhalb des Kreisgebiets gegeben werden. Da durch freien Eintritt der Besuch dieser Ausstellung jedem Volksgenossen ermöglicht ist, ist auf einen starken Besuch zu hoffen. Die Ausstellung, die unter dem Motto: "Die Kunst dem Volke" steht, ist geöffnet am Samstag nach der Eröffnung bis 20 Uhr und am Sonntag von 9-20 Uhr.
Das Modell der Kelkheimer Ausstellungshalle
hergestellt nach dem Entwurf von Kreisbaumeister Astheimer, wird ebenfalls auf der Ausstellung "Die Kunst dem Volke" zu sehen sein. Aufnahme: Westenberger [Anmerkung: Zur notdürftigen Wiedergabequalität der von einem Mikro- film übertragenen Abbildung siehe das oben zu den drei Abbildungen Gesagte. Es gelingt hoffentlich, bei Gelegenheit eine bessere Quelle zu finden. Beachte das bemerkenswerte Detail: Die Astheimersche Skizze der Frontseite hat bereits das Hoheitszeichen, den monumentalen Adler mit Hakenkreuz. Bei dem Modell hingegen ist der Adler (noch) nicht installiert. Das, was zu sehen ist, ist nicht zu identifizieren. Es könnte das neue dreigeteilte Stadtwappen sein, vielleicht aber auch die Halterung für den Modelladler. Immerhin: Auf einem ebenfalls vorliegenden "goldenen" Aufkleber hat die Frontseite den Adler samt Hakenkreuz.] «« ← Textvergleich(e): 4 (2.4.2017, 10.6.2017) {*1} {*2} Ernst Schmeiser (siehe oben) =======================+======================= HK, Samstag, 18. Juni 1938, S. 4 → »» Neue Straßenbezeichnungen in Kelkheim Verpflichtung der neuen Ratsherren. [Beachte: Vertauschung der Titelreihenfolge schon im Original.] In der letzten Sitzung wurden die neuen Ratsherren in ihr Amt eingeführt und verpflichtet {*1}. Zu Beigeordneten sind ernannt: 1. Ortsgruppenleiter Georg S e e b o l d [Seebold] {*2}, 2. Möbelfabrikant Alois B e n d e r [Bender] (Hornau) {*3} und 3. Maurermeister Peter H e r r [Herr] (Münster) {*4} und zu Ratsherren: Fabrikant Dr. D i c h m a n n [Dichmann] {*5}, Möbelfabrikant F a b e r [Faber] {*6}, Drogist Rich. W o l f [Richard Wolf] {*7}, Schreinermeister Friedr. S p e r z e l [Friedrich Sperzel] {*8}, Stuhlbauer Alfred G ö h l e r [Göhler] (Kelkheim) {*9}, Stützpunktleiter M e h l e r [Mehler] {*10}, Möbelfabrikant Oskar B r ü c k n e r [Brückner] {*11} und Schreiner Oskar L ö r c h e r [Lörcher] (Hornau) {*12} und Möbelfabrikant Anton H e r r [Herr] {*13}, Bäckermeister Willi M o h r [Mohr] {*14} und Ortsbauernführer Joh. K i l b [Johann Kilb] (Münster) {*15}. Zur Vermeidung von Doppelbezeichnungen wurden folgende Aenderungen von Straßennamen vorgenommen: Die Hornauer Straße erhält diesen Namen auch für die bisherige Lange Straße {*16} im Stadtteil Hornau, die Münsterer und Höchster Straße von der Hauptstraße bis zur Niederhofheimer Gemarkungsgrenze heißen jetzt Frankfurter Straße {*17}, die Adolf=Hitler=Straße im Stadtteil Hornau erhält die Bezeichnung Rote=Berg=Straße, da sie zu diesem Gemarkungsteil hinführt {*18}, die Staufenstraße im Stadtteil Kelkheim wird in Töpferstraße umbenannt zur Erinnerung an das ursprüngliche Gewerbe in Kelkheim {*19}, der Lorsbacher Weg in Gundelhardstraße {*20} und die Herrnwaldstraße im Stadtteil Münster, die bis zur Gundelhardstraße ausgebaut werden soll, in Münsterer Straße {*21}, so daß also auch die beiden eingemeindeten Stadtteile in den entsprechenden Straßenbezeichnungen fortleben {*22} [Fettdruck im Original]. «« ← Textvergleich(e): 3 (9.12.2014, 5.6.2017, 5.8.2017) Ortsangaben in diesem Fußnotenapparat nach der städtischen Regelung, die von kurz nach der Stadtgründung an bis 1945 galt: Kelkheim-Mitte = Kelkheim Kelkheim-Süd = Münster Kelkheim-Nord = Hornau Straßenangaben nach den konsultierten historischen Adreßbüchern! Beachte, daß die Straßennamen- und Nummernangaben historischer Natur sind. Etliches läßt sich heute kaum noch zurechtdenken. Ein ver- gleichender Stadtplan, der zumindest in etwa angenähert eine Hilfe anbieten soll, ist geplant. ============================================= Bürgermeister, Beigeordete, Gemeinderäte usf. in Kelkheim, Münster und Hornau, Stand 31.3.1938 Aufstellung nach Landratsamtsakten u.a. mit Geburtsdatum und Pg-Angabe siehe unter Themen ============================================= ==================================== Nachfolgende Dokumentation in Arbeit ==================================== {*1} Die Kelkheimer Chronik für das Jahr 1938 (https://www. kelkheim.de/_data/Chronik_1938.pdf, eingesehen 4.6.2017) gibt für den Vorgang der Einsetzung der Ratsherren Folgendes wieder, wobei zu beachten ist, daß bei den Namen im Vergleich zum Bericht im Höchster Kreisblatt Abweichungen bestehen. Zunächst wird zur amtlichen, die Stadtgründung betreffenden Anordnung des Landrats Janke gesagt: "Die zweite Urkunde des neu gebildeten Gemeinwesens ist eine Anordnung des Landrates des Main-Taunus-Kreises vom 25. März 1938. Diese Anordnung wird nachstehend [...] im Wort- laut wiedergegeben: [...]". Unter Punkt 5 heißt es dann zur Besetzung der Posten Beigeordneter und Ratsherren: "1. Bei- geordneter Georg Seebold, Ratsherren aus Kelkheim: Peter Faber, A. Martin, A. Pöhler, F. Sperzel, R. Wolf, Dr. Dichmann, aus Hornau: J. Mehler, O. Lörcher, O. Brückner, aus Münster: J. Herr 3., J. Kilp 9. und W. Mohr." Und zur ersten Sitzung des Gremiums lautet in der Chronik der Bericht (weitere Berichte zu solchen Sitzungen gibt es in der Chronik nicht): "Am 13. Mai 1938 traten erstmals die 12 neu bestellten Rats- herren der Stadt Kelkheim zusammen. Es wurden 6 Ratsherren aus der ehemaligen Gemeinde Kelkheim und je 3 Ratsherren aus den ehemaligen Gemeinden Hornau und Münster durch den kommissari- schen [Bürgermeister, den] 1. Beigeordneten Georg Seebold ein- geführt und vereidigt. Folgende Bürger, die wohl ausnahmslos Parteigenossen in der NSDAP waren, wurden als Ratsherren eingesetzt: aus Kelkheim (Peter Faber, August Martin, Alfred Pöhler, Friedrich Sperzel, Richard Wolf und Dr. Leonhard Dich- mann), aus Hornau (Johann Mehler, Oskar Lörcher und Oskar Brück- ner), aus Münster (Josef Herr 3., Johann Kilp 9. und Willi Mohr). Anschließend fand eine Beratung mit Kreisleiter Scheyer als Beauftragter [sic] der NSDAP über die Besetzung der Bürger- meisterstelle statt. Kreisleiter Scheyer brachte den bei der Stadt Frankfurt am Main tätigen Stadtoberinspektor Willi Graf in Vorschlag, dessen Ernennung zugestimmt wurde [Hervorhebungen nicht in der Chronik, sie weisen auf Abweichungen hin]." Kommentare zu den Abweichungen siehe in den einzelnen Fußnoten. Zu beachten ist hierbei: Der Bericht im Höchster Kreisblatt nennt 3 Beigeordnete und 11 Ratsherren (= 14 Personen), in der Chronik hingegen werden gemäß der (referierten) Anordnung der genannten Urkunde 1 Beigeordneter und 12 Ratsherren (= 13 Per- sonen) angegeben [12 Ratsherren = 6 für Kelkheim-Mitte, je 3 für Kelkheim-Süd = Münster und Kelkheim-Nord = Hornau]. Man beachte auch: Es ist könnte sein, daß sich vielleicht zumin- dest bezüglich der Ratsherren Änderungen ergeben hatten, so daß dem Bericht im Höchster Kreisblatt möglicherweise eine aktuali- sierte Ratsherrenzusammensetzung zugrunde liegt. Wenn dem so ist, so wäre damit allerdings in der Aufzählung des Höchster Kreisblatts das Problem rund um die beiden zusätzlich genannten Beigeordneten (je einer für Kelkheim-Süd und Kelkheim-Nord) und des einen fehlenden Ratsherrn (für Kelkheim-Mitte) noch immer ungelöst. In der Chronikaufstellung der Stadt Kelkeim sind nach Faber die Ratsherren August Martin und Alfred Pöhler angegeben. Aber: a) Es gab zwei August Martin. MTK-A 1939: August Martin 1., Schreinermeister, Frankfurterstraße 34, [mit Telefonangabe] August Martin 2., Schreinermeister, Frankfurterstraße 13 MTK-A 1950: August Martin, Schreiner, Frankfurterstraße 34 August Martin, Schreinermeister, Frankfurterstraße 13 b) Zu Alfred Pöhler siehe Fußnote "Alfred Göhler" Eine dritte Variante wird im Adreßbuch des Maintaunuskreises von 1939 (hier MTK-A 1939) unter "Gemeindebehörden" angegeben, neben dem Bürgermeister Willi Graf sind genannt: Beigeordnete: Georg Seebold [5.], 1. Beigeordneter Peter Herr 4., 3. Beigeordneter Ratsherren: Oskar Brückner Josef Herr 3. Johann Mehler Dr. Leonhard Dichmann Johann Kilp 9. Willi Mohr Peter Faber Oskar Lörcher Friedrich Sperzel Alfred Göhler August Martin Richard Wolf Jetzt handelt es sich um 15 Herren, wenn man den nicht angeführ- ten 2. Beigeordneten mitzählt. Neu ist Peter Herr 4., Josef Herr 3. ist genannt; nicht genannt ist Peter Herr 6. Beachte: Hier wiederum "Alfred Göhler", nicht wie in der Kelk- heimer Chronik der unauffindbare "Pöhler" (vermutlch Schreib- fehler). Zu Peter Herr 4. gäbe es einen möglichen Nachweis (MTK-A 1939): Schreiner, Hornauerstraße 16 Wie auch immer: Für die Kelkheim betreffende Nazi-Erforschung dürfte in der Diskrepanz der Besetzungsangaben womöglich ein unerwartetes Positivum stecken, denn die Zahl der Personen mit zumindest Nazi-Nähe erhielte so vielleicht um den einen oder anderen Namen Zuwachs. Interessant ist, daß damals im "Gemeindeparlament" offenbar eine einschlägige Kontinuität herrschte. Jedenfalls läßt sich das vermutend ableiten von der Anwesenheitsliste der zur Wiederein- setzung des Jakob Rittgen als Bürgermeister am 27. November 1936 abgehaltenen Sitzung. Rittgens erste Amtszeit als Bürgermeister betrug 12 Jahre, von 1925 bis 1936 einschließlich (amtliche Be- zeichnung des Bürgermeisters während dieser 12 Jahre eigentlich: Gemeindeschulze) (Quelle: siehe Literatur). 1. Kreisleiter Fritz Fuchs (Der Beauftragte der NSDP, Bad Soden), Vorsitz 2. Georg Seebold 5., Beigeordneter 3. Gemeinderäte: Friedrich Sperzel Richard Wolf August Martin (welcher?) Hans (oder Sohn Bruno) Lindwurm Alfred Göhler Georg Seebold 5. Alois Bender 4. Beamter der Gemeinde Kelkheim: Johann Stelzer {*2} Georg Seebold 5., Landwirt, Schreinermeister, Kelkheim-Mitte, Bahnstraße 17 (u.a. MTK-A 1939, MTK-A 1950) {*3} Alois Bender, kaufmännischer Angestellter, Kelkheim-Nord, Hornauerstraße 78 (MTK-A 1939, MTK-A 1950 und 1952). Im HK-Bericht "Möbelfabrikant". Wieso? Alois Bender ist in der Kelkheimer Chronikaufstellung und in der MTK-Aufstellung von 1939 nicht angegeben. {*4} Peter Herr 6., Maurermeister, Kelkheim-Süd, Zeilsheimerstraße 8 (MTK-A 1939, Achtung ebenda: Peter Herr 6., Schreiner, Kelkheim- Mitte, Mühlstraße 10; MTK-A 1950: beide, aber ohne "6.") Peter Herr 6. ist in der Kelkheimer Chronikaufstellung nicht angegeben. {*5} Dr. Leonhard Dichmann, Direktor, Kelkheim-Mitte, Gundelhardt- straße [o. Nr.] (MTK-A 1939; MTK-A 1950: Fabrikdirektor, Mühl- straße [o. Nr.] Beachte: Die Gundelhardtstraße führt zur im Joch zwischen Staufen und Lorsbacher Kopf gelegenen Landgaststätte: Gundel- hard, ohne "t"; zur eigentlich richtigen Schreibweise des Straßennamens siehe auch unten; die meistverbreitete Schreib- weise scheint "dt" zu sein, so z.B. im Stadtplan des Stadt- bauamts 1961; alle bisher eingesehenen Briefköpfe des Dr. Leonhard Dichmann tragen nach 1945 immer noch die Angabe Lorsbacher Weg, gelegentlich per Hand durchgestrichen und ergänzt mit z.B. Mühlstraße, hierzu siehe andernorts das Kapitel Dr. Leonhard Dichmann). {*6} Peter Faber, Fabrikant, Kelkheim-Mitte, Hornauerstraße 12 (Möbelfabrik Faber & Bertz, Hornauerstraße 10). An Peter Faber kann sich dieser Verf. nicht erinnern, wohl aber an offenbar dessen Sohn, Gottfried, und zwar als Leiter der oben genannten Möbelfabrik, deren Reklameschild auf dem Dach weithin sichtbar war, zumal, von Süden gesehen, vor dem Fabrik- gebäude ein großer Nutzgarten den Blick auf das der Stadthalle gegenüberliegende große Gebäude aus hellbraunen Backsteinen freihielt. Gottfried Faber heiratete (berufs- und standesgemäß) eine Tochter aus der Schreinerei Gebrüder Kunz, Bahnstraße 8, daher seit spätestens nach dem Krieg wohnhaft Bahnstraße 8 (Verlobungsanzeige im HK, 4.6.1938, S. 9: "Anneliese Kunz [/] Gottfried Faber [/] Verlobte [/] Kelkheim i. Ts. [-] Pfingsten 1938"). Gottfried Faber war im Zusammenhang mit Musik in Kelk- heim im Dritten Reich und in der Nachkriegszeit eine - offenbar gewichtige - Erscheinung (zu Musik in der Nachkriegszeit siehe u.a. auch Kapelle Diefenbach und Paul Braun, in Vorbereitung). Zu Braun bzw. Kiosk Braun: "Zigarren Braun" (Zeitungen, Zeit- schriften usw.), Bahnstraße 5, war westlich angebaut an das Fachwerkwohngebäude des landwirtschaftlichen Anwesens Johann Klomann (zusätzlich Schuhmacher bzw. Schuster); Braun spielte in der Nachkriegszeit als zentrale Anlaufstelle eine nicht zu unterschätzende Rolle für den Konsum militaristischer "Welt- kriegsliteratur", und zwar durch den Verkauf zahlloser Flieger-, Panzer-, U-Boot-, Landser- und ähnlicher unterstklassischer Schundheftreihen, wobei die neuesten Hefte im Schaufenster sowie links und rechts von Schaufenster und Ladeneingangstür (diese rechts vom Schaufenster) in langen Auslagekästen betrachtbar waren; Braun hatte offenbar einschlägige Erfahrung, denn Schau- fenster, Tür und die Aushangskästen wurden nach Ladenschluß mit Drahtgitteraufsätzen geschützt. Ganz besonders samstagnachmit- tags und sonntags, wenn Kelkheim in die klösterliche Ruhe einge- taucht war, sah das mehr als gespenstig aus. In seinem Kiosk unterhielt Braun anfangs auch einen - teils einschlägigen - Buchverleih. Im Anschluß an Brauns Buchverleih führte dann Walter Riedel in seinem etwa 1951/1952 eröffneten Schreibwarengeschäft, Haupt- straße 1, einen Buchverleih in größerem Rahmen fort. Riedel bil- dete eigentlich die Nachfolge des bereits im Dritten Reich exi- stierenden, zentralen Buch-, Zeitschriften-, Schreibwaren- und Bürobedarfladens des Johann (Jean) Pleines, Hauptstraße 2 (Rie- del hatte nach dem Krieg in das Pleines-Geschäft eingeheiratet). Zu Peter Faber beachte: Nicht zu verwechseln ist der hier ange- gebene Peter Faber, der als Beigeordneter schon lange tätig war (bis jetzt ist spätestens 1936 nachgewiesen), mit dem aus der Ehe Gottfried und Annelies Faber hervorgegangenen Sohn Peter (geb. sicherlich/wahrscheinlich zwischen 1946 und 1950, nach persönlicher Mitteilung am 25.12.2018: 1947). {*7} Richard Wolf, Drogist, Kelkheim-Mitte, Drogerie, Bahnstraße 17, Wohnung: Poststraße 3 (MTK-A 1939, MTK-A 1950). {*8} Friedrich Sperzel, Schreinermeister, Kelkheim-Mitte, Frank- furterstraße 36 (MTK-A 1939, MTK-A 1950) {*9} Alfred Göhler, Maschinenarbeiter, Kelkheim-Mitte, Hornauerstraße 57 (MTK-A 1939; MTK-A 1950: ebenso, aber Bahnstraße 9). Ein "Stuhlbauer" ist das aber, wie im HK angegeben, nun nicht gera- de. Einen "A. Pöhler" bzw. "Alfred Pöhler", wie in der Chronik der Stadt Kelkheim für das Jahr 1938 angegeben, gibt es weder im MTK-A 1939 noch im MTK-A 1950!? {*10} Johann Mehler, Bahnbeamter, Kelkheim-Nord, Am Flachsland 7, (MTK-A 1939), wird nach der Stadtgründung 1938 auch als Stützpunktleiter geführt, überwiegend aber als Ortsgruppen- leiter. Sehr parteirührig, wie damalige HK-Berichte über lokale Veranstaltungen verdeutlichen. Wohnte grundsätzlich auch noch nach 1945 in Hornau (nachgewiesen noch in den 1950er Jahren, aber nicht im MTK-A 1950, offenbar weil in- haftiert). {*11} Oskar Brückner, Schreiner, Kelkheim-Nord, Hornauerstraße 95 (MTK-A 1939; MTK-A 1950: Schreinermeister) {*12} Oskar Lörcher, Schreiner, Kelkheim-Nord, Auf der Herrnmauer 14 (MTK-A 1939; MTK-A 1950: Anna [Wwe.?]) {*13} Einem Möbelfabrikanten Anton Herr, Kelkheim-Süd, konnte bis jetzt kein Nachweis zugeordnet werden. Gemäß der Kelkheimer Chronik aber sehr wohl ein Nachweis zu: Josef Herr 3., Schreiner, Kelkheim-Süd, Frankfurterstraße 80 (Schreinereibetrieb: Herr & Reininger, ebenda, [Tel.]) (MTK-A 1939, MTK-A 1950) {*14} Willy [sic ?] Mohr, Bäckermeister, Kelkheim-Süd, Schlageterplatz 3 (MTK-A 1939; MTK-A 1950: Kirchplatz 3) {*15} Johann Kilp [sic ?] 9., Landwirt, Kelkheim-Süd, Frankfurter- straße 141 (MTK-A 1939, Ffm-A-Kelkheim 1942; MTK-A 1950: Margarete, Wwe., Landwirtin) {*16} Darstellung zu frühen Straßennamen und Umbenennungen in Vorbereitung. {*17} {*18} {*19} {*20} {*21} {*22} [1938_3]

Online: 18.4.2017, Version: 1.52, 10.2.2021

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Bearbeitungen und Kommentare (c) Diethelm Paulussen (siehe Titelseite)