Kelkheim 1938 - 1
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IN ARBEIT
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HK, Samstag, 2. April 1938, S. 6 (?) und 7 {*1}.
Vorbemerkung (in Arbeit)
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[Höchstwahrscheinlich Seite 6]
Kelkheims Stadtwerdung
Die Eingemeindung von Münster und Hornau Ausdruck des national=
sozialistischen Leistungswillens Denkwürdige Feierstunde in Kelkheim
[Spalte 1]
[X] {*2} Der 1. April 1938 wird für die Geschichte der Stadt Kelkheim
immer ein besonderer Markstein bleiben, der Tag [Text: Tage], an dem ihr
auf Grund der Eingemeindung der beiden Nachbargemeinden Münster und
Hornau das Stadtrecht verliehen wurde. 5300 Einwohner zählt nun dieses
neue Gemeinwesen, das ja schon so zusammengewachsen war, daß ein Fremder
nicht unterscheiden konnte, wo die eine Gemeinde aufhörte und die andere
anfing {* }. Die Eingemeindung ist daher nichts anderes als der logische
Abschluß einer natürlichen Entwicklung, die sich nun auf der breiteren
Grundlage um so erfolgreicher fortsetzen kann. So ist auch dieser
Zusammenschluß eines der vielen Kennzeichen nationalsozialistischen
Leistungs= und Gemeinschaftswillens, von dem heute unser ganzes Volk
im weiten Großdeutschen Reich durchpulst wird {* }.
Im festlich geschmückten Saal des Gasthauses "Zum Wiesent[h]al" {* }
in Kelkheim versammelten sich gestern die Gemeinderäte der bisherigen
Gemeinden Kelkheim, Münster und Hornau sowie zahlreiche Ehrengäste,
darunter der Kreisleiter S ch e y e r [Scheyer] {* }, der
Regierungs=Vizepräsident D i e tz v. B a y e r [Dietz v. Bayer, Text:
D i etz] {* }, der Kommunalreferent der Regierung, Oberregierungsrat v.
B ä r e n s p r u n g [Bärensprung] [* }, Handwerkskammerpräsident
M ü l l e r [Müller] {* }, Landrat Dr. J a n k e [Janke] {* } mit einem
Teil der Beamten der Kreisverwaltung u. a. m. [und andere mehr.]
Beigeordneter S e e b o l d [Seebold] {* } eröffnete nach dem
Fahneneinmarsch unter dem Kommando des Sturmführers S t r z o d a
[Strzoda] {* } die erste Ratssitzung der Stadt Kelkheim mit herzlichen
Grußworten an die Erschienenen und dann trat
Regierungs=Vizepräsident Dietz v. Bayer
an das Rednerpult, um die beiden für die kommunalpolitische Geschichte
hochbedeutsamen Ereignisse gebührend zu würdigen. Durch die
Eingemeindung erfahre das Gemeindegebiet eine Erweiterung nach
Bevölkerungszahl auf das doppelte und nach Gebietsumfang auf das
dreifache. Durch die Verleihung der Stadtrechte werde dem Blütenkranz
der deutschen Städte eine neue Frühlingsblume zugeführt, aber kein
Veilchen, das im Verborgenen blüht, sondern eine schöne Rosenknospe,
die bereits berechigtes
[Spalte 2]
Aufsehen erregt habe durch ihren Stiel aus Holz. Für die beiden
Gemeinden Münster und Hornau bestehe durchaus kein Grund zur
Trauer, höchstens zu einem Augenblick besinnlicher Betrachtung im
Hinblick auf die schöne Geschichte und Tradition, die nicht untergehen
sondern fortleben soll im vergrößerten Gemeinwesen. Der
nationalsozialistische Staat zerstöre nicht, sondern baue auf und wenn
die nationalsozialistischen Staatsbehörden in engem Einvernehmen mit dem
Gauleiter diese drei Gemeinden zusammenschließen, dann liegen hierfür
berechtigte Gründe vor. Die drei Gemeinden hatten sich bereits räumlich
vereinigt. Die Möbel=Industrie als Hauptstütze des Wirtschaftslebens
werde durch die Zusammenlegung einen weiteren Aufschwung nehmen. Wenn
auch das Stadtrecht eine mehr symbolhafte Bedeutung habe, so werde doch
die Staatsregierung durch die obere Aufsichtsbehörde in näheren
Zusammenhang mit der Stadtgemeinde gerückt und Kelkheim sei ein weiteres
Glied in der goldenen Kette der ruhmreichen deutschen Städte geworden.
Der Redner überreichte dann die künstlerisch ausgeführte Urkunde der
Verleihung des Stadtrechts und sprach die Glückwünsche des
Oberpräsidenten, des Regierungspräsidenten, seine eignen und der Herren
der Regierung aus.
Nachdem Beigeordneter S e e b o l d [Seebold] den Dank der Stadt
Kelkheim ausgesprochen hatte, beglückwünschte Kreisleiter S ch e y e r
[Scheyer] die neue Stadtgemeinde, die in einer so glücklichen Stunde aus
der Taufe gehoben wurde. Möge dieser nationalsozialistische
Leistungswille für immer hier bleiben.
Landrat Dr. J a n k e [Janke] widmete allen, die an der Bearbeitung
der Eingemeindungsaufgabe mitgeholfen haben, herzliche Dankesworte.
Kelkheims Bedeutung über die Grenzen Deutschlands hinaus habe es seinem
eignen Fleiß zu verdanken. Auch bisher seien schon zahlreiche Arbeiter
aus Münster und Hornau in den Kelkheimer Betrieben beschäftigt gewesen.
Kelkheim werde nun die zweitgrößte Stadt des Kreises. Neben der
Möbelindustrie sei auch die Obst=
[Spalte 3]
zucht von großer Bedeutung und die Gemeinde besitze in ihrer eignen
Anlage rund 900 Obstbäume. Das Vermögen von Kelkheim betrage
[Spalte 4]
rund 540 000 Mk. [Mark], von Münster 408 000 und [von] Hornau 708 000
Mk. [Mark], einschl. [einschließlich] des Waldbesi[ztes.] Gemeinsame
Aufgaben seien zu [lösen], wie [die]
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[Seite 7, Spalte 1]
Zusammenfassung der Wasserversorgung, Durchführung der Kanalisierung
u. a. m. [und anderes mehr.] Hauptsächlich sei der Zusammenschluß aber
notwendig gewesen wegen der zukünftigen Entwicklung der Gemeinde, denn
es müsse eine gemeinsame Planung zur Bereitstellung von
Siedlungsgelände für Villen, Eigenheime und Arbeiterwohnungen
erfolgen. Nachdem Landrat Dr. Janke noch besonders dem Beigeordneten
Seebold, Kelkheim, sowie den bisherigen Bürgermeistern Claas, Münster
und Reus, Hornau seinen Dank ausgesprochen hatte, gab er bekannt, daß
in den beiden Gemeinden Gedenksteine errichtet werden sollen. In
das Siegheil auf den Führer ließ er dann seine Ansprache ausklingen,
worauf die Lieder der Nation gesungen wurde[n] {* }.
Beigeordneter S e e b o l d [Seebold] schloß darauf die so
denkwürdige Sitzung.
In kameradschaftlichem Geist blieb man dann noch einige Zeit in reger
Unterhaltung beisammmen, wobei das Werksorchester und [der] Werkschor
der Firma D i ch m a n [n] [Dichmann] AG. {* } unter Leitung von
Chormeister F i s ch e r [Fischer] {* }, Hofheim, mit ihren gutgewählten
und ausgezeichnet vorgetragenen Darbietungen sehr zur Unterhaltung
beitrugen. Auch der städt. [städtische] Friedhofsverwalter
U n g e h e u e r [Ungeheuer] {* } fand mit seinen heiteren
oberhessischen Mundart=Gedichten viel Beifall.
Zum Abschluß des so schön verlaufenen Abends wies Beigeordneter
Seebold darauf hin, daß diesen fröhlichen Stunden auch wieder ernstere
folgen werden und daß man in Kameradschaft, Ehre und Treue
zusammenarbeiten wolle, um dem nationalsozialistischen Aufbauziel zu
dienen.
*
Im Lauf des Tages war im Kelkheimer Rathaus die U e b e r g a b e
[Uebergabe] der Bürgermeister= und Kassengeschäfte der früheren
Gemeinden Hornau und Münster an den Beigeordneten und [den]
Stadtrechner {* } erfolgt, ebenfalls in Hofheim durch die frühere
Gemeinde Marxheim {* }.
«« ←
Textvergleich(e), höchstwahrscheinlich Seite 6: 5 (11.1.2020, 16.2.2020)
Textvergleich(e), Seite 7: 5 (30.4.2014, 20.6.2019, 16.2.2020)
{*1} Beachte: Bis zum 13.1.2020 war hier unter der Hilfsbetitelung
"[Kelkheim wird eine Stadt]" nur der auf Seite 7 befindliche
Schluß des Artikels wiedergegeben, der Anfangsteil des Berichts
hingegen konnte nicht dokumentiert werden, weil er auf dem ein-
gesehenen Mikrofilm fehlt. Die Ursache hierfür ist, daß in der
Verfilmungsvorlage der Ausgabe vom 2. April 1938 die obere Hälf-
te des Blatts Seite 5 und 6 herausgerissen worden war, und zwar
herausgetrennt, wie deutlich zu sehen ist, mit großer Vorsicht
und Akribie, dabei aber doch wohl mit einer Spur Hektik oder
unter einiger Anspannung, so jedenfallls könnte das Vergessen
des zweiten Teils, des auf Seite 7 abgedruckten Schlusses, ge-
deutet werden.
Angesichts eines Texts auf Seite 4, der mit einer Worttrennung
aufhört, also auf Seite 5 fortgesetzt werden soll und der auf
dieser Seite 5 unten noch vorhandenen, durch die Heraustrennung
des oberen Teils aber verstümmelten Textpartien ist mit eigent-
lich genügender Sicherheit auszuschließen, daß für den Artikel
die Seite 5 als Ort eine Rolle spielt, obwohl allerdings auf der
Seite 5 oft die Rubrik "Aus dem Main-Taunus-Kreis" gebracht
wird. Aber es ist doch überzeugend deutlich eher so, daß der
- wie nachfolgend näher erläutert wird - auf der Kelkheimer Web-
Seite angezeigte Teil von der Seite 6 stammt (zur Kollage am
Schluß dieses "Kelkheimer Teils" siehe weiter unten).
Der hier bislang fehlende Teil des, wie kaum zu übersehen ist,
zeitgeschichtlich für das Thema dieser Arbeit wichtigen Arti-
kels ist nun also ergänzt worden; ermöglicht wurde diese Ergän-
zung durch das auf der Web-Seite der Stadt Kelkheim ins Netz
gestellte, aus zwei Teilen bestehende Material "Kelkheim in
der NS-Zeit" (zum Link zur Kelkheimer Seite siehe Abteilung
"Pinnbrett").
- Teil 1: "Dokumentation der Ausstellung - Kelkheim im Dritten
Reich - 1933-1945" (hier in dieser Arbeit gekennzeichnet als
"Kleipa Ausstellung 1983, Kelkheim Internet-Fassung November
2019"). Zum Artikelfragment siehe dort unter "Kelkheim wird
Stadt": Dokument 8/16
- Teil 2: "Die Zeit des Nationalsozialismus in Kelkheim - Im
Spiegel des Höchster Kreisblatts 1933-1941" (hier in dieser
Arbeit gekennzeichnet als "Kleipa HK-Sammlung, Kelkheim Inter-
net-Ausgabe November 2019"). Zum Artikelfragment siehe dort
unter "Höchster Kreisblatts [sic] - 1938": Dokument 25/62
Der verwendete Text, genauer gesagt: der betreffende Seitenaus-
ausschnitt, liegt also sowohl im Teil 1 als auch im Teil 2 vor,
allerdings, wie gesagt, ohne den hier seit April 2017 wiederge-
gebenen Abschnitt auf Seite 7. Vermerkt ist dabei auf der Kelk-
heimer Web-Seite das Fehlen dieses Teils nicht. Wie auch immer,
nun ist der ganze Artikel lesbar und zwar ungestückelt.
Allerdings ist auf dem Kelkheimer Torso-Dokument an dessen
Ende, also beim Übergang zum dort nicht vorhandenen Text auf
Seite 7, manches nicht oder nur deutend zu entziffern (zu den
wahrscheinlich richtigen Lösungen siehe oben).
Die (sehr geringe) Unsicherheit bei der Seitenangabe für den nun
aufgetauchten Teil kann derzeit nicht behoben werden, und es
kommt noch hinzu, daß das Kelkheimer Dokument eine Kollage ist.
Wer am unteren Ende genau hinsieht, bemerkt diese Tatsache.
Wie war nun vermutlich im Drucksatz die Verteilung der beiden
"Kelkheimer Teile"? Es war wohl so, daß auf Seite 6 der Haupt-
teil links die Spalten 1 und 2 einnahm, während der angefügte
Teil oben rechts stand, die Spalten 3 und 4 einnehmend. Zum
in den beiden Kolumnen unter diesen beiden Textsplittern ge-
setzten Inhalt ist bislang eine Vermutung nicht möglich.
Es dürfte in diesem Zusammenhang sicherlich auch interessant
sein, darauf hinzuweisen, daß die verfilmten Bestände des Höch-
ster Kreisblatts, soweit sie der Wiesbadener Landesbibliothek
gehörten, dort aus dilettantischem Befinden heraus der Altpa-
pierentsorgung bzw. dem Schredder zugeführt worden waren (Re-
cherche und Auskunft 2017, die Landesblibliothek Wiesbaden hat
eigentlich die gesetzliche Verwahrungspflicht).
Die beiden dokumentarisch aus zwei verschiedenen Überlieferungs-
quellen stammenden Teile sind durch die Anfangs- und Endmarkie-
rungszeichen
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gekennzeichnet (12.1.2020, ein Hinweis auf die beabsichtigte
Ergänzung bestand schon am 5.12.2019).
{*2} Autorensigel "Zwei gekreuzte Hellebarden": Ernst Schmeiser (zu
diesem siehe andernorts)
Beachte: Dokumentarische Bearbeitung des Artikels in Vorberei-
tung.
Und dazu die mehr als halbseitig große Kelkheim-Annonce
Unten wiedergegeben ist der untere Teil der Seite 6, oben deutlich
zu sehen: die gezackte Ausrißkante, schwarz, da die Annonce offenbar
nicht nur unten, sondern auch oben einen schwarzen Balken aufwies. Mit
diesem Scan wäre dann wohl eine für die Darstellung der Kelkheimer Ge-
schichte der Nazizeit bedeutsame Höchster Kreisblatt-Seite nahezu voll-
ständig dokumentiert. Es fehlt jetzt nur noch der oben angesprochene
kleine, bisher völlig unbekannte Seitenteil (und es fehlen natürlich
noch die nötigen Erklärungen und Erläuterungen; einige Stellen für
zukünftige Fußnoten sind in der obigen Wiedergabe des Texts schon ge-
kennzeichnet mit {* }).
Höchster Kreisblatt, Samstag, 2. April 1938, Seite 6
Besucht die Möbelstadt Kelkheim i.Ts.
(Auf dem Mikrofilm erhalten gebliebener Teil der Seite 6,
beachte oben die Ausrißkante.)
(Erläuterung in Vorbereitung, insbesondere zur Zahl "100",
die schon vor 1938 bestand und also hier und auch auf anderen
nachfolgenden Annoncen nicht angepaßt wurde, vgl.
dazu auch den Artikel auf der Seite 1938-3:
"Kelkheim und seine Möbelwerkstättenblase im Dritten Reich")
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HK, Donnerstag, 14. April 1938, S. 5, Rubrik: Aus dem Main=Taunus=Kreis
→ »»
Kelkheim.
Ein Frühlingsfest veranstaltet Deutschlands jüngste Stadt am
Ostersonntag. Ein reich beschickter Juxplatz wird den Osterausflüglern
und Spaziergängern {*1}, die unsere {*2} Stadt zum Ziel wählen, einige
unterhaltsame Stunden bieten und auch die hiesigen Gaststätten {*3}
werden das ihrige dazu tun, daß sich die Gäste recht wohl in der
neugebackenen Stadt fühlen.
«« ←
Textvergleich(e): 3 (30.4.2014, 19.2.2020)
{*1} bis {*3} in Vorbereitung.
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HK, Samstag, 16. April 1938, S. 10, Abteilung: Anzeigen
Kelkheim: Frühlingsfest im Dritten Reich
Deutschlands jüngste Stadt mit Bier in Krügen ab 3 Liter
(Abschrift, hier und da etwas nachempfunden)
Besucht die Möbelstadt
Kelkheim i. Ts.
Auf zum
Frühlingsfest
nach Kelkheim i. T.
Deutschlands jüngster Stadt.
Moderner Juxplatz
FÜR JUNG UND ALT
Geöffnet: Ostersonntag, -Montag u. Dienstag.
Um geneigten Zuspruch bitten Die Unternehmer.
Café-Restaurant Bender Kelkheim {*1}
Am 1. Feiertag ab 5 Uhr
Konzert und Tanz!
Empfehle meine Kulmbacher Biere - Edelherb hell! -
Export dunkel! - In Krügen ab 3 Ltr., Lieferung frei Haus.
Reichhaltige Speisekarte - Heute Schlachtfest!
Cafè Scheib Kelkheim i.T.
Oster-Montag ab 7.30 Uhr
Konzert und Tanz
Feinster Kaffee und Kuchen! Naturweine!
Café Weyhrauch
Kelkheim i. Ts.
ladet zum Besuch an den Oster-Feiertagen
freundlichst ein.
Gasthaus "Zum Löwen" Kelkheim
Telefon 320.
An den Feiertagen im Ausschank
Märzenbock
Ia Apfelwein. Gutgepflegtes Glas Wein. Bürgerliche Küche.
Es ladet frendlichst ein Löweschorsch.
Frühlingsfest in Kelkheim [deutsche Schrift!]
Treffpunkt für Alt und Jung
"Zur Eisenbahn"
beim bestbekannten Bayrischen Bier aus der Brauerei
Oberbräu Holzkirchen, München
Ia Apfelwein - Bürgerl. Küche (elektr. Kühlanl.)
Es ladet freundlichst ein Josef Kohl und Frau.
100 Möbelbetriebe
der Stadt Kelkheim im Taunus
mit ihren schönen Ausstellungs-Räumen - bitten um Ihren Besuch!
{*1} Es fehlen Zum Wiesenthal, der Schützenhof und der Steyer
(Gasthaus zum Taunus), außerdem alle Münsterer und Hornauer
Gastwirtschaften und Cafés, der Gimbacher Hof, der Taunusblick
(Peter Schmitt) und die Gundelhard.
Kelkheim-Mitte: Zum Wiesenthal (Höchster Straße, die damalige
"Stadthalle", Zentrum des gesellschaftlichen Lebens), Schützen-
hof (Bahnstraße), Gasthaus zum Taunus (Steyer, Mühlstraße, spä-
ter Hauptstraße rechte Seite 4. Haus, die beidseitige Treppe
hoch)
Kelkheim-Süd (Münster):
Gutberlet (später Conradi, Zum Hohen Staufen), Gasser (Nassauer
Hof, Saal mit einer bäuerlichen Loge!), Zum Goldenen Löwen
(Königsteiner Straße, A. Kilp, später Lehnert), Zum Goldenen
Hirsch (Borngasse, erstes Hoftor von unten kommend links),
Frankfurter Haus (Hofheimer Straße Eckhaus Frankfurter Straße),
Café Mohr (Drittes Reich: Schlagerplatz, sonst Kirchplatz).
Nebenbei zu nennen wäre doch wohl auch die Viehweide.
Kelkheim-Nord (Hornau): Zum Taunus-Hirsch (Hornauer Straße Ecke
Bahnstraße, diese ab Mitte 1938 Auf der Herrnmauer), Menke,
Australia (beide Adolf-Hitler-Straße, ab Mitte 1938 Roteberg-
straße, Menke schloß Anfang der 1950er Jahre, die Australia gab
es nach dem Krieg nicht mehr, gegen 1960 unter verschiedenen
Betreibern für einige Zeit wiederbelebt), Zum Taunus, Zum
Nassauer Hof (beide Langestraße), Café Frank (hinterm Bahnhof,
derzeit ist unklar, ob schon vor 1945 vorhanden, Korrektur 19.4.
2020: war vorhanden! "Gebaut wurde das Haus 1927, es war eines
der ersten im Ort mit fließendem Wasser" - Einzelheiten aus den
Kataster-Unterlagen bei Gelegenheit {*a}). Und natürlich gehört
hierher auch ein Hinweis auf die Rote Mühle.
Nahezu alle Gaststätten waren Vereinsgaststätten mit teils lan-
ger Tradition und natürlich waren sie auch Nazi-Zusammenkunfts-
stätten; diverse Nazi-Gruppierungen bevorzugten das eine oder
andere Lokal. Dieser Verf. kannte nahezu alle diese Lokale in
ihrer Verfassung der 1950er und 1960er Jahre, mehr oder weniger
allerdings, das Wiesenthal endete schon 1940, Abschiedsannonce
im Höchster Kreisblatt (Ausführungen zu alldem in Planung).
Merke: Nationalsozialismus ist keine Weltanschauung (wenn sie
überhaupt eine ist), die man für sich allein leben kann, man
braucht andere, entweder als Gleichgesinnte oder als Feinde.
PRIVAT geschah und wurde sie gelebt in Maßen in der Wohnung,
meist in gewissen Grenzen auch am Arbeitsplatz, im Büro, emo-
tional ausgiebig aber in der Außer-Haus-Gruppe und besonders
verzahnend, verbindend in den Kneipen, und hier insbesondere
in solchen, die Säle oder abgetrennte "Kollegs" hatten.
Hinzufügungen in den 1950er Jahren:
In der Nachkriegszeit bzw. in den 1950er Jahren wurden für den
gänzlich anders tickenden Guderkreis besonders wichtig:
Cafe Burkhard, Eis Schrimpf, Stadthalle (unten vom Schanktisch
aus gesehen letzter Tisch mit Eckbank, oben: Bar, die man "Bar"
schreiben sollte, diese bestand Ende der 1950er Jahre und Anfang
der 1960er Jahre, mit Musikbox, so eine hatte in den frühen
1950er Jahren auch schon der Kohl am Bahnhof in seinem "Kolleg")
- und natürlich war ein bedeutsames Ziel vieler Kurzwanderungen
der Gimbi, vor allem als der Gimbacher Weg noch ein Gimbacher
Weg war und zwar ganz früh der mit der umständlichen Wegführung.
Eine Hinzufügung zu den Kneipen der 1950er Jahre war noch nur
kurz das Bratwurstglöckle, Bahnstraße 7, zwischen Blumen Engel
und Fahrrad Löw. Das Bratwurstglöckle wurde abgelöst durch Radio
Wolf; hier standen in den Anfangsjahren des Fernsehens abends
oft zahlreiche Menschen vor dem im Schaufenster aufgestellten
MINIbildschirm und guckten als kostenlosen Kinoersatz fern
- aber OHNE Ton).
Einige Adressen, weitere werden folgen (Stand Nachkriegszeit
bzw. 1950er Jahre):
Josef Bender, Restaurant, Café, Hornauerstraße 1 (= Lieferan-
ten-, Privateingang; Gäste-, Kundeneingang: Bahnstraße zwischen
12 und 14, einst das Nobelrestaurant und -café Kelkheims;
Dieter Guder, die eine "Bezugsperson" des Guderfreundeskreises,
verdiente sich hier im Hinterhofbau viele Jahre lang sein Ta-
schengeld durch Kegelaufsetzen, und auch dieser Verf. ging dort
lange ein und aus, holte dort für seine Mutter und sich das
Mittagsessen und löffelte zuvor in der Küche die wohlmundende
gut bäuer- und bürgerliche Mittagssuppe (Köchin: Frau Diehl aus
der Rossertstraße); auch vertrat er den Kegelbub Dieter gele-
gentlich; das Aufsetzen war nicht ungefährlich, die kniehohen,
unten mit Eisen beschlagenen Kegel aus Massiveiche flogen in
hohem Bogen durch die mit zurechtgeschnittenen Autoreifen abge-
dämmte Gegend; diese Nachkriegskegelbrüder, das war eine Kragen-
weite für sich, es wäre wert, sich die Erinnerungen näher anzu-
sehen (die "Vornehmen", die Noblen, kegelten mit Schlips, Fliege
und aufgemotzten Ehefauen in der Stadthalle, ihnen kredenzte
kurzzeitig dieser Verf. die Kegel, man wurde ausgesucht, das war
eine Ehre, bei knausriger Hungerentlohung!).
Käte Burkhard, Eis, Café, Lorsbacherstraße 3
Anton Frank, Bäckermeister, Café, Auf der Herrnmauer 27
Willy Mohr, Bäckerei, Konditorei, Café, Eis, Kirchplatz 3
Wilhelm Schrimpf, Eis, Café, Poststraße 2
Davon für den Guderfreundeskreis eigentlich nur wichtig:
Café Burkhard und Eis Schrimpf. Café Burkhard fürs Soziale,
bloße Dasein, Verstandensein, Eis Schrimpf fürs unendlich viele
Skatgekloppe.
{*a} Zum Dach, unter dem der heutige Bürgermeister wohnt.
Die Jahresangabe "1927" für den Bau des Hauses ist komplet-
ter Unsinn, wiedergegeben ist der Unsinn in dem angelink-
ten Artikel von Frank Weiner, UKW-Bürgermeisterkandidat
Albrecht Kündiger, Immer Leben in der Bude (Frankfurter
Neue Presse, Abteilung "Region", 10.6.2015, Internet-Aus-
gabe).
Es fand sich jetzt (Juli 2020) Gelegenheit Katasteramt-
unterlagen einzusehen: 1926 wurde eine "Holzremise" (eine
Art Schuppen) gebaut, 1927 begann deren steuerliche Veran-
lagung (Kenntnisnahme). Das Kernhaus hingegen entstand 1911
(das Zeitalter ahnt man auch sofort), 1934 kam eine ent-
scheidende Erweiterung: die Backstube (das "Backhaus") wur-
de angebaut (ausgiebige Architektenplanzeichnungen liegen
vor, Baujahr der Verlängerung ab Schornstein ist unbe-
kannt), und schließlich, zur Abrundung des Ganzen - und so
lernte dieser Verf. das Gebäude damals kennen -, wurde
1953/1954 die Café-Veranda vorangesetzt (23.8.2020, Fort-
setzung, im Dritten Reich "Mit deutschen [sic] Gruß [/]
Heil Hitler!", in Vorbereitung).
[1938_1]
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