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Vororientierungen [Stand 1985]                                  Seite 37
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Bayerischer Rundfunk (BR): II. Studio Nürnberg


1) Aufnahmeräume (heutige Situation kurzgefaßt)

   Die meisten Kammermusikaufnahmen entstehen im Studio 1 des
Funkhauses. Die wichtigste Außenräumlichkeit ist die Meistersingerhalle.


2) Rahmendaten zur Geschichte

   Der Rundfunk in Nürnberg - von jeher, also schon zur Zeit der
Deutsche Stunde in Bayern G.m.b.H., eine Zweigstelle Münchens - begann
nach dem Krieg da, wo er aufgehört hatte: im Telegraphenamt der Reichs-
post, Allersberger Straße 130. Eine Lösung auf Dauer war dies freilich
nicht. Für die Post nicht, die die Räume dringend selbst benötigte, und
für das Nürnberger Studio nicht, das sich wegen des Platzmangels stark
beeinträchtigt fühlte. Abhilfe konnte in dieser Situation nur ein BR-
eigenes Funkhaus schaffen. Die Frage lautete also: Neubau oder Her-
richtung eines Altbaus? Man entschied sich für den zweiten Weg und
begann im November 1947 ein ausgedientes Pferde-Standortlazarett an der
Wallensteinstraße 117 umzubauen. Die Fertigstellung ging in Stufen vor
sich. Derjenige Teil, der als erster in Betrieb genommen wurde (am 2.
Juni 1949), enthält auch den größten Musikraum des Funkhauses, das Kam-
mermusikstudio (Studio 1). (Beachte: Das Studio Nürnberg hatte das
Postgebäude schon Monate vor dem Wechsel in die Wallensteinstraße
verlassen müssen; als Überbrückungsbehelf diente das nahe der
Funkhausbaustelle gelegene Rundfunktechnische Institut, Tillystraße 42.
Das Institut verließ 1956 Nürnberg, ging nach München und zunächst auch
nach Hamburg, Bezeichnung heute: Institut für Rundfunktechnik GmbH
(IRT). 1965 erweiterte sich das Nürnberger Studiogelände zu einem Rund-
funkkomplex, es ließ sich in einem neuen Gebäude die Rundfunk-Betriebs-
technik GmbH (RTB) nieder; in einem weiteren ist die Schule für Rund-
funktechnik (SRT) unterbracht.)

RR Studio 1: 556 cbm (fünfeckige, von einem Rechteck abgeleitete
   Grundfläche, siehe unten), 0,9 sec/Q 1972. Innenraumfoto: Brendel,
   1963.

   Da Produktionen im Funkhaus allenfalls bis zur Kammerorchesterstärke
möglich sind, müssen größere Besetzungen in Außenräume ausweichen. In
den 50er Jahren diente hierzu vor allem der Buchersaal, Bucher Straße
137. In diesem Saal - ein ehemaliges Filmtheater - produziert heute die
Schöller Lebensmittel GmbH & Co KG Eiskrem und Lebkuchen. Der zweite
wichtige Raum, der gegen Ende der 50er Jahre den Buchersaal ablöste, war
das sogenannte "Musikstudio Gartenstadt". Hierbei handelte es sich um
nichts weiter als den großen Saal des Gesellschaftshauses Gartenstadt,
Buchschlag 1 (rd. 2000 cbm, ca. 800 Sitzplätze, Bedarfsbestuhlung).
   Der 7. September 1963, der Einweihungstag der Meistersingerhalle,
Münchenerstraße 21, setzte derartigen Provisorien ein Ende. Von nun an
standen dem Studio Nürnberg zwei moderne Außensäle mit eigenen rundfunk-
technischen Einrichtungen (Regie etc.) zur Verfügung (die eigentliche
Betriebsübergabe erfolgte allerdings erst am 23. September).

RR Meistersingerhalle/Großer Saal: rd. 23000 cbm (Mehrzweckraum, Grund-
   und Aufriß siehe unten), 2,15 sec/Q 1978, großes Sinfonieorchester
   mit Chor, ca. 2000 Sitzplätze (Bedarfsbestuhlung, U-Rang). Innenraum-
   fotos: BR, Technische Hausberichte, Dezember 1963; md., 1964;

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   Cremer/Müller, 1978 (Ausschnitt).

RR Meistersingerhalle/Kleiner Saal: rd. 3000 cbm (Mehrzweckraum, recht-
   eckartige, zum Podium hin verjüngte Grundfläche [siehe unten],
   "gezahnte" Seitenwände), besetzt 1,1 sec/Q 1963, Kammerorchester bis
   mittleres Orchester, ca. 500 Sitzplätze (Bedarfsbestuhlung, keine
   Empore). Innenraumfoto: md., 1964.


                          Abbildungen
   Studio 1, kleiner und großer Saal der MSH: Grundrisse, Fotos
              vgl. Literaturverzeichnis (fehlt noch)



3) Ars nova, "Pantographie" und anderes

   Das Studio Nürnberg kooperiert sehr eng mit den Nürnberger
Symphonikern (frühere Bezeichnung: Fränkisches Landesorchester, Dirigent
bis 1967: Erich Kloss) und mit dem Philharmonischen Orchester der Stadt
Nürnberg (frühere Bezeichnung: Städtisches Orchester Nürnberg, Dirigent
bis 1955: Alfons Dressel). Kloss und Dressel haben in Nürnberg sehr viel
für den Aufbau der modernen Musikszene getan. Eine wichtige Stütze
bildete hierbei das Werk Strawinskys. Wie derlei Tradition Früchte tra-
gen kann, sieht man am Beispiel des Komponisten Werner Heider. Besonders
hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die enge Verbindung, die zwi-
schen Heider und dem Studio Nürnberg besteht. Hier erhält ein einfalls-
reicher Komponist Gelegenheit, wirken zu können, sei's als Interpret
eigener oder fremder Werke, sei's als Förderer Neuer Musik insgesamt.
Eng verbunden ist Heider auch mit der Konzertreihe "ars nova nürnberg".
Sie ist ein Unternehmen des Studios und wurde 1957 gegründet. Neue Musik
bietet auch die bekannte, jedes Jahr im Juni (gelegentlich auch Anfang
Juli) ausgerichtete "Internationale Orgelwoche Nürnberg". Konzerte
dieses Musikfestes, das es seit 1952 gibt und bei dem das Studio
Nürnberg die Rolle eines Mitveranstalters inne hat, finden häufig in den
evangelischen Kirchen St. Sebald (Sebalduskirche) am Rathausplatz und
St. Lorenz (Lorenzkirche) am Lorenzer Platz statt. Mitschnitte enstehen
im Grunde regelmäßig.
   Musikproduktion und Archivarbeit des Nürnberger Studios orientieren
sich vor allem an den Vorgaben Regionalbeitrag, Sendekapazität,
Aktualität und Repertoireerneuerung. Aus der Frühzeit scheinen einige
interessante Aufnahmen in die Obhut der Langzeitarchivierung übernommen
worden zu sein. Bei dem untenstehenden "Strawinskyschen Bänderprofil"
ist anzuempfehlen, die Anmerkung zum Erhaltenheitsgrad mitzubedenken,
die im Kapitel München skizziert wurde (siehe dort unter "musica viva").
Zum andern standen mir zur Einsicht erst ab ca. 1977 Karteikarten zur
Verfügung, so daß in der Zeit davor nur ganz wenige Aufnahmeorte
angeboten werden können. So kommt es denn auch, daß der große Saal der
Meistersingerhalle erst so spät repräsentiert ist. Capriccio/Appel vom
Juni 1965 ist sicherlich auch dort entstanden, wenn ja, wäre dieses Band
das wohl früheste.
   [Anmerkung: Die Aufnahme stammt in der Tat aus dem großen Saal der
Meistersingerhalle. Für den Buchersaal wäre unten in der Bänderliste mit
7/1951 Pas-de-deux/Dressel eine wesentlich frühere Aufnahme anzugeben.
Ich war im Juni 1986 in Nürnberg und habe nahezu alle im Verzeichnis
fehlenden Aufnahmeorte einsammeln können.]



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Monat/Jahr             Aspekt                        Aufnahme
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 7/1949      a) Studio 1                      Danses concertantes/Dres-
             b) Städtisches Orchester Nürn-   sel
                berg (Kammerorchester)

 6/1955      a) Fränkisches Landesor-         Babel, Symphonie de
                chester                       psaumes/Sacher
             b) Internationale Orgelwoche
                Nürnberg

12/1957      a) Buchersaal                    Concerto en ré pour
             b) Konzertreihe "ars nova        orchestre à cordes/Rei-
                nürnberg"                     nartz

 5/1962         Gesellschaftssaal Garten-     Concerto en mi bémol/Hei-
                stadt                         der

12/1971         Meistersingerhalle/Kleiner    Trois pièces faciles
                Saal                          pour piano à quatre
                                              mains/Hellwig

11/1974         ars nova-ensemble nürnberg    Septet 1953/Heider

 7/1982         Meistersingerhalle/Großer     Ode/Heider
                Saal


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[brn]

Fassung 1985, Online: 15.9.2002, Version: 1.01, 24.10.2002 (Erläuterung: Intro 2002 ff.)

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