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Kelkheim                                   Das Neue Große Vertuschen - 1
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              In Kelkheim das Neue Große Vertuschen

   Am 6.3.2018 erschien im Societäts-Verlag, Frankfurt, endlich - nach
mehreren Anläufen - das angeblich schon im März 2017 druckreife Buch
"Kelkheim in der Zeit des Nationalsozialismus, Eine Spurensuche".
Herausgeber ist die Stadt Kelkheim. Berichte, Rezensionen usw. werden,
sobald sie bekannt werden, hier angelinkt bzw. angegeben (siehe Abtei-
lung "Links"). Es ist auch geplant, diesen Artikeln den einen oder
anderen Kommentar beizugeben.
   Dieser Verf. hat nicht vor, das Buch detailliert zu besprechen. Dazu
fehlt die Zeit (und das Interesse). Als Quelle dient das Buch natürlich,
auf Einzelheiten wird von Fall zu Fall eingegangen. Doch dürften sich,
soweit das Kernthema Nationalsozialismus in Kelkheim betroffen ist,
schwierige Verständigungsprobleme auftun. Zu unterschiedlich sind die
Vorstellungen und Vorgehensweisen.
   Einige wenige Themen sollen aber auf keinen Fall unter den Tisch
fallen. Zu ihnen zählt vor allem eine Verdeutlichung, wie falsch, auch
beim gegenwärtig noch gering vorhandenen Forschungsstand, der gewählte
Weg der Stadt Kelkheim war und ist. Zweitens: Natürlich gilt den Opfern
des Nationalsozialismus all unser Gedenken und all unsere wissenschaft-
liche Aufmerksamkeit, aber bei allem Verständnis für die Opferseite,
zunächst muß die Rolle der Täterseite aufgearbeitet werden. Und das ist
schwierig genug, weil überhaupt nicht klar ist, wer alles auf die Täter-
seite gehört. Jedenfalls aber ein erheblich größerer Teil der Bevölke-
rung, als uns das Buch in seiner Bevölkerungsverherrlichung weismachen
will. Ein Drücken vor Aufgaben darf es nicht mehr geben.

   Zunächst zu den bibliographischen Daten:

   Stadt Kelkheim (Hg.), Kelkheim in der Zeit des Natioalsozialimus,
   Eine Spurensuche
   Societäts-Verlag 2018, 208 S., Abbildungen

   Anmerkung 1: Angaben nach dem Impressum, S. 4:

   Herausgeber: Magistrat der Stadt Kelkheim im Auftrag der
   Stadtverordnetenversammlung Kelkheim (Taunus)
   Konzeption und Redaktion: Beate Matuschek und Dietrich Kleipa

   Anmerkung 2, zu den Abbildungen:

   Sie sind teilweise so klein und unleserlich, daß sie für wissen-
   schaftliche, identifikatorische Untersuchungen nur unzulänglich oder
   gar nicht brauchbar sind. Dies löste Dietrich Kleipa in seinem Buch
   "Kelkheim, wie es damals war", 1999, besser, z.B. auf Seite 21 bei
   der Abbildung des für die Kelkheimer NS-Zeit zentralen Fotodokuments
   vom 1. Mai 1934. Es zeigt die von der Dichmann AG auf dem Fußball-
   platz am Taunusblick erstellte Tribüne samt der Aufstellung des Kelk-
   heimer Männergesangvereins "Liederkranz" davor. Hier sind Identifika-
   tionen (sachbedingt vorbehaltlich) möglich gewesen, auf der Bühne
   links die Dichmann-NS-Riege nahezu vollstständig (siehe hierzu Abtei-
   lung Themen/Dichmann).
   Die Bildunterschrift in Kleipas Buch sagt über die Sängeraufstellung
   nichts, und daß die Bühne "von den Kelkheimer Handwerkern errichtet
   worden" sei, ist eine nebelhaft fehlerhafte Angabe, die im neuen
   Kelkheimer Buch, S. 128, Autor: Kraatz, nachgeplappert wird und in
   der FAZ aufgrund der genauso fehlerhaften Bildunterschrift auf Seite
   18, siehe hierzu nachfolgend, prompt zu der geisterhaft-verdrehten
   Übertragungsverfälschung führt: "Fischbacher marschierten 1934 [...]
   nach Kelkheim zur Kundgebung". Gerade so, als ob da auf der groß her-
   ausgestellten Fotoaufnahme Fischbacher in ihrer vollen Nazi-Pracht zu
   sehen wären.
   Die eben angesprochene, nun bekannt gewordene weitere Abbildung zu
   der Fußballplatz-Nazi-Kundgebung, auf Seite 18 des neuen Kelkheimer
   Buches, läßt anders als Kleipas Wiedergabe in der Tat und bedauerli-
   cherweise von vornherein keine weiteren Aufklärungen zu, sie hat fast
   die aus dem Internet bekannte "Thumbnail"-Größe und die Bildunter-
   schrift dazu, Autorin: Öchsner, enthält mit "marschierten die Fisch-
   bacher am 1. Mai nach Kelkheim und versammelten sich auf dem Sport-
   platz" genau den blühenden, mißverständlichen Unsinn, der dann die
   oben zitierte FAZ-Fehlleistung verursachte. Richtig ist allerdings,
   daß an diesem Tag, dem 1.5.1934, im Main-Taunus-Kreis verschiedene
   Orte Mittelpunkte bildeten, zu denen Nazi-Prozessionen hinpilgerten,
   so nach Kelkheim (Mitte) von u.a. Schloßborn, Fischbach und Oberlie-
   derbach aus (bibliographische Angaben zum FAZ-Artikel siehe "Links").

   Inhalt ..........................................................   5

   Geleitwort von Albrecht Kündiger, Bürgermeister .................   7
   Geleitwort von Hans-Walter Müssig, Kulturdezernent ..............   8
   Vorwort von Beate Matuschek, Kulturreferentin:
   Spurensicherung des Nationalsozialismus in Kelkheim .............   9
   Monika Öchsner, Fischbach in der NS-Zeit - eine Spurensuche .....  13
   Heidi Stögbauer, Juden in Kelkheim und seinen Stadtteilen
   in der NS-Zeit, "Davon haben wir nichts gewusst" ................  69
   Gerd Petzke, Die Kelkheimer Pfarr- und Kirchengemeinden im
   Dritten Reich ...................................................  97
   Rüdiger Kraatz, Kelkheimer Zeitzeugen im Gespräch ............... 115
   Anhang I, Einer muss in die Partei!,
   von Ilse Maas (geb. Piscator) ................................... 162
   Anhang 2, Das Beispiel Bruno Semrau: "Wirtschaftlich von seinem
   Lehrergehalt abhängig..." ....................................... 165
   Anhang 3, Huppertz, Wunderlich und Hasenfuß:
   eine spannende Familiengeschichte ............................... 167
   John Provan, It's over - Die Amerikaner kommen nach Kelkheim .... 175
   (Im Inhaltverzeichnis: "It's over" - [...])
   Dietrich Kleipa, Namenslisten der deutschen Kriegsopfer in den
   heutigen Kelkheimer Stadtteilen ................................. 198
   Autoren ......................................................... 205
   Verzeichnis der wichtigsten Abkürzungen und Begriffe ............ 207

   Unten wiedergegeben nun eine E-Mail dieses Verf. an eine mit der
Sache recht gut vertraute Person. Diese Benachrichtigung geschah am 8.3.
2018 (14 Uhr 38) direkt nach Erhalt des Buches. Sie wurde, wie bei
E-Mails üblich, improvisiert in den Mail-Dienst getippt. Sie ist hier
trotz aller Mängel wiedergegeben. Dieser angeschriebenen Person mußten
keine Differenzierungen oder Schattierungen geliefert werden. Sie wußte,
wie das Jeweilige gemeint war. Nur um die Mitteilung des bloßen Vorhan-
denseins ging es im Grunde. Auch um den mit großer Spannung erwarteten
ersten Eindruck.
   Die E-Mail ist hier wortgetreu wiedergegeben. Nur die Löschung von
Wortverdopplungen, die Bereinigung von (gar nicht so vielen) Tippfeh-
lern sowie eine Ergänzung zur Vermeidung von böswilligen Mißverständnis-
sen wurden vorgenommen. Was an der Mail zu berichtigen ist, was ungenau
oder gar falsch ist, wird weiter unten in der Kurzbesprechung richtigge-
stellt. Die E-Mail entstand, wie gesagt, direkt nach dem Durchblättern
des Buches, sie gibt nur den ersten schnellen Eindruck, aber doch auch
die Skepsis dieses Verf. wieder.

   "[Anrede],

   zunächst wieder ganz herzlichen Dank für Ihre Info. Das Buch ist
   hier und die FAZ auch. Vielleicht erscheint der FAZ-Artikel ja auch
   im Netz. Bitte bei der FAZ in den nächsten Tagen auf Leserbriefe
   achten. Danke.

   Das Buch bringt eine Fülle von Informationen. Vor allem über die
   kleinen (neuen) Randdörfer, wie z.B. Fischbach. Fischbach hat den
   bei weitem LÄNGSTEN Artikel. Damit beginnt das Buch von
   Kelkheim!!!!!!!
 
   Natürlich kann ich überall viel lernen.
 
   NUR das Buch hat das Thema verfehlt. Vom eigentlichen Nationalsozia-
   lismus in Kelkheim, also in Kelkheim, Münster und Hornau, ist nir-
   gends das Entscheidende angesprochen, geschweige denn dargestellt. Es
   fehlt jede parteiliche, betriebswirtschaftliche und nationale Dimen-
   sion. Das ist ja schon lächerlich.
 
   Außerdem: Das ganze Buch trifft weitestgehend die Unterscheidung:
   hier die bösen Nazis und da die gute Bevölkerung. Der neue histori-
   sche methodische Stand der Dinge ist für diese Leute ein Buch mit
   sieben Siegeln. Über weite Strecken herrscht ein wissenschaftlicher
   Dilettantismus, der nicht zu glauben ist.
 
   Meine seit März 2017 im Netz befindliche Forschungsarbeit ist mit
   keinem Wort erwähnt. Mein Name kommt auch nicht vor.
 
   Soweit ich gesehen habe, die Namen der meisten Nazis auch nicht,
   selbst die Firma Dichmann scheint zu fehlen. Meine Entdeckung der
   Sache in den deutschen Ostgebieten ebenso. Diese Leute haben eine
   Vorstellung vom NS in Kelkheim, die ist unglaublich. Ein Blick auf
   meine Arbeit hätte Ihnen gesagt, wie falsch sie liegen. Und ich habe
   zahllose Dokumente in der Hinterhand.
 
   Entsprechend sagt die FAZ, Kelkheim sei ein kaum braunes Nest ge-
   wesen. Kelkheim war hingegen fast so braun wie Berlin und Frankfurt
   und für seine Verhältnisse vielleicht die braunste Kleinstadt
   Deutschlands.
 
   Von meinen wichtigen Dokumentionsentdeckungen im HK taucht auch
   keine auf.

   Nur der Fischbach-Artikel hat richtige Quellenforschung geleistet.
   In diesem scheint aber auch zu fehlen, was ich weiß.
 
   Man merkt auch, daß außer Kleipa diese Leute keine alten Kelkheimer
   sind.
 
   Die Liste Kleipas ist auch nicht gut. Da sind die Friedhoflisten auf
   den Gedenktafeln mit ihren Jahresdaten besser. Aber vielleicht fehlt
   da der eine oder andere Name drauf.
 
   Dieses Buch macht den Eindruck, daß es ein absolut abhängiges Buch
   ist. Verfasser, die vom Herausgeber abhängig waren und sind. Das ist
   bei solch einem Thema Gift. Niemand weh tun, der Wirtschaft keine
   Wunde zufügen. Kelkheim [der NS-Zeit] das reine hellbeige Nest.
 
   Ich kann also ruhig weiter machen, und zwar sehr ruhig.
 
   Immer wieder freue ich mich auf Ihre Hilfe.
 
   Alles Gute
 
   DP"

   Es folgt nun als ein Hinweis auf den Weg zum historischen Realismus
eine Liste der derzeit in Arbeit befindlichen Akten oder Themen (es ist
keine absichtliche Auswahl). Wenn man das liest und mit dem Kelkheimer
Buch vergleicht, bekommt man den Eindruck, das Buch handele von einem
Kelkheim von einem anderen Stern.

Becker, Josef, Fischbacherstraße, ab 1948/49 Bahnstraße: Elternhaus
   (1907-1989, Angestellter in der Dichmann AG, u.a. NSDAP, ab 1940
   Oberscharführer, dann Standortführer der HJ, Ausbilder; NSV/WHW-Sach-
   bearbeiter, war als solcher nach polizeilich dokumentierter Aussage
   des damaligen NSV-Ortswalters Heinrich Distel vom 22.2.1947 im Zu-
   sammenhang mit der durch die Gestapo im Februar 1939 erwirkten
   Schließung und Plünderung des Franziskanerklosters in einer der ab-
   schließenden Handlungen eingebunden; nach ihm benannte Sporthalle in
   Kelkheim, direkt hinter dem Rathaus, Einweihung laut Homepage SG
   Kelkheim: 23.6.1996) {*1} {*2}
Becker, Josef, Mühlstraße, Polizist, ernannt nach Kriegsende, noch 1945
   (1919-2016, RAD-Lagervormann, in einem früheren Textstadium hatte
   dieser Hinweis den Zusatz "im Kloster", er wurde anläßlich der Er-
   scheinung der (Auto-)Biographie Beckers, "Ich bin ein Kelkheimer
   Bub", am 9.2.2019 durch die nachfolgenden Informationen zu den Mit-
   gliedschaften in NS-Organisationen und zu Beckers Laufbahn in der
   Wehrmacht ersetzt; die Daten, von diesem Verf. mit kurzen Kommenta-
   ren versehen, folgen den von Becker selbst verfaßten Angaben, wie
   sie in dem von ihm am 24.4.1946 unterschriebenen, aufgrund des Ge-
   setzes zur Befreiung von Nationalsozialismus und Militarismus vom
   5.3.1946 auzufüllenden Meldebogen vorliegen):
   HJ 1934-1936 (erst ab 25.3.1939 Beitrittszwang), RBfL (so Becker,
   seit der Hitler-Verfügung vom Dezember 1938: NSRBfL, kurz: NSRL)
   1936-Ende (so Becker, "Ende"?, bis Kriegende oder bis zur Auf-
   lösung?), DAF 1938-1940 (1940?, 1941-1945 wahrscheinlich ruhende
   Mitgliedschaft), RAD Lager 3/140 (Ruwer bei Trier, Erstellung
   Westwall/Hauptstufe "Westwall-Limes", Baubeginn im Jahr 1938),
   Vormann ab 1.12.1939 {*a}; Wehrmacht: Obergefreiter 1943, Unter-
   offizier ab 1.5.1944.
   Zu "HJ 1934-1936": Der Auswerter der Spruchkammer Main-Taunus hatte
   aufgepaßt, seine Kennzeichnung lautete "B" (= "Gruppe derjenigen
   Personen, die  mit besonderer Sorgfalt zu prüfen sind" {*b}), vgl.
   hierzu auch die schillernd korrelierende Angabe zur RBfL/NSRBfL-Mit-
   gliedschaft: warum erfolgte der Beitritt Beckers 1934 nicht gleich
   in diese NS-Organisation?
   Auf Becker wurde im Spruchkammerverfahren die Jugendamnestie {*c} an-
   gewendet.
   (Zu RAD am Westwall siehe Forum der Wehrmacht: https://www.forum-der-
   wehrmacht.de/index.php?thread/23025-r-a-d-am-westwall/&pageNo=2
   Beachte: Eine RAD-Abteilung hatte zwar einen Standort, war aber nicht
   ortsgebunden. Die Arbeitsobjekte (Baustellen, Betriebs-, Ernteeinsät-
   ze usf.) konnten im ganzen Reichsgebiet liegen. Standort der RAD-Ar-
   beitsgruppe 140 war Wittenberg, siehe Forum für deutsche Militär-
   geschichte, http://forum.balsi.de/index.php?topic=2060.0
   Links überprüft am 9.2.2019.) {*d}

   {*a} HJ, NSRBfL, DAF und RAD wurden per Kontrollratsgesetz Nr. 2 der
        Besatzungsmächte vom 10.10.1945, "Auflösung und Liquidierung der
        Nazi-Organisationen", verboten (Wortlaut des Gesetzes in Priese/
        Pokorny 1946/1947, V/S. 439; die genannten vier NS-Organisatio-
        nen sind in der dem Gesetz beigefügten Liste namentlich ange-
        führt).

        Beginn des Artikels I des Gesetzes (nach Priese/Pokorny):

        "Die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei, ihre Glie-
        derungen, die ihr angeschlossenen Verbindungen und die von ihr
        abhängigen Organisationen, einschließlich der halbmilitärischen
        Organisationen und aller anderen Nazi-Einrichtungen, die von der
        Partei als Werkzeuge ihrer Herrschaft geschaffen wurden, sind
        durch vorliegendes Gesetz abgeschafft und für ungesetztlich er-
        klärt." (Fettsatz hier und nachfolgend von diesem Verf.)

        Ein im Wesentlichen gleichlautendes Verbot erging bereits am
        18.9.1944 durch das von der Amerikanischen Militärregierung -
        Deutschland für das Kontrollgebiet des Obersten Befehlshabers
        erlassene Gesetz Nr. 5, "Auflösung der Nationalsozialistischen
        Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP)"; auch hier sind die obigen
        vier NS-Organisationen namentlich angeführt. Die genannte Anord-
        nung wurde für die im September und Oktober 1944 beginnende
        Besetzung des westlichen Rheinlands verfügt, für die Besetzung
        also, mit der die Niederlage des Nazi-Regimes endgültig in
        greifbare Nähe gerückt war.
        Hier in dieser frühen Anordnung werden die NS-Organisationen et-
        was schärfer, nämlich als "gesetzwidrig", bezeichnet, zu ver-
        nehmen sind offenkundig die Menschenrechte. Und auch die Einlei-
        tung zu diesem Gesetz läßt es nicht an Deutlichkeit fehlen, es
        gälte nun der "von der NSADP errichteten Herrschaft von Gesetz-
        losigkeit, Terror und Unmenschlichkeit innerhalb des besetzten
        Gebietes ein Ende zu bereiten" (dieses Gesetz Nr. 5 ist eines
        der sogenannten SHAEF-Gesetze, siehe Wikipedia; Wiedergabe des
        Gesetzes ebenfalls in Priese/Pokorny 1946/1947, V/S. 453 f.; zu
        Priese/Pokorny siehe weiter unten).

        Zum allumfassenden Partei-Weltbild Hitlers im Hinblick auf
        die Vielzahl seiner NS-Organisationen siehe weiter unten.

   {*b} Zitat aus dem Gesetz zur Befreiung von Nationalsozialismus und
        Militarismus vom 5.3.1946, Anlage Teil B.

   {*c} Nachträgliche, am 6.8.1946 erlassene Ergänzung zum oben genann-
        ten Gesetz (Abdruck z.B. in Schullze 1948, S. 306 f.; Kommentar
        zum Hintergrund solcher Ergänzungen, erlassen vor allem aufgrund
        wirtschaftlicher Erwägungen, in Vorbereitung; zu Schullze siehe
        weiter unten).

   {*d} Im Zusammenhang mit Josef Becker steht ein weiteres Forschungs-
        thema zur Erarbeitung an, und zwar geht es um den Polizeiver-
        tragsarzt Dr. med. Rudolf Philippi (1893-1945). Philippi war
        Mitglied der NS-Organisationen NSKK, NSADP, NSD-Ärztebund und
        natürlich gehörte er auch der Reichsärztekammer an. Der damali-
        ge Pg Dr. Leonhard Dichmann (siehe weiter unten und andernorts)
        zählte ihn in Kelkheim mit zu den Initiatoren der dortigen
        nationalsozialistischen Bestrebungen.
           Philippi wechselte zum 1.1.1939 nach Frankfurt an den Rand
        des überaus noblen Westends (dort gab es "systembedingt" durch
        Wegzug, Emigration und Arisierungen verstärkt Räumlichkeitsange-
        bote {*x}), eine Entscheidung, die für Philippi sicherlich eine
        höchst erfolgversprechende Ortsveränderung zu werden versprach,
        denn man befand sich u.a. in direktem Sichtkontakt zur I.G.
        Farben-Zentrale am Grüneburgpark (zur teuflichen Nazi-Vergangen-
        heit der I.G. Farben siehe z.B. Wikipedia).
        Am 1.4.1941 kam dann Philippis Praxis zu dem in die große Grün-
        derstil-Villa Lindenstraße 27 umgezogenen Gestapo-Hauptquartier
        in leicht erreichbare Nähe, zu Fuß war diese Verbrecherzentrale
        etwa 15 Minuten entfernt (Luftlinie rund 500 Meter). Praktisch
        ähnlich nahe (allein schon durch die Elektrische) war auch das
        Polizei-Präsidium, Hohenzollern-Anlage 7 (Umbenennung nach dem
        Krieg: Friedrich-Ebert-Anlage), und nicht viel länger brauchte
        man überdies zu den Gerichten (Amts- und Landgericht) mit dem
        Untersuchungsgefängnis in der Hammelsgasse und dem gleich neben-
        an gelegenen berüchtigten Polizei-Gefängnis, Klapperfeld-Straße
        5.
        Da Philippi laut Unterlagen neben seiner, wie sie da genannt
        wird, "Zivilpraxis" auch als nebenberuflicher Polizeivertrags-
        arzt tätig war, sorgte also die Örtlichkeit in jeder möglichen
        Hinsicht für eine "zentrale" Position (man schaue sich im Übri-
        gen etwa in Google Bilder vom damaligen Westend an, um anschau-
        lich zu begreifen, wo der NSKK-Mann Dr. Philippi, ursprünglich
        aus Fauerbach bei Friedberg stammend, mit seiner 17 Jahre jün-
        geren, in der Kelkheimer Feldbergstraße aufgewachsenen Ehefrau
        hingewechselt war, in die Finanznoblesse teils absurdester
        Spitzenklasse; beachte: vom heutigen Zustand her bekommt man
        davon allerdings so gut wie keine Vorstellung mehr).
        Nach Philippis Ausbombung - auch der "Zivilpraxis" - (wohl am
        24.3.1944) lautet in den Unterlagen seit Juni 1944 seine Adres-
        se wieder Kelkheim, von der Art, aber nicht vom grundsätzlichen
        Anspruch her, sind das neue, diametrial entgegengesetzte Ver-
        hältnisse krassesten Zuschnitts: Mühlstraße 37 (Nummernänderung
        ca. 1953: 29 {*y}), das ist die Adresse des Beckerschen Kleinst-
        einfamilienhauses, gebaut von Beckers Eltern, Wilhelm Becker,
        Schreiner, und Ehefrau Eva (70,4 qm Grundfläche, Erdgeschoß: 2
        Zimmer mit Küche, 1. Stock: zwei Dachzimmer mit Schräge und ein
        Speicherräumchen, finanziert aus (damals) sogenannten öffentli-
        chen Mitteln [= Sparkassen, Volksbanken und dergleichen], be-
        nutzbar ab 1.5.1929, Anbau 1955).
        Noch eines ändert sich dabei ganz entscheidend: Dr. med. Phi-
        lippi ist nun hauptberuflicher Polizeivertragsarzt und der
        Vertragspartner ist offensichtlich die Stadt Kelkheim. Daher
        die Kardinalfrage: Welche Aufgaben hat ein hauptberuflicher
        Polizeivertragsarzt 1944 in Kelkheim zu erfüllen - niederge-
        lassen abseits, erhöht über dem Tal, umgeben von Feldern, hin-
        ter einem sich noch drehenden Mühlrad (Fingers Mühle), "resi-
        dierend" am Klosterberg zwischen Mühlbach und Feldweg (dieser
        eine "Hohl", auch "die Hohl" genannt)? 
        Soweit ein sehr kurzgefaßter Einstieg in das dringend Aufhel-
        lung erfordende dunkle Kapitel Dr. Philippi (Weiteres in
        Arbeit).

        {*x} Inwieweit sich das im Fall des Dr. Philippi ganz konkret
             auswirkte, ist noch nicht erforscht. Das Gebäude, in das
             Philippi zog - ein 4geschossiges Haus, ständig von offen-
             bar sehr betuchten Mietern bewohnt - gehörte jedenfalls
             spätestens seit 1924 seinem späteren Schwiegervater, der
             in den Frankfurter Adreßbüchern als ein in Kelkheim woh-
             nender Kaufmann bzw. Fabrikant bezeichnet wird.

        {*y} Adresse zunächst Mühlberg (ohne Nummer, Quelle: Ffm-A 1930,
             1931), in der Gebäudebeschreibung vom 4.11.1929: Mühlstraße
             (ohne Nummer), so auch zunächst in der Gebäudesteuerrolle
             Kelkheim, darin dann ab wohl 1938: Nummer 35 (sicherlich
             Schreibfehler statt "37", siehe nachfolgend), ab ca. 1953:
             Nummer 29; Mühlstraße 37: Josef Becker in seinem Meldebogen
             von 1946 (siehe oben, außerdem: MTK-A 1950, 1952); Kata-
             sternachweis für den Anbau 1955: irrtümlich "Mühlberg"
             (ohne Nummer).
             Beachte: In der damaligen Zeit hatte der gesamte geographi-
             sche Komplex "Klosterberg", auch Mühlberg genannt, eine
             uneinheitliche Häusernumerierung, die sich mindestens bis
             in die 1970er Jahre hinein an "Mühlberg" oder "Mühlstraße"
             orientierte. So stand z.B. zwischen Fingers Mühle, Mühl-
             straße 21, 1965 dem Erdboden gleichgemacht, und dem Häus-
             chen Becker (Numerierungen siehe oben) kein weiteres Haus,
             Abstand gut 100 m. Da war, bergauf, links, nur ein Wiesen-
             streifen mit Obstbaumbestand und zwischen dem damaligen,
             unterhalb des Beckerschen Häuschens gemächlich dahin-
             fließenden Mühlbach und dem Liederbach Ackerland (eine
             genaue Beschreibung des Klosterbergs und seiner einstigen
             zahlenmäßig wirklich sehr geringfügigen Bebauung ist aus
             vielerlei Gründen zwingend nötig und wird auch mit Skizze
             und Fotos geliefert werden).

        Wie gesagt, Weiteres ist in Arbeit. Es wird aber natürlich
        eine gesonderte Abteilung entstehen.

        Einige kurze Hinweise noch:

        Selbstredend war Dr. Philippis Frankfurter Praxisniederlassung
        betont von Gründer- und Patrizierstil eingerahmt, Adresse:
        Wolfsgangstraße 105. Zum Straßennamen heißt es in den Frankfur-
        ter Adreßverzeichnissen: Benannt nach einer alten Flurbezeich-
        nung. Also nicht Wolfgangstraße, sondern mit "s": Wolfsgang-
        straße. Der Eigentümer des Anwesens 105 war seit spätestens
        1924: Georg Schreiner, Landwirt und Holzhändler, Kelkheim im
        Taunus, Feldbergstraße 15 (eine Aufstellung von Adreßbücheran-
        gaben von 1930 bis 1968/69 ist in Vorbereitung).
        Die "Zivilpraxis" des Dr. Rudolf Philippi befand sich im Erdge-
        schoß des Hauses (zu einem Foto vom ausgebrannten Gebäude, Fas-
        sade stilisiert im spätmittelalterlichen Patrizierstil, siehe
        unten den Link zu Felix Weil). Für eine längere Zeit (zumin-
        dest 1938) stand das Ergeschoß offenbar leer. Zuvor war es von
        einem Zahnarzt angemietet gewesen. Philippi, als praktischer
        Arzt, konnte also nicht auf eine bestehende Patientenkartei zu-
        rückgreifen. Er mußte neu anfangen, er mußte sich einen Namen
        machen (in Kelkheim hatte der Pg Dr. Ludwig Loos die Kartei des
        Dr. Philippi übernommen, Loos stammte übrigens wie Philippi aus
        Friedberg, zu Dr. Loos siehe andernorts).
        Es gilt zu beachten, daß u.a. Schutzpolizei und Gendarmerie (Ge-
        meindepolizei) unter Heinrich Himmler - seit dem Führererlaß vom
        17.6.1936 Reichsführer SS und Chef der deutschen Polizei - Ein-
        heiten des noch 1936 gegründeten Hauptamtes Ordnungspolizei wur-
        den und zunehmend unter die Kontrolle von Gestapo und SS gerie-
        ten. Ziel war die "Verschmelzung der Angehörigen der Deutschen
        Polizei mit der Schutzstaffel der NSDAP zu einem einheitlich
        ausgerichteten Staatsschutzkorps des Nationalsozialistischen
        Reiches" (Zitat aus dem Erlaß Himmlers vom 23.6.1938: Aufnahme
        von Angehörigen der Sicherheitspolizei in die Schutzstaffeln der
        NSDAP; zitiert nach Priese/Pokorny, 1947, IV/S. 295). Und wegen
        dieser Sachlage ist auch klar, daß der Wortteil "Polizei" in
        "Polizeivertragsarzt" in dieser Zeit eine erheblich andere Be-
        deutung hat als wieder nach 1945 (zu einem Überblick zum SS-
        Staat, zur Zentralisierung der Polizei, NS-Begriff: "Verreich-
        lichung", siehe u.a. Bracher, Die deutsche Diktatur, 1969, in
        der Literaturabteilung aktualisierte Ausgabe 1973, S. 381 ff.
        und HK, 16.2.1939, S. 2, Artikel zu einem Vortrag des berüchtig-
        ten "Gestapo-Juristen" Dr. Werner Best: Einheitliches Staats-
        schutzkorps, Die Zusammenfassung von SS und Polizei).
        Dr. Rudolf Philippi starb am 17.5.1945 in seiner Wohnung, Mühl-
        straße 37. Als Ursache ist in der nicht von der Ehefrau, sondern
        vom Schwiegervater der Stadt übermittelten Todesanzeige "Coro-
        narinsuffizienz, Herzschlag" angegeben. Das sagt nicht viel aus.
        Und ob diese Aussage so stimmt, das ist noch eine ganz andere
        Frage. Es muß im Übrigen nach Lage der allgemeinen Abläufe in
        Kelkheim, die die Besetzung der Stadt durch die US-Armee mit
        sich brachte, mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß für
        Philippi eine sich gravierend verschärfende Situation entstanden
        war.

        Bislang hat die Adresse 105 der Wolfsgangstraße keine Stolper-
        steine, doch jüdische Bewohner gab es in dem Haus (siehe unten).
        Eine genaue Mieterliste nach den Adreßbüchern von 1923 bis 1943
        liegt vor, ihre Wiedergabe ist ins Auge gefaßt.

        Links zu jüdischen Bewohnern des Hauses Wolfsgangstraße 105 sie-
        he nachfolgend.

        Aufgerufen wird hierfür das folgende Adressbuch:

        Fischer, Otto (Herausgeber), Eine Antwort auf die
        Greuel= und Boykotthetze der Juden im Ausland,
        Frankfurt am Main 1935 (März), 2. Auflage (1. Auflage 1934),
        189 [190] S.
        Bemerkung: In der anklickbaren HTML-(bei starker Vergrößerung:
        PDF-)Wiedergabe fehlt die originale Einleitung, sie
        besteht aus einer verbrecherischen Hetzetirade. 

        ALLE hier genannten Mietparteien waren langjährige Mieter und
        wohnten zumindest von 1928 bis 1934 gleichzeitig im Haus, das
        (wohl bis auf den 3. Stock) zumindest von 1922 bis mindestens
        1934 (wahrscheinlich sogar bis 1935) nur an jüdische Mitbürger
        vermietet war:

        Dr. Adolf Ederheimer (siehe unter Edersheimer), Seite 27 /
        PDF 12 {*a}

        Dr. Georg Ruoff, Seite 85 / PDF 41
 
        Felix Weil Ludwig Weil, Seite 105 / PDF 51

        Ernst Wolff (siehe unter Wolf), Seite 109 / PDF 53

        Paula Wolff (siehe unter Wolf), Seite 110 / PDF 54

        {*a} Zu Ederheimer siehe u.a. die Kurzbiographie (mit Quellenan-
             gaben) in der Abteilung "Jüdische Anwälte und Konsulenten
             im Zivilprozess" des Werks "Willige Vollstrecker oder
             standhafte Richter? Die Rechtsprechung des Oberlandesge-
             richt Frankfurt am Main in Zivilsachen von 1933 bis 1945"
             (Weiteres siehe unten unter "Maier").

        (Dieser Verf. dankt Herrn Nicolai M. Zimmermann, Bundesarchiv
        Berlin-Lichterfelde, Projektleiter EHRI (European Holocaust
        Research Infrastructure), für seine Recherchen zu Dr. Rudolf
        Philippi und die Zusendung von Unterlagen, darunter: Kartei-
        karte der Reichsärztekartei, Karteikarte des Reichsarztregi-
        sters der Kassenärztlichen Vereinigung.)

Blei, Lorenz (Maschinenarbeiter in der Dichmann AG, Fall Weier)
Brühl, Theodor (Schneider; Arbeiter/Beizer in der Dichmann AG, SPD, Ge-
   stapo-Karteikarte (zeichengetreues Zitat): "Hat sich in der Nacht zum
   28.10.35 im Pol.Gefängnis Ffm. er- [/] hängt. (Jung)", war wie auch
   zwei (oder vielleicht sogar drei) Münsterer und ein weiterer Kelk-
   heimer verhaftet worden, Verdacht: Zugehörigkeit zum Apel/SPD-Wider-
   standsnetz, "Ermittelungsverfahren gegen Apel und Gen. [Genossen]
   wegen Vorbereitung zum Hochverrat", Aktenkomplex) {*3} {*4}.
Claas, Leo (NSADP-Ortsgruppenleiter usw., siehe Arbeit: 1934)
Dichmann AG (Unterlagen zu Bilanzen, Gau-Diplom/Musterbetrieb, SS im
   Aufsichtsrat, Leiter-Beurteilungen durch Gauleitung, Rüstungsbetrieb/
   Reichsgeheimsache, Werk II Kelkheim-Süd; etwa 220 bis 250 Zwangsar-
   beiter, davon 20 zum größten Teil französische Kriegsgefangene und
   etwa 200 Frauen aus der Sowjetunion, beachte: Quellenschwankungen)
Dichmann, Josef (1908-1982, Dichmann AG, NSDAP, Bericht in Vorbereitung)
Dichmann, Leonhard Dr. (1890-1959, Dichmann AG, Vorstand, NSDAP, Bericht
   in Vorbereitung) {*5}
Dichmann, Walter (1912-2005, Dichmann AG, NSDAP, Bericht in Vorberei-
   tung)
Dichmann_Wiederzulassung (Aktenkomplex)
Gendarmerie/Gestapo-Außenstelle (Aktenkomplex)
Graf, Willi (SS-Bürgermeister, siehe Arbeit: 1934, 1938)
Groß (Grohs), Christian (DAF-Großkreisobmann, zentrale Figur für Kelk-
   heim, inhaftiert)
Halbig, Arthur (SPD, kritischer Ermittler nach 1945, u.a. für die
   Spruchkammer Main-Taunus-Kreis)
Halbig, Gregor (NSDAP, Blockleiter, schwieriger Fall)
Hornau (Aktenkomplex, Mathias [sic] Reus u.a., siehe Arbeit: 1939, unter
   Themen "Drei Karteikarten...")
Kelkheim_Kloster (Gestapo-Akten, Lageerfassungen, Berichte u.a. nach
   Berlin, Vernehmungen, Willi Graf-Berichte, Inventar-, Versteigerungs-
   listen, Einlassungen der drei NSDAP-Ortsgruppenleiter: Claas, Mehler,
   Seebold)
Kelkheim_Stadt (Aktenkomplex)
Loos, Ludwig Dr. (Arzt, siehe Arbeit: 1934)
Maier, Wilhelm (geb. 1876, extrem komplizierter und rätselhafter Fall,
   äußert zu zwei im Jahr 1930 abgeschlossenen Verträgen 1938 und 1939
   schriftlich in ungehörig abfälliger Art Verdächtigungen gegen einen
   jüdischen Rechtsanwalt Kahn in Frankfurt am Main, Maier spricht vom
   "Urkundenfälscher Rechtsanwalt Dr. Kahn, Frankfurt a.M.", vom "Juden
   Max Kahn Ffm." und vom "Moritz Kahn" (in einunddemselben Schreiben
   sowohl "Max" wie auch "Moritz"!?); das Frankfurter Adreßbuch von 1931
   (Stand 1930) enthält zwar einige Rechtsanwälte mit Namen Kahn oder
   Cahn, auf die Maiers lückenhafte Angaben zur Person passen könnten,
   aber eine einfache Identifikation ist so nicht möglich {*a}; laut
   "Aktennotiz" eines Spruchkammerermittlers erhielt Maier wegen Belei-
   digung und Beamtennötigung 1941 und zweimal 1942 Gefängnisstrafen; im
   Entnazifizierungsmeldebogen ist keinerlei nationalsozialistische Mit-
   gliedschaft oder Betätigung eingetragen, Verfügung des Öffentlichen
   Anklägers der Spruchkammer Main-Taunus vom 29.5.1947: "Vom Befrei-
   ungsgesetz nicht  betroffen", im Dritten Reich jedoch vehementer
   nationalsozialistischer Bezug, nach 1945 das krasse Gegenteil dazu:
   heftigste Kritik, sandte bezüglich des Ortsgruppenleiters Seebold
   1948 ein Belastungsschreiben an die Spruchkammer Darmstadt-Lager von
   erheblicher, gravierender Bedeutung; für die Spruchkammer Main-Taunus
   wurden drei negative Begutachtungen Maiers erstellt, zwei von Er-
   mittlern, 1946 bzw. noch 1948 (! wofür?), eine von Bürgermeister
   Stephan ebenfalls noch 1948 (! wofür?), vor allem diese, "Gutachten"
   genannt, ist juristisch wie inhaltlich äußerst (!) problematisch;
   beachte: die Einführung hier an dieser Stelle ist ein Versuch, Ande-
   res ist zur Zeit und für diesen Zweck wahrscheinlich unmöglich abzu-
   fassen, auch ist hoher Nachforschungsaufwand unerläßlich, dringendst
   erforderlich; revidierte Fassung 9.10.2019, ersetzt die quasi steno-
   graphisch kurze Anfangsfassung von 2018).
  
   {*a} Zu drei Anwälten, die in Betracht kommen könnten, Max Ludwig
        Cahn (1889-1967), Dr. Rudolf Cahn (1881-1941) und Dr. Moritz
        Kahn (1875-1941), siehe u.a. die Kurzbiographien (mit Quellen-
        hinweisen) in der Abteilung "Jüdische Anwälte und Konsulenten
        im Zivilprozess" des folgenden Werks (Seite 54 ff.):
        Georg D. Falk, Ulrich Stump, Rudolf H. Hartleib, Klaus Schlitz,
        Jens-Daniel Braun: Willige Vollstrecker oder standhafte Richter?
        Die Rechtsprechung des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main in
        Zivilsachen von 1933 bis 1945, XI und 1.123 S., Marburg 2020
        (Historische Kommission für Hessen, Band 90). Beachte: Die fünf
        Autoren sind erfahrene Richter, ein profundes, am 1.9.2020 er-
        schienenes Lehrwerk neuzeitlichen juristischen Denkens (Er-
        gänzung: 1.11.2020).

Maul, Hugo (1887-1976, Dichmann AG, erster Werkmeister der Furnier-
   produktion, DAF/NSV, DAF: 1933-1945!, NSV: 1938-1945!)
Mehler, Johann (NSDAP-Ortsgruppenleiter in Hornau, von der amerikani-
   schen Militärregierung inhaftiert)
Merz, Emil (Dichmann AG, Prokurist, u.a. NSDAP, diverse (stellvertre-
   tende?) Ämter wie Kassenleiter und Presseamtsleiter; interniert:
   Lager Kornwestheim und Heilbronn, im Anschluß an Inhaftierung zu-
   nächst, wie auch sein Chef, Dr. Leonhard Dichmann, Berufsverbot ge-
   mäß Gesetz Nr. 8 der US-Militärregierung Deutschland, amerikanische
   Zone, vom 26.9.1945, extrem seltener Sonderfall: äußert sich zu
   politischen Ursachen und Gründen seiner Beteiligung am National-
   sozialismus, Lagerbericht an die CIC Hofheim über seine Haftzeit,
   das ist zu diskutieren) (Korrektur und Erweiterung einer früheren
   Textfassung, 1.9.2019).
Müller, Anton (Dichmann AG, Prokurist, NSDAP)
Neun, Peter (Dichmann AG, Prokurist, Betriebsleiter, Mobbearbeiter, DAF/
   NSV/RBfL/RLB; Hauptbrandmeister der NS-kontrollierten Freiwilligen
   Feuerwehr(en) Kelkheims, Wehrführer/Kreisführer (beachte: die soge-
   nannte Freiwillige Feuerwehr war ab dem 23. November 1938 per Gesetz
   als nun zur Technischen Hilfspolizei gehörend SS-abhängig, das heißt,
   sie gehörte als Polizei(hilfs)truppe zu Himmlers Polizei- und Siche-
   rungsimperium) {*6}, nach dem Krieg sofort (29.8.1945) Kreisbrand-
   meister, 1960 Bundesverdienstkreuz am Bande).
Niegemann, Philipp (Dichmann AG, NSDAP, Pförtner mit Pistole)
Noll, Hans (Dichmann AG, Werkmeister, Fall Weier)
Noll, Heinrich (Dichmann AG, Prokurist, NSDAP, Reiter-SA und -SS)
Oster, Johann (Arzt, Hofheim-Marxheim)
Pleines, Martin (NSDAP, Mitglied der NSDAP-Ortsgruppe Hornau, u.a.
   auch in der NSV, DAF-Funktionär, siehe Arbeit: 1938, 1939), laut
   NSDAP-Mitgliedskarteikarte bezüglich Eintritt in die NSDAP erheb-
   lich falsche Angabe im US-"Fragebogen" und im Befreiungsgesetz-
   "Meldebogen" (beachte: auf Betrug stand eine Strafandrohung teils
   AUSSERORDENTLICHEN Ausmaßes, Tatsache der Falschaussage war im
   Spruchkammerprozeß unbemerkt geblieben, bemerkt wurde hingegen
   sein Verschweigen der Mitgliedschaft in der NSDAP-Ortsgruppe).
Puin, Josef (CDU, Dienstaufsichtsführender Vorsitzender der Spruch-
   kammer Main-Taunus in Hochheim am Main, Präsident (= Dienstauf-
   sichtsführender Vorsitzender) der Spruchkammer Darmstadt-Lager,
   Präsident der Spruch- und Berufungskammer Frankfurt am Main,
   Präsident der Zentralberufungskammer Hessen
Rebscher, Heinrich (KPD, Mitglied des frühen politischen Ausschusses
   in Kelkheim-Mitte, zeigt im Prozeß gegen den allgewaltigen Dr.
   Leonhard Dichmann bewundernswerte Tapferkeit).
Rittgen, Jakob (NSDAP-Bürgermeister usw., siehe Arbeit: 1934)
Sachs, Nikolaus (schillerndes Verhalten, schwieriger Fall)
Schneider, August (Dichmann AG, Werkmeister, Fall Weier)
Seebold, Georg 5. (NSDAP-Ortgruppenleiter usw., siehe Arbeit: 1934)
Seeliger, Johannes (kluger Spruchkammerermittler, Öffentlicher Ankläger
   der Spruchkammer Main-Taunus-Kreis)
Strzoda, Emil (NSDAP, NSKK, NS-Führungsfigur, siehe Arbeit: 1934)
Weier, Anton (Schneider; Maschinenarbeiter in der Dichmann AG, Gestapo-
   Verhaftung Anfang 1942, 4 Monate in Haft, Sondergericht, zwar "Frei-
   spruch", aber etwa zwei Wochen Gestapo-Nachhaft, gravierende Ver-
   schärfung der Lebenskrise, verstorben im Krankenhaus Frankfurt/Höchst
   am 5.7.1946, Aktenkomplex) (Sachlage in Kelkheim 2018, S. 36, Auto-
   rin: Öchsner, sehr fehlerhaft und verfälscht wiedergegeben)
Wittekind, Wilhelm (Schreinermeister, Fischbach/Frankfurt, Gestapo:
   Überwachung, vermuteter Bezug zum Apel/SPD-Widerstandskreis, ca. 1
   Jahr in Haft, Aktenkomplex)
Zetzmann, Gottlieb (Uralt-Nazi, NSDAP, NSKK)
und etliches Andere mehr, ganz zu schweigen von der Mikrofilm-Arbeit
(u.a. am Höchster Kreisblatt).

   {*1} Kurzabriß zu NS-Mitgliedschaften: Einfache NSDAP-Mitgliedschaft
        war sehr selten. In der Regel war ein Parteigenosse (m/w, w gab
        es in Kelkheim natürlich auch) Mitglied in weiteren NS-Organisa-
        tionen, das sind, abgesehen von Gleichschaltungen von Vereinen,
        zivilen Verbänden oder Institutionen und nur bezogen auf die
        Partei: Gliederungen, angeschlossene, betreute und sogenannte
        andere (= sonstige) Organisationen {*a}.
        Gängig waren durchaus Drei- bis Fünfachmitgliedschaften. In
        Kelkheim scheint in "gewissen und gehobenen" Schreinerkreisen
        unter den nicht so üblichen NS-Verbänden besonders anziehend
        der Reichskolonialbund (RKB) gewesen zu sein, eine äußerst gra-
        vierende NS-Mitgliedschaft; die Ur-Ursache für irgendein "Kolo-
        nial-Interesse" ist sicherlich zunächst im Holz zu suchen und
        zwar in Form der exotischen Hölzer, der sogenannten "Exoten",
        unter ihnen sind mit die bekanntesten: Mahagoni (Stichwort:
        Wohnzimmer) und Palisander (Stichworte: Herrenzimmer, feudales
        Vorstandsbüro) {*b}. Zum ansonsten "anders gefaßten" NS-Koloni-
        alisierungswahn und zum Reichskolonialbund im Besonderen siehe
        andernorts.
        Zusammensetzungen von Mitgliedschaften konnten sehr unterschied-
        lich sein. Eine verhältnismäßig häufige Erscheinung waren z.B.
        Zweifachmitgliedschaften in den angeschlossenen Organisationen
        und zwar OHNE (!) NSDAP-Mitgliedschaft, dies besonders bei
        katholisch orientierten Personen; in solchen Fällen begleitet
        von vornherein der Ansatz (= Mindesthypothese) "ambivalente NS-
        Verstrickung" die nähere Untersuchung. Im Übrigen war auf dieser
        Ebene mit großem Abstand die vorherrschend gewählte ("soziale")
        Kombination das Duo Deutsche Arbeitsfront (DAF) und NS-Volks-
        wohlfahrt (NSV), die letztere Organisation oft in Verkleidung
        und zwar vor allem unter der Tarnkappe der von ihr betreuten
        NS-Institution Winterhilfswerk (WHW).
        Auch kann z.B. aus dem Bereich der Gliederungen die SA, die SS
        oder das NSKK durchaus die Rolle der NSDAP übernehmen; diese
        Konstellation findet man in der SA insbesondere bei älteren
        Nazis mit dem Beitrittsjahr ca. 1930-1933 in wahrscheinlich um
        die Millionenhöhe vor, aber auch schon in den "alten Kampfjah-
        ren" war dies ein keineswegs ungewöhnlicher Sachverhalt. Eine
        (wenn auch kleine) Sammlung dieses Verf. von SA-Mitgliedsaus-
        weisabbildungen macht die Differenz durchaus deutlich. Denn es
        wird darauf unterschieden zwischen dem Eintritt in die SA und
        dem in die Partei. Manchmal erfolgte nur ein SA-Beitritt, man-
        chmal stimmen die beiden Datierungen überein, doch kann der
        NSDAP-Beitritt auch erst (viel) später (noch) vollzogen worden
        sein. Diese Sachlage drückt, bezogen auf die "parteiliche Rolle"
        der SA, eine erhebliche Selbständigkeit aus, ja sogar eine er-
        satzhafte NSDAP-Vollgültigkeit (Mitgliederzahlen 1934: NSDP ca.
        2,8 Millionen, SA zwischen 3,5 und 4 Millionen; in Joachimstha-
        ler (Hg.), Christa Schroeder, Er war mein Chef, 1985, 2. über-
        arbeitete Aufl., S. 52, sogar 4 1/2 Millionen; beachte: in Dar-
        stellungen begegnet man zum Umfang der NSDAP und SA erheblichen
        Zahlenschwankungen, dies hängt u.a. auch mit minimalen, aber
        relevanten zeitlichen Differenzen und mit Unterschieden bei den
        Gesichtspunkten zusammen (siehe auch unten); doch hier geht es
        nur um die Verdeutlichung des großen Mitgliedergefälles, das
        sich für Hitler zu einem unberechenbaren, drohenden Machtgefälle
        hätte entwickeln können und dem er schließlich Ende Juni/Anfang
        Juli 1934 durch vielfachen Mord vorbeugte; zum Thema Selbstän-
        digkeit der SA in der Aufbauzeit des Nationalsozialismus siehe
        Krebs, Tendenzen und Gestalten der NSDAP, 1959, 2/1960, u.a. S.
        54, 163 f.; Kellerhoff, NSADP, 2017, S. 271 ff.; zu NSDAP-Zahlen
        1925-1933: Kühnl, Der deutsche Faschismus, 1975, S. 97, aller-
        dings: wo immer man nachschlägt, man trifft auf teils sehr
        unterschiedliche, augenscheinlich unvergleichbare bzw. inkongru-
        ente Angaben, so allein schon in einunddemselben (wichtigen)
        Buch bei diversen Autoren: Benz (Hg.), Wie wurde man Parteige-
        nosse?, 2009, Autor: Benz, S. 9 ff., Autor: Haar, S.71, Autor:
        Weigel, S. 92 und 94, Autor: Nolzen, S. 125); zur angeberischen
        Statistik-Biegerei der NSDAP siehe auch Kellerhoff, NSDAP, 2017,
        S. 171 f., Kapitel "Ungenaue Statistik".
        Während von SA und SS das allgemeine geschichtsschreibende Ver-
        ständnis ein plastisches Bild hat, scheint vom Nationalsoziali-
        stischen Kraftfahrerkorps (NSKK) eine nicht so klar umrissenene
        Vorstellung vorzuherrschen, wenn überhaupt eine da ist. Wie oben
        angedeutet, herrscht allerdings selbst von der Rolle der SA,
        ganz besonders von der nach der "Entmachtung" Juni/Juli 1934,
        eine Vorstellung vor, als sei, am "nationalsozialistischen An-
        spruch" gemessen, die SA der NSDAP gegenüber eine eher nachge-
        ordnete NS-Organisation gewesen. Dem war, wie Zeitungsrecherchen
        zeigen, im täglichen Leben des Dritten Reichs überhaupt nicht
        so - und für die Kampfzeit vor 1933 ist die eminente Parteibe-
        deutung der SA sowieso unbestreitbar.
        Eine mindestens ähnlich starke Präsenz und Prägungsrolle hatte
        auch das NSKK. Der Motor, in seiner aufkommenden Urkraft, war
        ein enormer Magnet und Verzauberer. Die Nationalsozialisten
        wußten das, auch im Hinblick auf ihren Militarismus bis hin zu
        Kriegsabsichten, schon früh und intensiv zu nutzen. Und natür-
        lich war auch in Kelkheim der Motor, unter anderem in der (NS-)
        Anwendung "Motorsport", wie für die Mitgliedschaft in Meldebögen
        des Befreiungsgesetzes und in Spruchkammerprozessen als Recht-
        fertigigungs- und Entschuldigungsgrund immer wieder angegeben
        wird, ein gewaltiger Anziehungspunkt.
        Das NSKK schlug außerdem mit dem Begriff Korps eine oder die
        Brücke zu den militanten Freikorps der Zeit nach 1918. Im wahr-
        sten Sinne des Wortes war das NSKK ein GLIED der Partei und
        fungierte dementsprechend nach der für die NSDAP am 1.5.1933
        verhängten Mitgliederzulaufsperre auch als eine zentrale Ersatz-
        und Bewährungsorganisation (siehe unten).
        Ein schwieriges Terrain für die Erforschung der NS-Bindung ist
        die Einschätzung der Mitgliedschaft in der Deutschen Arbeits-
        front (DAF). Diese umfaßte nach ihrem Oberen, Reichsorganisati-
        onsleiter Dr. Robert Ley, zuletzt 24 Millionen Einzel- und 6
        Millionen korporative Mitglieder (Overy, Verhöre, 2005, S. 505).
        Um die Spannbreite der Probleme dabei aufzuzeigen: Es macht
        einen lebensnotwendigen und zu untersuchenden Unterschied, ob
        ein Arbeiter, womöglich noch unter Beobachtung, oder ein Fabrik-
        besitzer DAF-Mitglied wurde.
        Da Hitler die DAF in seiner Verordnung vom 24. Oktober 1934 zur
        "Organisation aller Schaffenden" erhob (die Betonung liegt auf
        "aller") {*c}, entstand aus diesem Leitgedanken so etwas wie ein
        Dogma bzw. die weit verbreitete Ausbildung einer Art NS-Ehren-
        kodex: Mitglied in der DAF sein zu müssen. Entsprechend kam es
        unter Umständen auch zu (Schein-)Forderung und (Schein-)Zwang.
        Die korporative (Ley: kollektive) und die an sich freiwillige
        Mitgliedschaft waren zwei grundsätzlich unterschiedliche Angele-
        genheiten, denn im Fall der korporativen Mitgliedschaft wurden
        ohne Einzelmitgliedschaft keine Beiträge bezahlt, in diesen Fäl-
        len hingen die DAF-Leistungen von den mit den Korporationen aus-
        gehandelten Verträgen ab. Es gab 12 korporative Mitgliedorgani-
        sationen, z.B. Reichsarbeitsdienst, Reichskulturkammer, Reichs-
        nährstand, Schwesternverband, Wehrmacht (nach Priese/Pokorny
        1946/1947, IV/S. 368, siehe unten).
        Der Beitrag wurde sehr oft vom Lohn/Gehalt einbehalten, was zu
        einem Automatismus führen konnte. Die monatliche Beitragshöhe
        errechnete sich nach Einkommensklassen, sie betrug im Fall von
        Unselbständigen im Durchschnitt ca. 1,5% vom Bruttoeinkommen;
        Personen mit einem Einkommen von über 740.- RM zahlten frei-
        willige (= frei wählbare!) Beträge zwischen 15.- und 50.- RM
        (Quelle: Bestimmungen über die Zugehörigkeit zur Deutschen Ar-
        beitsfront, Fassung vom 1. Januar 1937, Hg.: Die Deutsche Ar-
        beitsfront, Berlin o.J. (vorliegend zwei inhaltlich gleiche
        Ausgaben, 21 S., von vermutlich 1937 bzw. 30 S., von vermutlich
        1939, Näheres dazu andernorts).
        Die Tatsache der korporativen Mitgliedschaft, der Vorstellung
        von Zwangsmitgliedschaft oder auch von Zwangsbeiträgen führte in
        Nachkriegsaussagen zu Verwirrung oder diente zum bereitwillig
        ergriffenen Mittel des Verschweigens bzw. der Verschleierung von
        Mitgliedschaften und Beitrittsdatierungen, was dementsprechend
        oft nur schwer oder gar nicht aufzuklären ist, zumal mangels
        Nachweismaterials die direkte Überprüfungsmöglichkeit in den
        meisten Fällen scheitert. Hier gehört beim Studium von Entnazi-
        fizierungsakten viel Fingerspitzengefühl und einige Ortskenntnis
        dazu, vielleicht erste Anhaltspunkte an die Hand zu bekommen.
        (Beachte: Bezüglich einiger wichtiger Details, die die DAF be-
        treffen, z.B. zur stetig wiederholten Behauptung der Zwangsmit-
        giedschaft oder des Zwangsbeitrags, liest man immer wieder teils
        variierende, teils widersprüchliche Darstellungen, was erheblich
        für Verwischung sorgt. Deshalb bemüht sich dieser Verf. um Ein-
        sicht in Originalquellen in der Hoffnung dadurch ein klareres
        Bild zu bekommen und dieses dann auch vermitteln zu können.)
        Die Aufgaben der DAF betrafen nahezu alle beruflichen und wirt-
        schaftlichen, ja sogar auch viele gesellschaftlichen Bereiche.
        Im Mittelpunkt standen beschäftigungsbezogene Unterstützungen
        diverser Art, Erziehungshilfen, -maßnahmen (Berufsschulung, Um-
        schulung, Lehrgänge), Rechtsberatung, sozialer Wohnungsbau,
        Heimstättenförderung, Siedlungsbau, Geschäfts-, (Einzel-)Han-
        dels-, Handwerkbetriebs- und Industriebetreuung (die Gebrüder
        Dichmann AG ist für die "DAF-Betreuung" ein beredtes Beispiel).
        Zur Selbsteinschätzung der DAF gehörten Formeln wie "NS-Volks-
        und Leistungsgemeinschaft" und "Größte Selbsthilfeorganisation
        der Welt".
        Die DAF unterhielt neben der Hauptstelle, dem "Sozialamt", spe-
        zielle "Ämter" (Abteilungen), so das Amt "Schönheit der Arbeit"
        (= Verschönerung, Aufwertung der Arbeitsstätten) und die damals
        jedermann bekannte NS-Gemeinschaft/Organisation "Kraft durch
        Freude" (KdF). Mit der KdF durchdrang sie sehr intensiv fast
        alle Bereiche des sozialen und kulturellen Lebens, sie war buch-
        stäblich ständig in aller Munde. Zu ihren zahlreichen Veran-
        staltungsarten gehörten u.a. Konzerte, Reisen, Vorträge, Kurse
        (zur DAF siehe u.a. auch Selzner/Dickmann (Hg.), Rechenschafts-
        bericht, Berlin 1935, Verlag der DAF, 31 [32] S., herausgegeben
        für die Vertrauensratswahlen 1935).
        Die nach der DAF zweitgrößte NS-Organisation war die NS-Volks-
        wohlfahrt (NSV). Eine Mitgliederzahl ist für 1943 bekannt: etwa
        17 Millionen (siehe Benz (Hg.), Wie wurde man Parteigenosse?,
        2009, Autor: Wenzel, S. 34). Der NSV begegnet man z.B. in Zei-
        tungen, u.a. durch ihre vielfältigen Annoncen, auf Schritt und
        Tritt. In der "allgemeinen" Bevölkerung hatte sie einen eminen-
        ten Bekanntheitsgrad, allein schon durch ihre Funktion der Be-
        treuung und Durchführung der NS-Institution "Winterhilfswerk"
        (WHW).
        Ihr Hauptaugenmerk galt aber der Familie und bestimmmten, sehr
        populären Hilfeeinrichtungen, wie "Mutter und Kind", "Kinder-
        landverschickung" und etliche andere mehr. Nicht zu übersehen
        ist bei alldem die Kopplung ihrer Unterstützungsmaßnahmen mit
        einer ausgeprägten Hindeutung auf die NS-Ideologie und insbe-
        sondere auf die barmherzige Samariterführerfigur Hitler (präg-
        nantes Anschauungsbeispiel für NSV-Reklame: Main-Taunus-Adreß-
        buch 1939).
        DAF und NSV deckten weite Bereiche des Lebens ab. Eine Mitglied-
        schaft in beiden (eine Doppelmitgliedschaft also) ist auch ohne
        NSDAP-Mitgliedschaft als ein erstes und ernstzunehmendes Zeichen
        einer wahrscheinlich aktiven Teilnahme am NS-Staat zu werten.
        Selbst eine alleinige NSV-Mitgliedschaft stimmt eigentlich schon
        nachdenklich, bei hohem gesellschaftlichen Status auf jeden
        Fall.
        Ganz besondere Aufmerksamkeit muß im Zusammenhang mit der DAF
        der NS-Betriebszellenorganisation (NSBO), der "SA der Betriebe",
        gelten. Die NSBO, ein ideologisch "tiefschürfend" geschulter,
        sehr selbstbewußter Verband, wurde ab 1934, verstärkt nach Hit-
        lers "Röhm-Mordaktion" (bei der u.a. die NSBO-Leitfigur Georg
        Strasser erschossen wurde) von der DAF "aufgesogen". Somit ver-
        steckten sich bei der Durchführung der Entnazifizierung viele
        eigentlich hartgesottene Anhänger dieser NS-Linie unter der
        Tarnkappe DAF, weil die alliierten (federführend dabei die ame-
        rikanischen) und deutschen Autoren des Befreiungsgesetzes vom
        5.3.1946 diesen im Wesentlichen gewerkschaftlich orientierten
        (daher der führerausgerichteten Ideologie gegenüber eigentlich
        widersprüchlichen) NS-Verband namentlich anzuführen vergessen
        hatten. Da die NSBO nach und nach stürmischen Zulauf hatte (Mit-
        gliederanzahl 1933/1934 etwa 700000 bis 1 Million oder sogar
        mehr), fehlen, aufgrund der Möglichkeit des Verschweigens, bei
        der Untersuchung des Entnazifizierungsproblems weitgehend diese
        frühen NS-Mitgliedschaften aus der Zeit von um 1930 an. Bei
        einer Angabe wie "seit 1934 in der DAF" gilt also sehr aufmerk-
        sam zu sein; auch Kelkheim hat so seine (teils schwierig auf-
        findbaren, teils aber auch geschickt versteckten) NSBO-Bezüge;
        beachte: das Befreiungsgesetz enthält übrigens bezüglich des
        Vorhabens Entnazifizierung und Entmilitarisierung noch weitere
        ausschlaggebende, teils schon tragisch zu nennende Unzulänglich-
        keiten, siehe andernorts).
        Eine nur schwer knackbare Nuß stellen die Nationalsozialisten
        OHNE JEDE Mitgliedschaft dar, wenn sie nicht zur Schicht der
        überdurchschnittlich gut verdienenden Betriebsleiter oder der
        opulenten Firmenführer gehörten. In den unteren gesellschaftli-
        chen Klassen spiegeln sie die soziale und politische Vorsicht in
        Reinkultur wieder, und zwar in Form einer besonders paranoiden
        Spielart davon, die es sich nämlich gern im Angeber- oder Denun-
        ziantenbereich gemütlich machte und von da aus auf das Ergattern
        von Vorteilen hoffte, auch wenn das vielleicht noch nicht einmal
        Ansehen oder eine wie auch immer geartete Zuwendung einbrachte
        (denn die organisierten Nazis waren im Allgemeinen sehr um ihren
        "unbesudelten" Statusruf besorgt).
        Und schließlich nicht zu vergessen die Vielfach- und Multi-Mit-
        gliedschaften. Die Häufungen sind manchmal frappierend, insbe-
        sondere bei Großbetriebsführern und Industriebossen, für die das
        Zahlen so vieler Beiträge kein Problem darstellte und für die
        die Chefsekretärin Buch führte. In diesen Fällen traten zudem
        meist noch leitende Positionen in Berufsverbänden hinzu, die ja
        allesamt gleichgeschaltet waren, meint: NS-ausgerichtet und NS-
        durchdrungen funktionierten. Bei dem Vorstand Dr. Leonhard
        Dichmann beispielsweise hat die Auflistung der NS-Mitgliedschaf-
        ten und nationsweiten Leiterpositionen zusammengenommen einen
        erstaunlichen Umfang - und das alles auf Kelkheimer "Provinz-
        ebene"!
        Auch darf in diesem Stichwortabriß der Hinweis nicht fehlen:
        Die Eintrittsdatierungen der Mehrfachmitgliedschaften können
        sehr unterschiedlich sein. Es kann jemand 1933 der SA beige-
        treten, im selben Jahr wieder ausgetreten sein, seit 1934 zu
        den Fördernden Mitgliedern der SS gezählt haben und erst 1937
        (durch eifrigen NS-Engagementbeweis) erfolgreich gewesen sein,
        endlich Mitglied der NSDAP zu werden (diesen Fall gab es in
        Kelkheim, im NS-Spitzenklassement).
        Beachte: Ein später ("verspäteter") Parteieintritt hängt unter
        anderem meist mit den verordneten Mitgliederaufnahmesperren zu-
        sammen, deren erste vom 31.5.1933 bis zum 31.5.1939 dauerte (mit
        einer Zwischenöffnung am 1.5.1937 für "strebsame" Leute). Die
        Stops waren - allein verwaltungstechnisch schon - nötig, um
        überhaupt den ungeheuren Millionenzulauf in den Griff zu kriegen
        (man schätzt, daß Anfang Mai 1945 die NSDAP-Mitgliederzahl einen
        Stand von etwa 8,5 Millionen hatte und die letzten ausgegebenen
        Mitgliedsnummern zwischen 11 und 12 Millionen lagen, Schullze
        1948, S. 279, siehe unten; beachte: es gab frei gelassene Num-
        mern bzw. Nummernblöcke, damit frühe "Ehrennummern" vergeben
        werden konnten für Prominente der finanzkräftigeren Art in etwa.
        Eine andere, ähnliche Gesamtzahl ist angegeben in Weißler/
        Schäche (Hg.), DatenReich, 2010, Autor: Fehlauer/Bundesarchiv
        Berlin, S. 31: Es heißt da, es wurden Karteikarten "zu nahezu
        11 Millionen Mitgliedern angelegt", was man auch übersetzen
        könnte zu: die Gesamtzahl aller jemaligen Mitglieder betrug
        "nahezu 11 Millionen", doch ganz identisch sind diese beiden
        Aussagen nicht, denn es kamen auch Wiedereintritte unter NEUER
        Nummer vor (statt unter der alten), allerdings dürften gerade
        diese Vorgänge nicht derart oft geschehen sein, daß mit einer
        gravierenden Auswirkung auf die statistische Aussage gerechnet
        werden müßte.
        Selbstgewollte Austritte aus der NSDAP oder ihren Organisatio-
        nen nach 1933 kamen durchaus vor, aber deutlich greifbare, ge-
        schweige denn gängige Erscheinungen scheinen sie gemäß der Be-
        obachtung dieses Verf. (beim jetzigen Stand) nicht gewesen zu
        sein. Die Hintergründe für die offenbar geringe Zahl sind kom-
        plex und die Standardbegründung dafür, "Zwangssituation", zeigt
        die Bequemlichkeit einer bei weitem zu einfachen Erklärung an,
        denn in der Regel steckt hierbei nichts als Nachkriegsverschlei-
        erung und -abwiegelung dahinter. In Kelkheim soll es tatsächlich
        den Fall eines Parteiaustritts in der "Blütezeit" des Dritten
        Reichs (1933 bis 1940/1941) gegeben haben, doch ist hier zu-
        nächst zu vermuten, daß doch noch irgendeine "NS-Verankerung"
        fortbestand (dieser Fall ist noch zu prüfen).
        Ein besonders ernstes Thema ist die Verläßlichkeit, Tragfähig-
        keit der Spruchkammerakten. Und diese Frage gilt auch für Kern-
        erfragungsmaterialien, wie den amerikanischen "Fragebogen" und
        den deutschen "Meldebogen". Zu diesen schwierigen Themen wird es
        eine ausführliche Erfahrungsdarstellung geben, ob aber hier in
        diesem Abriß zu Mitgliedschaften eine einigermaßen faßliche,
        brauchbare Kurzinformationen angeboten werden kann, ist bei die-
        ser verzwickten Sachlage derzeit schlicht und ergreifend wegen
        Überforderung kaum zu erwarten.
        Beachte: Dies sind zum Thema Mitgliedschaften und Bindung an den
        Nationalsozialismus nur erste Hinweise. Die Sache ist hochkom-
        plex und kann zudem ohne die drei unten genannten juristischen
        (auf das amerikanische Besatzungsgebiet zugeschnittenen) Kommen-
        tare zum Befreiungsgesetz vom 5. März 1946 nicht bewältigt wer-
        den {*e}, wie überhaupt - nach Meinung dieses Verf. - an das
        Thema "Wer war oder was ist ein Nationalsozialist?" ohne diese
        Grundlagen nicht herangegangen werden sollte. Mehr noch: Diese
        Kommentare sollten die Rolle ständiger (!) Auskunftsberater ein-
        nehmen (Weiteres siehe andernorts).

        Vermeidung eines großen Fehlers (Ergänzung zur oben angespro-
        chenen Bedeutung angeblicher "NS-Nebenorganisationen" wie DAF
        und NSV): Gegenüber der Mitgliedschaft in der NSDAP sollten auch
        alleinige Mitgliedschaften in angeblich nachgeordneten NS-Orga-
        nisationen in ihrer Bedeutung NIEMALS von vornherein als ein In-
        dikator für eine geringere nationalsozialistische Bindung die-
        nen. Andrerseits führt selbstverständlich an der Prüfung des
        Einzelfalls sowieso kein Weg vorbei. Aber nichtdestotrotz sollte
        man eben doch schon grundsätzlich davon Abstand nehmen, die na-
        tionalsozialistische Bedeutung dieser "Nebenorganisationen" im
        Vergleich zur Partei als geringerwertig einzuschätzen. Genau die
        gegenteilige Gewichtung trat nämlich ein: Es entwickelte sich
        die Partei im NS-Organisationsgefüge im Laufe der Zeit zu einer
        ziemlich passiven Reputationsorganisation, die neben der Ver-
        sammlungsaktivität - einem Altherrenklub ähnlich - im Hitler-
        Staat so gut wie keine NS-politische Aufgabe mehr hatte. Ganz
        im Gegensatz dazu andere Organisationen, z.B. die militärischen
        Gliederungen (HJ, SA, SS), die Frauenschaft (auch eine Gliede-
        rung) und vor allem die "sozialen" Organisationen wie das Frau-
        enwerk, die DAF (mit KdF) und NSV (mit WHW, Mutter und Kind
        usw.), wobei gerade die letztgenannten im Alltagsleben eine
        erhebliche Bedeutung erlangt und hier in diesem Bereich der
        bloßen Parteiplakette auf dem Revers eindeutig "den Rang abge-
        laufen" hatten.
        Genau diese Sachlage, die politisch richtige Einschätzung "ver-
        wandter" Organisationen und Einrichtungen auf der einen Seite
        und das Problem der möglichen oder nicht möglichen Reaktivierung
        älterer (und ältlicher) Parteimitglieder läßt sich aus während
        des Kriegs erstellten Beurteilungen der Gauamtsleitung Frankfurt
        unmißverständlich herauslesen (Thema: politische Beurteilungen
        der verrenteten Dichmann-Senioren, von denen keiner - im engeren
        Sinn - ein Pg war).
        Ein Satz also wie: diese oder jene Person "war ja nur in der
        DAF, in der NSV [zu beiden siehe oben] oder im NSRL [= National-
        sozialistischer Reichsbund für Leibesübungen]" ist in der Regel
        der Trickkiste der absichtlichen Verharmlosung, Verniedlichung
        und Vertuschung zuzuordnen. Selbst im Fall des letztgenannten,
        "so harmlos" wirkenden NSRL (einst Deutsche Turnerschaft, 1933
        gleichschaltet) sollten Verschleierungs-, Entschuldigungs- und
        Rechtfertigungsgesten der erste Motivationsverdacht sein.
        Diese Fehlauffassung und -einstellung den "Nebenorganisationen"
        gegenüber gab es schon im Dritten Reich und wurde seit 1945
        nahezu ununterbrochen "gepflegt", auf allen Gebieten, auch in
        der Geschichtswissenschaft- und schreibung. Die NSDAP wurde zu-
        wenig ganzheitlich gesehen. Doch nichts ist falscher als das,
        und dies hat, u.a. als Verfahrensvorstellung und als Taktik, die
        gesamte Entnazifizierung und Entmilitarisierung in einem erheb-
        lichen Ausmaß verwässert, ja zu einem nicht unbeträchtlichen
        Teil sogar ausgehebelt. Dieser Fehler wird hier nicht begangen,
        er wird, da er eine große fehlleitende Gefahr darstellt, der man
        selbst heute noch oft genug zum Opfer fällt, konsequent zu ver-
        meiden versucht.
        Niemand anders als Hitler selbst sah den Nationalsozialismus als
        ein Ganzes, als ein Konstrukt in toto, wobei für ihn die Partei,
        die NSDAP im engeren Sinne als prima inter pares den (braunen)
        Orden darstellte (vgl. Sonthofener Rede, zu ihr siehe unten) und
        er selbst sich mindestens als der unfehlbare braune Pabst, wenn
        nicht sogar als der braune Gottkaiser fühlte. Hitler gewährte
        durch die Vielzahl an Nazi-Organisationen seinen "Volksgenos-
        sen", seinen Untertanen sozusagen "nationalsozialistische Viel-
        falt", "jedem das für sich Passende". Das war mit eines seiner
        NS-Erfolgsgeheimnisse (detaillierte Ausführung in Planung).
        Das Ausmaß der ganzheitlichen Sicht wird in drei Hitlerreden
        überdeutlich. Zunächst ein Ausschnitt aus der zentralen "Geheim-
        gehaltene[n] Rede Hitlers vor dem politischen Führernachwuchs
        auf der Ordensburg Sonthofen (Allgäu) am 23.XI.1937, Über die
        deutsche Geschichte und das deutsche Schicksal" (nach Ritter:
        Picker, Hitlers Tischgespräche im Führerhauptquartier 1941-42,
        1951, S. 443 ff., Zitat auf S. 449).

        Beachte: Hitlers Zahlen stammen von 1937. Zu Anpassungen, be-
        zogen auf spätere Größenverhältnisse, siehe oben in etwa die
        Angaben zu Mitgliedschaften in den Organisationen NSDAP, SA,
        DAF und NSV.

        "Die NSDAP ist die größte Organisation, die die Welt je gesehen
        hat. Sie umfaßt alles in allem 25 Millionen Menschen und [sie
        selbst] hat 300 000 Funktionäre. Es ist ganz klar, daß eine Or-
        ganisation, die 18 Jahre alt ist, seit ihrer Gründung nicht 
        sein kann, was sie nach 100 Jahren wäre." {*d}

        Die zweite Quelle ist die sogenannte Reichenberger Rede vom
        2.12.1938; sie wurde gehalten auf der Wahlkundgebung der NSDAP
        in Reichenberg, Sudetenland, im Rahmen der Zusatzwahlen zum
        Großdeutschen Reichstag am 4.12.1938. In der Zuhörermenge waren
        offensichtlich etliche Abteilungen der Hitlerjugend und des
        Reichsarbeitsdienstes angetreten (siehe dazu Hitlers emphati-
        schen Hinweis auf den "deutschen Spaten" samt dem dann anhal-
        tend stürmischen Beifall, unüberhörbar ein "Bekenntnis zum Füh-
        rer").
        Der wiedergegebene Ausschnitt ist "berühmt", er wurde bereits
        vielfach veröffentlicht auf Tonträgern und auch zahllos oft ab-
        gedruckt, doch, soweit bis jetzt zu sehen, sehr oft mit Varian-
        ten, Änderungen, Auslassungen, Ergänzungen und bei gedruckten
        Wiedergaben mit kleinen, mitunter auch großen Transkriptions-
        fehlern.
        Die Fassung hier folgt dem Ausschnitt, wie er auf zwei Web-Sei-
        ten aufgerufen werden kann. Eine vollständige Darstellung nach
        dem im Deutschen Rundfunkarchiv vorliegenden Original der Rede
        wird bei Gelegenheit angeboten, beigegeben wird dann auch ein
        sogenannter kritischer Apparat zu Hörvarianten samt einer Dis-
        kussion greifbarer Wiedergaben in wichtigen (Buch-)Publikatio-
        nen.
        
        Zwei Audio-Wiedergaben:

        1) www.dubistanders.de
           Herausgeber: Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden
           Europas, Berlin (eingesehen 25.9.2019)

        2) archive.org
           (Eingesehen 25.9.2019)

        Der Transkription vorauszuschicken ist: U.a. wird der Reichsar-
        beitsdienst (RAD) als nationalsozialistisch-erzieherisches
        "Schleifmittel" herausgehoben; er war eine in gewisser Weise
        selbständige NS-Organisation, im Befreiungsgesetz vom 5.3.1946
        ist er unter "Andere [= Sonstige] Nazi-Organisationen" geführt. 
        Die Deutsche Arbeitsfront (DAF) gehörte in die Abteilung der der
        NSDAP "angeschlossenen Verbände". Zudem taucht, zur Überraschung
        mutmaßlich vieler Historiker, schon 1938 (!) die Wehrmacht auf,
        und zwar ebenfalls als nationalsozialistischer Nürnberger Trich-
        ter. Außerdem vernachlässige man nicht das ominöse "und so wei-
        ter".
        Man kommt wirklich aus dem allmählich begreifenden Staunen kaum
        heraus, das alles auf der Bedeutungsebene der namentlich erwähn-
        ten sogenannten halbmilitärischen NSDAP-Gliederungen SA, SS und
        NSKK - von den ungenannten "und so weiter" ganz abgesehen.

        "Diese Jugend, sie [oder: die] lernt ja nichts anderes als
        deutsch denken, deutsch handeln. Und wenn nun dieser Knabe,
        dieses Mädchen mit ihren zehn Jahren in unsere Organisationen
        hineinkommen und dort nun so oft zum ersten Mal überhaupt eine
        frische Luft bekommen - und fühlen, dann kommen sie vier Jahre
        später vom Jungvolk in die Hitlerjugend, und dort behalten wir
        sie wieder vier Jahre. Und dann geben wir sie erst recht nicht
        zurück in die Hände unserer alten Klassen- und Standeserzeuger
        [Lachen], sondern dann nehmen wir sie sofort in die Partei oder
        in die [Deutsche] Arbeitsfront [DAF], in die SA oder in die SS,
        in das NSKK und so weiter [sic]. Und wenn sie dort zwei Jahre
        oder anderthalb Jahre sind und noch nicht ganze Nationalsozia-
        listen geworden sein sollten, dann kommen sie in den Arbeits-
        dienst [Reichsarbeitsdienst, RAD; Hitler sagt deutlich "den
        Arbeitsdienst"] und werden dort wieder sechs und sieben Monate
        geschliffen. Alle mit einem Symbol, dem deutschen Spaten! [Stür-
        mischer, lang anhaltender Beifall, Heil-Akklamationen]
        Und was dann nach sechs oder sieben Monaten noch an Klassenbe-
        wußtsein oder Standesdünkel da oder da noch vorhanden sein soll-
        te, das übernimmt dann die Wehrmacht zur weiteren Behandlung auf
        zwei Jahre. [Heftiger Beifall]
        Und wenn sie dann nach zwei oder drei oder vier Jahren zurück-
        kehren, dann nehmen wir sie, damit sie auf keinen Fall rück-
        fällig werden, sofort wieder in die SA, SS und so weiter [sic] -
        und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben!" [Anhaltender
        Beifall] - Und sie sind glücklich dabei." (Strukturierung und
        Fettsatz von diesem Verf.)
   
        Transkription: DP; Textvergleich(e): vielfach (13.4.2018,
        25.9.2019)

        Als eine weitere Quelle sei ein Ausschnitt aus Hitlers Rede
        "Führerbotschaft an Volk und Welt" angeführt. Der Diktator hielt
        diese Rede am 20.2.1938 im NS-Reichstag (Krolloper), doch dar-
        über hinaus erreichte sie auch den gewollten, gesonderten Publi-
        kationsstatus, indem sie nämlich im Heftformat im Zentralverlag
        der NSDAP Eher erschien (München 1938, 61 [64] S., Zitat: S.
        35/36).
        In der nun unten wiedergegebenen Passage, die es gewaltig in
        sich hat, betont Hitler seine NSDAP betreffend den Aspekt ihrer
        allumfassenden Struktur und dabei ist auch deutlich wahrzunehmen
        das in seinem Kopf vorhandene Denkgebilde eines lückenlos ver-
        zahnten Räderwerks der NS(DAP)-Organisationen:
    
                  "Es gibt keine Institution in diesem Staat,
                     die nicht nationalsozialistisch ist

           Vor allem aber hat die nationalsozialistische Partei in
        diesen fünf Jahren nicht nur die Nation nationalsozialistisch
        gemacht, sondern sich auch selbst jene vollendete Organisation
        gegeben, die für alle Zukunft die Selbst= und Forterhaltung
        gewährleistet.

           Die größte Sicherung dieser nationalsozialistischen Revolu-
        tion liegt führungsmäßig nach innen und außen in der restlosen
        Erfassung des Reiches und all seiner Einrichtungen und Insti-
        tutionen durch die nationalsozialistische Partei. Sein Schutz
        der Welt gegenüber aber liegt in der neuen nationalsozialisti-
        schen Wehrmacht. (Lebhafter Beifall.)" (Fettsatz ab "vollendete"
        von diesem Verf.)

        Textvergleich(e): 7 (1.4.2019, 26.4.2019, 28.4.2019)

        Auch zitiert als einfacher Fließtext, also ohne Titelgebung und
        Absätze, in Grosser (Hg.), Wie war es möglich?, 1977, 1980:
        Fischer TB 3426, Artikel: Stehlin, S. 140.
        Unterschiede: "[...] nicht nationalsozialistisch ist.", "Selbst-
        und Forterhaltung", "und all seiner Einrichtungen durch" (nicht
        "und all seiner Einrichtungen und Institutionen durch"), ohne
        den Hinweis: "(Lebhafter Beifall.)"
 
        (Der hier ursprünglich geäußerte Verdacht, daß, wie im Überset-
        zungsautomatismus gängig, die Wiedergabe des Ausschnitts in
        Stehlins Artikel eine Rückübersetzung aus dem Französischen
        sein könnte, ist also, wie zu sehen, gegenstandslos. 
        In der Eher-Ausgabe ist keine Quelle genannt. Als Quellen über-
        haupt kommen in Frage: Dokumentation als RRG-Mitschnitt (RRG =
        Reichsrundfunkgesellschaft) und Veröffentlichung auf RRG-Plat-
        ten (einseitig bespielte 78er Platten), Private Rundfunkempfän-
        germitschnitte auf Folie, das Typoskript selbst oder in Foto-
        kopie oder, in der damals gängigen Form, als Abschrift. Welche
        Quelle in den beiden Fällen letztlich vorlag, ist (derzeit)
        nicht klar.
        Beachte: Hitlers "Führerbotschaft an Volk und Welt" - das zeigt
        die für den Titel gewählte Wortwahl - ist offensichtlich eine
        Antwort auf die zwar (aus vielerlei massiven Gründen) so überaus
        vorsichtige, aber für die Nazis dennoch als lästig, als entlar-
        vend empfundene Enzyklika "Mit brennender Sorge" des Papstes
        Pius XI. vom 14.3.1937 ("An die Erzbischöfe und Bischöfe
        Deutschlands und die anderen Oberhirten, die in Frieden und
        Gemeinschaft mit dem Apostolischen Stuhl leben, über die Lage
        der katholischen Kirche im deutschen Reich"). Allerdings geht
        Hitler bei seiner nationalsozialistischen, in Superlativen
        schwelgenden Leistungsvorstellung der letzten fünf Jahre mit
        keinem Wort auf den eigentlichen Auslöser ein: bloße Fakten
        gegen Glauben, so des Nazi-Diktators Credo - das ist seine
        "Frohe Botschaft" auf die "Brennende Sorge".

        {*a} Es gab rund 60 NS-Organisationen (etliche mit Untergruppen
             und inkorporierten Gemeinschaften). Das Befreiungsgesetz
             unterscheidet neben der Partei und ihren verschwisterten
             und verschwägerten NS-Organisationen noch gesondert zu be-
             urteilende staatliche und wirtschaftliche Organisationen
             und Gruppen wie Geheimdienst/Abwehr, Polizei aller Art,
             Wirtschaft(sführer), freie Berufe, Juristen, Militär (Wehr-
             macht)/Militaristen, Regierungsbeamte, hohe Angestellte,
             hohe Verwaltungsbeamte/Institutionsleiter (Rektoren, Direk-
             toren, Präsidenten usw.). Selbstverständlich bestehen hier-
             bei vielfache Beziehungen zur NSDAP und ihren Verbänden.
             (Beachte: Kirchen/Konfessionen sind im Befreiungsgesetz
             nicht gesondert aufgeführt, aber NS-Glaubensrichtungen sehr
             wohl, z.B. die Deutsche Christenbewegung; erstaunlicherwei-
             se hatte in Kelkheim sogar Rosenbergs zahlenmäßig eigent-
             lich geringfügige Deutsche Glaubensbewegung Fuß gefaßt).

        {*b} Typische Firmen für den Holzimport waren die Dichmann AG,
             Hauptstraße 15 und Franz Anton Klarmann, Hauptstraße 20.
             Das klassische Sinnbild dafür bot aber mit dem mißverständ-
             lichen Slogan "Furniere aus aller Welt" die häufig anzu-
             treffende, an tropische Länder erinnernde Segelschiff-Re-
             klame des Holzhändlers Paul Hartmann & Co., Am Bahnhof 4
             (Lager), Am Bahnhof 5 (Büro, "Landhaus Hartmann", Reklame
             und Adressen: MTK-A 1939; Lager: rechte Ecke Poststraße/
             Bahnhofsvorplatz, Wohnhaus/Büro: Landhaus Hartmann, linke
             Ecke Poststraße/Bahnhofsvorplatz, später Adressenanpassun-
             gen: Poststraße 10 bzw. 5, Poststraße heute Friedrich-
             straße).
             Diese Holzfirma, gegenüber dem Kelkheimer Bahnhof gelegen,
             existierte dort noch mindestens in den 1960er Jahren, ihr
             Lagergebäude überstand aber mitsamt dem schmucken Landhaus
             die Zeitläufte nicht (das Wohnhaus steht zwar noch, ist
             aber umgebaut zu einem Haus im Einheitsstil, an das ehema-
             lige Landhaus erinnert nichts mehr; das Lagerhaus in seiner
             Urgestalt, wie es auf alten Ansichtskarten z.B. der 1920er
             Jahre zu sehen ist und noch in der direkten Nachkriegszeit
             bestand, hatte eine Fassade im orientalischen Stil, der wie
             das Segelschiff an ferne Länder erinnern sollte).
             PS. Wie könnte es edelholzbezogen anders sein: Vor dem
             Landhaus stand ein riesiger Nußbaum, siehe Kleipa 1999, das
             Foto S. 30 unten: hinter dem Güterchuppen des Bahnhofsge-
             bäude lugt die Krone hervor. Zum "Landhaus Hartmann" siehe
             Kleipa 1999, S. 19. Kleipa datiert das Foto auf "um 1915"
             und man sieht, es sind noch nicht gebaut: rechts Poststraße
             8 (Apfelweinkelterei Müller) und Poststraße 10 (Lagerhaus
             Hartmann), links Poststraße 1 (Café Scheib, eröffnet laut
             Kleipa 1932) und Poststraße 3 (in der Nachkriegszeit Sitz
             der Nassauischen Landesbank, zu Müller und den beiden
             letztgenannten Adressen Weiteres siehe andernorts).

        {*c} Zitiert nach den "Bestimmungen über die Zugehörigkeit" zur
             DAF (zur Quellenangabe siehe Haupttext). In der Verordnung
             selbst lautet nach der Überschrift "Wesen und Ziel" der
             einleitende Satz (§ 1) im typisch Hitlerschen Propaganda-
             barock allerdings so: Die DAF "ist die Organisation der
             schaffenden Deutschen der Stirn und der Faust".
             Die Mitgliedschaft galt zudem dennoch nicht für "alle"
             Schaffenden, ausgeschlossen waren z.B. Personen, die (Zitat
             auch aus den "Bestimmungen über die Zugehörigkeit") "die
             Voraussetzungen über die Erwerbung der Reichsbürgerrechte
             gemäß dem vorläufigen Reichsbürgergesetz vom 15. September
             1935 und seinen Ausführungsbestimmungen" nicht erfüllten.
             Bei "der Stirn und der Faust" beachte man die für einen Na-
             tionalSOZIALISTEN eigentlich merkwürdige Reihenfolge. Rede-
             stil: die Betonung liegt auf "Faust" (denkwürdiges Zeug).
             Das klingt nach Hitlers häufiger extrem scharfer Betonung
             des zweiten "S" in "SS" (z.B. in der Reichenberger Rede vom
             2.12.1938 und zwar in der berüchtigten psychopathischen
             Auslassung zur NS-Erziehung der Jugend).

        {*d} Die Zahl "300000" kann sich von der Größenordung her nur
             auf die NSDAP selbst beziehen und hier träfe sie, wie
             diverse Abhandlungen zeigen, auch in etwa zu.

        {*e} Schullze 1946, 1947 (erweitert) und 1948 (letzte, stark er-
             weiterte Ausgabe), Priese/Pokorny 1946/1947 (5 Großhefte,
             496 Seiten, zahlreiche Tabellen, Graphiken usw., Heft 4 und
             5: Pokorny alleiniger Autor), Scheerbarth 1947 (mit Tabel-
             len usw.).
             Zu Schullze: Jede Ausgabe enthält fünf eingeklebte zwei-
             oder mehrfarbige Einlagen, vier davon haben größeres bzw.
             sehr großes Format, wiedergegeben sind ein beispielhaft
             ausgefüllter Meldebogen und vier ausführliche Rang- bzw.
             Einstufungstabellen. Nur mit diesen Einlagen erreicht man
             vollständiges Textverständnis.
             Die dritte Auflage enthält außerdem eine 7-seitige Textbei-
             lage mit u.a. dem Zweiten Änderungsgesetz und dem Heimkeh-
             reramnestiegesetz (beachte: antiquarische oder Bibliotheks-
             exemplare sind oft unvollständig; Beschreibungen aller Kom-
             mentare andernorts).

   {*2} Aus den Spruchkammerakten geht hervor, daß die Stadt Kelkheim
        nach dem Krieg Nachweise der NSDAP-Mitglieder der Stadtteile
        Kelkheim, Münster und Hornau besaß - Nachweise somit, die die
        "entnazifizierenden" Verbrennungsaktionen überstanden haben.
        Gerüchte kursieren, sie seien immer noch vorhanden.

   {*3} Zur Abzeichnung des Vermerks mit "Jung": Dieser Vermerk ist auf
        Brühls Gestapo-Karteikarte der dritte Eintrag, der erste stammt
        von 1934 und ist ebenfalls namentlich abgezeichnet, und zwar mit
        "II.L.Jung." "II" ist laut Adolf Diamant, Gestapo in Frankfurt
        am Main, 1988, die Abteilung "Verwaltung", "I" (siehe unten)
        steht für die Abteilung "Personal". Für was "L" steht, ist der-
        zeit unklar. Daß es die Abkürzung des Vornamens ist, erscheint
        höchst unwahrscheinlich zu sein, weil Vornamen in der Befehls-
        sprache des Dritten Reichs und derjenigen der Gestapo im Beson-
        deren im Verwaltungsalltag nur eine unbedeutende Rolle spielten,
        auch dürfte eine solche Spezifizierung oder Identifikation si-
        cherlich nicht nötig gewesen sein, denn im Diamant ist nur ein
        einziger "Jung" verzeichnet.
        Eine Liste der Kommissariate der Abteilung II reicht bei Diamant
        bis "N" (= Nachrichten, Gestapospitzel), allerdings fehlen die
        Buchstaben zwischen "H" und "N". "L" könnte für "Landesverrat"
        oder "Links-Opposition" (= Hochverrat, Rundfunk[vergehen]) ste-
        hen, denn diese Kommissariate oder Abteilungen gab es, wie in
        Diamants Buch zu sehen (nebenbei: es gab auch eine Abteilung
        "Rechts-Opposition"!??).
        Wie gesagt, in diesem Buch findet sich, und zwar im Verzeichnis
        "Personal der Gestapo Frankfurt/M. [usw.]" (S. 307 ff.) auf S.
        323 des Kapitels "Beamte und Angestellte der Abteilung I[Perso-
        nal]/II (Verwaltung)" unter der Nummer 118, ein Jung, Vorname:
        Richard. Die Details zu ihm lauten: "Polizeiinspektor und SS-
        Obersturmführer. Kam 1937/38 von der Frankfurter Stadtverwaltung
        zur Gestapo [die Einträge Jungs auf Brühls Karte stammen aber
        von 1934 und 1935!], wo er bis 1939 bei der Abteilung I/II tätig
        war. Anschließend war er zum Kommando der Schutzpolizei Lublin
        bis 1940 abgeordnet. Ab dann war er wieder bei der Abteilung II
        in Frankfurt.
        — Aufenthalt um 1947 unbekannt. Auskunft negativ. ZStL. [=
        Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen, Ludwigsburg]".
        Mit der Angabe "Auskunft negativ" ist übrigens u.a. der Verdacht
        verbunden: Untergetaucht, ausgewandert, lebte unter falschem
        Namen.
        Zu Diamants Buch: Es ist auf diesem Gebiet unentbehrlich, doch
        muß man immer bangen, ob diese und jene Information nicht auf
        dem Niveau der Ausführungen zum Kelkheimer Kloster ist, diese
        nämlich wurden dokumentarisch unzulänglich angepackt und extrem
        nachlässig verfaßt.
        Auch sollte einem Mißverständnis vorgebeugt werden: In Unter-
        lagen zum Fall Brühl wird für das Polizeigefängnis die Adresse
        "Starkeplatz 5" angegeben und diese Adresse findet man auch hier
        und da im Internet vor; doch allem Anschein nach ist "Starke-
        platz 5" nur eine umgangssprachliche Variante. Die richtige Fas-
        sung lautet dagegen "Starke-Straße 5", so im Frankfurter Adreß-
        buch 1934, und in diesem Jahr wurde die Adresse auch abgeändert
        zu Klapperfeld-Straße 5.
        Wer sich einen Eindruck von dem nicht mehr genutzten Polizeige-
        fängnis verschaffen will, der kann es mit diesem Link tun:
        "Zelle" (aus: Was tun bei permanenter Abwesenheit des Daseins?
        von: Beve, in: www.beveswelt.de, Abteilung: Frankfurt,
        24.7.2011; weitere, überaus zahlreiche Fotos vom Polizeigefäng-
        nis siehe Google/Bilder; Quelle für die Umbenennung der Straße:
        Frankfurter Adreßbücher 1934 und 1935.
        Beachte: Während im Diamant selbstverständlich  "Klapperfeld-
        straße 5" erwähnt und behandelt wird, fehlt die Bezeichnung
        "Starke-Straße" (oder "Starke-Platz"). Aber selbst auf der Web-
        Seite "Klapperfeld.de" sucht man eine Nennung vergeblich (Seite
        ist derzeit in Überarbeitung, September 2021).
        Im Frankfurter Adreßbuch 1934 steht folgender Eintrag vor der
        Rubrik "Starke=Str.": "Dr. Starke, Geh. [Geheimer] Oberjustiz-
        rat u. [und] vortragender Rat im Justizministerium, Förderer des
        Baues des neuen Justiz=Palastes [in Frankfurt]." Und im Adreß-
        buch für 1935 wird bei "Klapperfeld=Str." darauf aufmerksam ge-
        macht: "bisher Starke=Straße".)
   {*4} Theodor Brühl: geb. 31.12.1879 in Bonn, evangelisch; Ffm-A 1931
        Kelkheim: Arbeiter, Taunusstraße 34 (*a}; Angabe "54" in ebenda
        1930 muß wohl als Druckfehler angesehen werden, siehe unten).
        Nr. 34 müßte das damals letzte Haus der rechten Seite der Tau-
        nusstraße (ab 1933: Adolf-Hitler-Straße, 1945 bis 1956 Altkönig-
        straße, ab 1956 Frankfurterstraße) gewesen sein (zu "müßte" sie-
        he unten); den Anschluß jedenfalls bildete bis zur damaligen
        Höchsterstraße (heute Einmündung der heutigen - kurzen - Höch-
        ster Straße in die Frankfurterstraße) ein mehr oder minder be-
        festigter Feldweg, durch Felder und meist uneingezäunte Gärten
        führend.
        Brühls Ehefrau, Katharina (geb. 15.4.1883 in Kelkheim, gest.
        10.9.1946 im Krankhaus in Frankfurt/Main-Höchst, katholisch,
        MTK-A 1939: Witwe, Liederbachstraße [6] {*b}) erhob laut eines
        undatierten polizeilichen Protokolls vom (Früh-?)Herbst 1945
        (Datierung u.a. nach dem Letternbild der Schreibmaschine) gegen
        Dr. Leonhard Dichmann, "Betriebsführer" (so die gängige NS-Be-
        zeichnung dieser Position) der Dichmann AG, massive Vorwürfe
        (Aussage und Protokoll sind problembehaftet, das heißt, entspre-
        chen u.a. nicht ganz juristischen Formalien, Darstellung der
        komplexen Sachlage in Vorbereitung). Die Aussage kam zustande
        im Rahmen des Wirkungskreises des (ideologisch nicht ungespal-
        tenen) ersten, wohl schon Mitte 1945 gegründeten, politischen
        Ausschusses Kelkheims (Mitte), dem der couragierte Heinrich
        Rebscher (KPD), Liederbachstraße 9, bis Anfang 1947 angehörte.
        In Erinnerung an Theodor Brühl wurde am 4.9.2021 vor dem Haus
        Liederbachstraße 6 ein Stolperstein gesetzt (3 1/2 Jahre nach
        Bekanntmachung des Falls auf dieser Seite), es ist der erste
        Stolperstein in Kelkheim; einen Bericht findet man u.a. in
        der Taunus-Zeitung vom 8.9.2021: Seite 1, Seite 2 (siehe auch
        die Linkliste, kritische Besprechung des Vorgangs in Vorberei-
        tung).

        {*a} Um Irritationen von vornherein zu mindern: 1. Mit "Kelk-
             heim" ist in dieser Zeit Kelkheim Mitte gemeint. 2. Diese
             Taunusstraße nicht verwechseln mit der heutigen Taunus-
             straße in Münster, die nämlich vor der im Jahr 1938 erfolg-
             ten Straßennamenumbenennungsaktion (Folge der NS-Eingemein-
             dung) Bahnstraße hieß.

        {*b} In der Gebäudesteuerrolle Kelkheim Bestandserfassung 1910,
             weitergeführt bis ca. 1958, ist unter Liederbachstraße 6
             eingetragen: "1933 Neubau" (zur Jahresangabe siehe die
             unten eingeschobene Anmerkung), als Ersteigentümer sind 
             angeführt: Theodor Brühl, Fabrikarbeiter, und Ehefrau
             Katharina, geb. Klarmann. Die Hausnummer "6" wurde erst
             später hinzugefügt (in roter Tinte, Ersteintrag: schwarze
             Tinte).
             Die Einträge in die Gebäudesteuerrolle, Änderungsnachwei-
             sungen genannt, haben im Allgemeinen einen dem Verwaltungs-
             ablauf geschuldeten Nachlauf von bis zu ungefähr zwei Jah-
             ren. Dies zeigt sich auch bei diesem Neubau, denn in der
             von Theodor Brühl am 27.5.1932 unterschriebenen, dem Ka-
             tasteramt Frankfurt-Höchst vorzulegenden Beschreibung sei-
             ner Bausache ist als Baubeginn 28.7.1931 und als Benutzbar-
             keitsdatierung (Fertigstellung) 1.5.1932 angegeben. Das
             Haus wurde "Aus [= mit] öffentlichen [...] Mitteln erbaut".
             Es zeichnete der von Brühl weltanschaulich vehement be-
             kämpfte Bürgermeister Jakob Rittgen als "Gemeindevorstand"
             das Formular der "Beschreibung der auf der nachbezeichneten
             Besitzung neuerbauten oder veränderten Gebäude" als richtig
             ausgefüllt ab.
             Das heutige anderthalbgeschossige Einfamilienhaus Lieder-
             bachstraße 6 könnte noch das Original sein. Es steht mit
             der Giebelseite zur Straße hin. Da es vollkommen überholt
             und modernisiert aussieht und augenscheinlich auch einen
             hinteren Anbau erfuhr, sieht es jünger aus als es wohl ist.
             Aber allein die Dachgaube, vom Haus aus gesehen: diejenige
             linkerseits, macht eindeutig einen älteren Eindruck, ganz
             besonders aber wirkt die auffällig niedrige und schmale
             Hauseingangstür nicht der neueren Zeit anzugehören. Beide
             Details wären in ihrer Art mit der Siedlungsheimbauweise
             der Zeit Anfang der 1930er Jahre durchaus in Verbindung zu
             bringen (Beobachtungen im Dezember 2018).
             Die Engigkeit der Tür ist in der Tat erstaunlich, vermut-
             lich könnte man durch sie noch nicht einmal ein Klavier
             ins Haus schaffen. Sie brächte einen schon zum Nachdenken,
             falls das Haus noch das Original ist: Sicherheitsmaßnahme?
             Schutz (der Hausfrau) vor SA oder SS? Ein tradierter Indi-
             kator für die damals neuen Zustände? (Hierzu eine Litera-
             turpflicht: Wilhelm Hoegner, Flucht vor Hitler, 1977, 1979:
             Fischer TB 3420, 1989: Ullstein TB 33123, 1937 geschrie-
             ben!, beide TB-Ausgaben offenbar gleicher Text).
             In Kleipas Buch von 1999 zeigt das Luftbild auf Seite 4 den
             Zustand der Gegend im Jahr 1928 (Kleipas Datierung). Der
             Teil der Liederbachstraße Beginn Hornauerstraße existiert
             noch nicht, zu sehen ist da ein Feld, es wird hier noch
             Landwirtschaft betrieben.
             Die Zählung der Liederbachstraße in ihrer Anfangszeit (ge-
             meint ist damit der Teil von der Feldbergstraße zum Bach
             hin) begann übrigens einst von der Feldbergstraße an mit 1
             (links) bzw. 2 (rechts) und zwar jeweils nach den ersten
             noch zur Feldbergstraße zählenden Eckanwesen (deren Anord-
             nung, wie man auf dem Foto sehen kann, ungewöhnlich ist,
             mehr dazu bei Gelegenheit).
             Ursprünglich hatte der "Bachteil" der Liederbachstraße
             überhaupt keine Zählung, es war ein Weg, die ersten Häuser
             wurden vielmehr, wie "vereinzelt herumstehend", der Feld-
             bergstraße zugerechnet, deren nördlicher Teil in den nach
             Hornau hin ausgedehnten Wiesen auslief bzw. in einen Feld-
             weg überging, wobei die wenigen Anwesen vor den Wiesen,
             Großer Mühlgrund genannt, zunächst ebenfalls keine Num-
             mern hatten (das zeigen die Eintragungen in der Gebäude-
             steuerrolle, zu ihr siehe oben).
             Die "Verlängerung" der Liederbachstraße zur Hornauerstraße
             hin kam in den 1930er Jahren, zunächst ebenfalls ohne ei-
             gene Hausnummern. Auf Brühls Gestapo-Karteikarte steht als
             Straßenbezeichnung "Liederbacherstr." [sic], ohne Nummern-
             angabe. Die gesamte Umnumerierung scheint aber noch im
             Dritten Reich erfolgt zu sein. Beachte: Der Fehler "Lie-
             derbacherstraße" kommt oft vor, z.B. in Adreßbüchern.
             Wenn die Erinnerung dieses Verf. nicht täuscht, war direkt
             nach 1945 der Teil Hornauerstraße bis Feldbergstraße zwar
             befestigt, aber noch nicht asphaltiert, während der östli-
             che Teil zum Bach hin lange Zeit "nur" eine Pflasterung
             ("Stückung") mit sogenannten Katzenköpfen ("Katzeköpp")
             hatte (wie im September 2019 eine Begehung der für Kelk-
             heim sozialgeschichtlich nicht unbedeutenden Gegend neben-
             bei zeigte, trifft die Erinnerung zumindest bezüglich des
             östlichen Teils zu: bei Löchern in der jetzigen Asphalt-
             decke tritt das Katzenkopfpflaster von einst zu Tage).

             Taunusstraße 34 - Adolf-Hitler-Straße 34
 
             Das in den Adreßbüchern 1930 und 1931 genannte Haus Taunus-
             straße "54" bzw. 34 einerseits (siehe oben) und ein im
             MTK-A 1939 unter Adolf-Hitler-Straße 34 auffindbares - und
             in der Gebäudesteuerrolle unter Adolf-Hitler-Straße/Alt-
             königstraße/Frankfurterstraße 34 registriertes - Anwesen
             andrerseits, müssen zwei verschiedene Häuser gewesen sein,
             eines vor und eines ab 1936/1937, im Klartext würde das be-
             deuten: Auf dem Grundstück Taunusstraße bzw. Adolf-Hitler-
             Straße Nr. 34 kam es zu einem Abbruch zwischen etwa 1932
             und 1936 und einem Neubau 1936/1937.
             Anmerkung zu den beiden Fällen:
             Zunächst zum einfachen, dem jüngeren Fall: "Adolf-Hitler-
             Straße 34". Dieses Anwesen bestand (später unter der Adres-
             se Altkönigstraße bzw. Frankfurterstraße 34) bis mindestens
             in die 1970er Jahre hinein. Dieser Verf. erinnert sich sehr
             gut an das Gebäude, denn einer der Freunde im Guder-Kreis
             der 1950er bzw. 1960er Jahre wohnte dort (Baumeister). In
             der Gebäudesteuerrolle ist klar und deutlich unter der
             Adresse Adolf-Hitler-Straße 34 für das Wohnhaus "1937 Neu-
             bau" eingetragen und "1939 Neubau" für eine "Lagerhalle"
             (spätere Straßennamenänderungen erhielt der Eintrag mit:
             Altkönigstraße, Frankfurterstraße, die Nummer blieb unver-
             ändert). Auch hier ist, wie oben im Fall Liederbachstraße 6
             gesehen, mit Hilfe der Katasterunterlagen eine Verfeinerung
             der Baudatierungen möglich: Eingetragen ist für den Baube-
             ginn das Datum 21.2.1935 und für den Benutzbarkeitstermin
             1.10.1936 (Datierung der Fertigstellung des Rohbaubaus:
             5.3.1936); unterschrieben wurde das Formular der Baube-
             schreibung vom Bauherrn Wilhelm Schreiber am 9.2.1937, die
             Abzeichnung für die Rechtmäßigkeit des Vorgangs leistete
             am 9.2.1937 der gerade erst (am 1.1.1937) für weitere zwölf
             Jahre eingesetzte Bürgermeister Jakob Rittgen. Wie vor dem
             Krieg so auch direkt danach schloß sich, wie oben angedeu-
             tet, an dieses Haus weiterhin eine freie, unbebaute Fläche
             an (Landwirtschaft, offene Gärten).
             In Kleipas Buch von 1999, Kelkheim wie es damals war, S.
             35, läßt sich auf dem da wiedergegebenen Foto von 1959
             (Kleipas Datierung) das Haus leicht ermitteln. Der Blick
             geht in Richtung Norden, links die ersten beiden Anwesen
             sind Neubauten. Danach folgt Nr. 34, auch lugt das kleine
             "Lagerhaus" (auf einer Ansichtskarte von etwa 1960 als
             Zusatzgebäude, Waschküche, Geräteschuppen, deutlich zu
             sehen) hinter dem längs gebauten, werkstattähnlichen Ge-
             schäftshaus hervor (Weiteres, auch zum Baustil der Fassade
             der Nr. 34 und zur Umgebung, bei Gelegenheit).
             Nun zum zweiten, dem älteren Fall: "Taunusstraße 34". Ein
             vor 1937 bestehendes Anwesen ist merk- und denkwürdiger-
             weise in der Gebäudesteuerrolle nicht direkt, das heißt:
             nicht unter dieser Straßenbezeichnung verzeichnet, und
             auch sonst ergeben sich anhand "Taunusstraße" oder anderer
             Straßennamen keine, wie auch immer gearteten, DIREKTEN
             Anhaltspunkte. Einen Verlust oder sonstige für diesen Fall
             offensichtliche Unregelmäßigkeiten von irgendeiner Relevanz
             scheint die "Steuerrolle" nicht aufzuweisen (sie ist im
             Übrigen ein, sozialpolitisch beeindruckendes, dickes Buch
             stattlichen Ausmaßes, etwas höher als DIN A4).
             Es sollten aber und gerade mit Hilfe der "Rolle" (samt et-
             was Ortskenntnis) vielleicht doch erste Klimmzüge möglich
             sein, zu versuchen, die Mauer des historischen Geheimnisses
             zumindest insoweit durch die Beantwortung der Frage zu
             überwinden, ob denn Theodor Brühl mit seiner Familie um
             1930 überhaupt in der Taunusstraße 34 gewohnt haben kann,
             das heißt, inwieweit also dem Eintrag im Adreßbuch von 1931
             eine Berechtigung beizumessen ist oder nicht.

             Weiteres zum Thema "Ffm-A 1931 Kelkheim, Taunusstraße 34
             vor 1935/1936" ist in Arbeit.

             Es gestaltet sich allerdings derzeit schwierig, mit Hilfe
             von amtlichen Unterlagen (Flurblätter, Katasternachweise,
             Mutterrollen usf.) Klarheit in die Sache zu bekommen.
             Immerhin enthält aber eine aus Österreich mit der angebli-
             chen Datierung 1960 erworbene (ungelaufene) Ansichtskarte
             ein spätestens im Sommer 1935 geschossenes Foto, daß die
             Gegend Adolf-Hitler-Straße (ehemals Taunusstraße) 34 Ein-
             mündung Staufenstraße (Mitte 1938 umbenannt in Töpfer-
             straße) zeigt. Zu sehen ist auf der Höhe der Nr. 34 ein
             zurückgesetzt gebautes kleines Häuschen, dem nun das ganze
             Forscheraugenmerk gilt.
             Anmerkung Ende Juli 2019: Es gelang vermutlich, auf einer
             Flurkarte von 1876, die bis in die 1950er Jahre hinein die
             eine oder andere Ergänzung erfuhr, das gesuchte Gebäude
             ausfindigzumachen. Die Folge ist, daß nun weiteres Durch-
             suchen von Katasterunterlagen ansteht. Da derartige Recher-
             chen sich als sehr zeitaufwenig gestalten, dürften endgül-
             tige Ergebnisse erhebliche Zeit in Anspruch nehmen.
             Auf die Idee tiefer in Katasterurgründe einzusteigen,
             brachte der in der oben genannten Gebäudesteuerrolle ein-
             tragene Hinweis zum einstigen Anwesen des Bauern Seebold,
             Taunusstraße 30: "Art. 449 gehört der Gemeinde". Angegeben
             ist dabei auch, auf welchen Bodengrund sich diese Besitzan-
             zeige bezieht und zwar ist es in der Flur 14 die Parzelle
             776/360. Der entsprechende Band der zuständigen alten so-
             genannten Mutterrolle zeigt, daß es sich dabei um einen
             Teil eines Wegs handelt, der noch im 19. Jahrhundert exi-
             stierte. Der Name des Wegs war "Todtenhohl". Damit war
             klar, alte Flurkarten zu überprüfen, und wo auch schließ-
             lich die Einzeichnungen gefunden wurden, die auf die Exi-
             stenz eines kleinen Anwesens schließen lassen. Von der
             Todtenhohl ist durch den Kleinbahnbau (1902) und der heu-
             tigen vollkommen unter Stein verschwundenen Gegend nichts
             mehr übrig. Allerdings deutet der untere Teil der Park-
             straße die Anfangssenke der Todtenhohl noch an. Auch hat
             dieser Verf. noch Nachkriegserinnerungen daran, daß nicht
             nur westlich des Bahndamms ein Weg vom Kelkheimer Bahnhof
             zur Münsterer Straße existierte, er muß zur "Hohl" einen
             Bezug gehabt haben, wie auch, wenn die Erinnerung nicht
             täuscht, östlich des Bahndamms Richtung Bahnübergang
             Wilhelmstraße bzw. Richtung Bahnhof Kelkheim ein schmaler
             Trampelpfad verlief, der offenbar am gesuchten Kleinanwesen
             Taunustraße 34 vorbeiführte und ebenfalls mit der Todten-
             hohl zusammenhing, wie ja der Hinweis auf den Artikel 449
             (siehe oben) unmißverstaändlich deutlich macht.
             (Mit der "Todtenhohl" scheint eine uralte Bezeichnung auf-
             gespürt worden zu sein, die möglicherweise altgermanische
             Wurzeln hat, jedenfalls dürfte sie mit der Gemarkungsbenen-
             nung "Thorwies(e)" zusammenhängen, mehr dazu in Vorberei-
             tung bzw. siehe erste Gedanken andernorts unter Wilhelm-
             straße).

                           =====================
                           Fortsetzung in Arbeit
                           =====================

   {*5} Das Todesjahr ist in den vier aufwendig illustrierten Heften der
        Firmengeschichte von 1972 (100jährigens Firmenjubiläum) einmal
        richtig und mit 1960 zweimal falsch angegeben. Der oben eben-
        falls genannte Josef Dichmann (so hieß auch sein Vater) übernahm
        nach der Verrentung des Leonhard Dichmann 1955 als Vorstand die
        Firmenleitung.
        Josef und Walter Dichmann waren nach 1945 politisch tätig (FDP).
        Die FDP war besonders deutlich eine politische Anlauforganisa-
        tion für ehemalige Nationalsozialisten. Dies hängt auch mit der
        Parteigeschichte vor 1933 zusammen: aus der Deutschen Demo-
        kratischen Partei - besonders in der frühen Weimarer Republik
        eine diese Staatsform tragende Organisation - wurde 1930 die
        sehr nationalistische Deutsche Staatspartei. Auch der spätere
        Bundespräsident Theodor Heuss (FDP) gehörte dieser Partei seit
        langem an (Leonhard Dichmann übrigens auch, war sogar Kreisdepu-
        tierter = einer der Vertreter des Landrats). Heuss zeigte als
        Autor im Dritten Reich eine wahrnehmbare Affinität zum National-
        sozialismus. Es wird ihm eine Freude bereitet haben, seinem Par-
        teikollegen von damals, Dr. Leonhard Dichmann, das Bundesver-
        dienstkreuz (am Bande) zu verleihen. Gegen diese Verleihung hat-
        te sich im hessischen Ministerium der Sachbearbeiter (Vertreter
        des Regierungspräsidenten) umständlich ("drumherumredend") zwar,
        aber unmißverständlich ausgesprochen. Drumherumredend: Direkte
        Darlegungen von braunen Vergangenheiten hätten im Landeshaus da-
        mals - 13 Jahre nach dem Dritten Reich - aus heute bekannten
        Gründen sowieso von vornherein das Ziel verfehlt, es sei denn,
        es wären konkrete Hinweise auf bestimmte massive Tatsachen oder
        Verfehlungen vorgelegt worden. Es kam dann im Fall Dichmann wo-
        möglich zu einer Ministerentscheidung.

   {*6} Internet-Artikel zum Thema Freiwllige Feuerwehr im Dritten
        Reich:
        https://de.wikipedia.org/wiki/Feuerschutzpolizei (mit Rang-
        tabellen)
        Ralf Schulte: Feuerlöschpolizei - Feuerschutzpolizei, Zur
        Geschichte der deutschen Feuerwehren zwischen 1933 und 1945,
        Hessisch Oldendorf, 2001 (http://www.feuerloeschpolizei.de)
        (beide Adressen am 1.4.2018 vorhanden)

Kurzbesprechung des Buches in Vorbereitung {*1}

   Dieser Verf. ringt nach Worten. Er ist fassungslos. Er holte 1947
oder 1948 zusammen mit anderen Meßdienern für das Kloster per Hand-
leiterwagen ein Faß mit gesalzener Butter vom Fischbacher Pfarrhaus
ab. Das Bild vom Fischbach dieser Zeit ist klar vor Augen. Wie kann
man in einer solchen geschichtlichen Darstellung das damalige Fisch-
bach mit dem damaligen Kelkheim (Mitte) gemeinsam, gleichsam auf einer
Vorstellungsebene befindlich, im Blick haben. Grotesk, bizarr, absurd.
Dieser Verf. wird heute (13.3.2018) im Hessischen Hauptstaatsarchiv
Wiesbaden mit Kollegen darüber sprechen. Er wird auch eine psychologi-
sche Meinung einholen. Was für eine Realitätsblindheit muß sich im Rat-
haus der Stadt Kelkheim im Laufe der Zeit aufgebaut haben. Darüber wird
zu sprechen sein.

   {*1} Es wird höchstwahrscheinlich keine Kurzbesprechung geben, die
        Neigung besteht, stattdessen gelegentlich auf Stellen oder Sach-
        verhalte einzugehen.

    Eine denkwürdige Stutzstelle ist die folgende im Aufsatz des Autors
Kraatz. Zitat aus dem Kapitel "Versteckte Juden" (S. 143):

      "Einige Recherchen konnten nicht zu Ende geführt werden, zum Teil
   mangels verlässlicher Quellen oder noch lebender Zeugen, zum Teil
   wegen der terminlichen Notwendigkeit, diese Schrift abzuschließen.
      So wurde mehrfach von einer jüdischen Frau berichtet, die in der
   damaligen Wiesenstraße [heute: Am Waldeck] in Münster versteckt
   worden sein soll. Es soll sich um die Ehefrau von Professor Peter
   Cahn aus Frankfurt gehandelt haben, dessen ursprüngliche Adresse
   vorliegt (Q 13-1). Die Umstände und der Fortgang dieses Schicksals
   sind ungeklärt."

   Trotz des Innehaltens, trotz der Sammlung, die beim Lesen der kurzen
Nachricht aufkommt, kommt man nicht umhin, anzusprechen, daß die "Auf-
bereitung" eine seltsame Verdrehung von Informationen beinhaltet. Dies
aber merkt nur der, der zumindest von einem Teil der Informationen die
richtige Version kennt. Im Übrigen wird hier ein auf eine Person konkret
bezogener Sachverhalt angesprochen, dessen mögliche Existenz derart in
einer Vagheit verpackt ist, daß die "Existenz" genauso gut und von vorn-
herein eine Nichtexistenz sein kann. Hohe Schule der Gerüchteküche. Darf
man so etwas in einem quasi immerwährenden Druckerzeugnis (so unerläu-
tert) überhaupt veröffentlichen? Natürlich, können kann man Vieles, aber
hat das Sinn? Wie gleich zu sehen, es hat keinen.
   Zwei Jahre bevor das Buch über den Nationalsozialismus in Kelkheim
erschien, kam es am 8. Februar 2016 im Zug zu einem Gespräch mit einer
Person X, die dieser Verf. aus seiner Kelkheimer Jugendzeit (Nachkriegs-
zeit, 1950er Jahre) her kennt. Als die Unterhaltung auf das im Entstehen
befindliche Kelkheim-Internetprojekt kam, erzählte die Person X Folgen-
des (Abfassung nach dem auf einem Bankauszug vom 8.2.2016 skizzierten
Stichwortprotokoll):  

   Er (Person X) hatte in Frankfurt am Main eine Veranstaltung besucht,
   auf der Peter Cahn über das Dritte Reich sprach, insbesondere über
   die Judendiskriminierung und -verfolgung. Cahn hätte erzählt, daß
   eine Jüdin in Kelkheim versteckt worden war. Diese Information regte
   Person X an, Cahn zu fragen, wo denn das Versteck gewesen sei.
   Cahn hätte mit Wiesenstraße 15 geantwortet.

   [...]

   Die Familie Huppertz, der Fischhändler in der Bahnstraße [Nr. 13 oder
   15, nach der Erinnerung dieses Verf. dort in der Nachkriegszeit bis
   etwa 1949] {*1}, hätte 2 Jüdinnen versteckt gehalten. Das könnte
   allerdings mit der "Cahn-Jüdin" zusammenhängen. Person X sei sich da
   unsicher.

   {*1} Günther Huppertz, Geschäft ab spätestens 1950 Frankfurter Straße
        54, Wohnung: Münster, Taunusstraße 4 (MTK-A 1950, 1952, Angabe
        zum Beruf: Kaufmann; MTK-A 1939: Bote, Münster, Nonnbornstraße
        15, siehe auch unten).

   Es soll hier der Blick nur auf die Cahn-Angelegenheit gerichtet sein.
Vergleicht man die beiden Berichte, die Kraatz-Nebelmutmaßung und das
Person X-Protokoll, mit den im Internet verfügbaren Berichterstattungen
zu Peter Cahns gelegentlichen Ausführungen (siehe unten die Links), wird
sofort klar, daß die auf Cahns mutmaßliche Ehefrau bezogene Aussage
nicht nur jeder Grundlage entbehrt, sie ist schlicht falsch. Genau das
hätte Kraatz selbst sehr leicht in fünf Minuten feststellen können.
Denn die eine der beiden Internet-Quellen stammt von 2005, die andere
von 2012 und beide sind immer noch existent (aufgerufen am 12.11.2018;
es gab sogar vor Jahren fünf oder sechs relevante Links dazu, das aber
ist jetzt nicht überprüft worden).
   Die Links sprechen eigentlich für sich. Aber um die "mehrfachen" Ge-
rüchte um die "Ehefrau" schon hier wie ein Kartenhaus zusammenfallen zu
lassen, soll kurz das Wesentliche in ein paar Stichpunkten richtigge-
stellt werden. So bleibt dann von der "mehrfach" erzählten Mär über die
angeblich versteckte Ehefrau des Professors Peter Cahn nicht einmal ein
vom Wind angehauchter zarter Schleier übrig.
   Peter Cahn wurde 1927 geboren, war also 1945 18 Jahre alt. Er stammte
aus einer sogenannten Mischehe. Sein Vater, Max Ludwig Cahn, war Jude,
Rechtsanwalt und Notar in Frankfurt. Peter Cahn wurde im Dritten Reich
nicht zum Abitur zugelassen. Er holte die Abschlußprüfung nach dem
Krieg nach. Er wurde Musiker, Komponist, Musiklehrer, Dirigent, Musik-
wissenschaftler. Professor war er in Frankfurt an der Goethe-Universität
und an der Musikhochschule, er lehrte u.a. musiktheoretische Fächer wie
Harmonielehre, Generalbaßspiel, Tonsatz (Weiteres zu Peter Cahn siehe
Wikipedia).
   Max L. Cahn war durch die Mischehe etwas geschützt. So konnte/durfte
er noch im Krieg komplexe oder heikle Rechtsangelegenheiten abwickeln,
die der NS-Staat z.B. mit ausländischen oder geflohenen Juden klären
mußte, aus welchen Gründen auch immer, denn der im Krieg befindliche
Aggressorstaat brauchte Geld, Devisen. Gegen Februar 1945 erfuhr Max
Cahn, daß ihm die Deportation drohte. Er floh nach Kelkheim zu Leuten,
die er kannte, für die er beruflich tätig gewesen war. Dort blieb er
versteckt, bis Ende März die Amerikaner kamen. (Peter Cahn hat im Bei-
sein dieses Verf. in Veranstaltungen, wie Seminaren usw., nie über seine
Vergangenheit und die seiner Eltern gesprochen. Die früheste Kenntnis
davon erhielt dieser Verf. mittels des Internets und das erst sehr
spät.)
   Wiesenstraße 15? Nach dem MTK-A 1939 bestand damals die Numerierung
nur von 1 bis 10 (Nr. 7 scheint noch ein Gartengrundstück gewesen zu
sein), alle 10 Nummern rechtsseitig bis zur späteren (= spätestens in
der direkten Nachkriegszeit vorhandenen) S-Kurve, links war die Wie-
senstraße unbebaut, denn dort lag in einer Senke die Wiese, vom noch
Ende der Weimarer Republik künstlich aufgeschütteten Damm der Münsterer-
straße durchschnitten (wie genau das heute aussieht, weiß dieser Verf.
nicht, er wohnte im Übrigen von 1946 bis 1949 in dieser damals noch
nicht ganz zersiedelten Herrnwaldgegend: Münstererstraße 5). Ob 1939
und im Krieg noch eine Bebauung nach Nummer 10 stattfand, ist derzeit
noch nicht klar. Identifiziert ist aber das Haus, in dem Max Cahn sich
versteckt hielt (da diese Angelegenheit mit einem umfangreichen, sehr
komplexen Sachverhalt zusammenhängt, wird Weiteres erst zu einem spä-
teren Zeitpunkt dargestellt werden können) {*1}.

   {*1} Zu Max Cahn siehe u.a. die Kurzbiographie (mit Quellenangaben)
        in der Abteilung "Jüdische Anwälte und Konsulenten im Zivilpro-
        zess" des Werks "Willige Vollstrecker oder standhafte Richter?
        Die Rechtsprechung des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main in
        Zivilsachen von 1933 bis 1945" (Weiteres siehe oben unter
        "Maier").

   Ungeklärt bleibt vorläufig der Fall der versteckten Jüdin. Nach Per-
son X habe Cahn ihren Versteck mit Wiesenstraße 15 angegeben. Huppertz
wohnte damals in der Nonnbornstraße 15. Von der Nonnbornstraße bis zur
Wiesenstraße ist nicht weit, es war (!) praktisch ein und dieselbe Ge-
gend. Denn damals bestand dieses noch nicht kaputtverbaute Gebiet zu
einem überwiegenden Teil aus Wiesen (mit zwei schmalen ganzjährig (!)
dahingluckernden Bächen), Feldern, Obstanlagen und felderähnlichen,
offenen Gärten. Die vergleichsweise noch geringe Wohnhausbebauung (mit
Vorgärten und viel "Luft") beklemmte noch niemanden und dann war da
natürlich immer noch der nahe angrenzende Wald (wenn auch sehr zurück-
gedrängt, aber intakt). Kann man sich als Frankfurter mit diesem alten
"Wiesenbild" im Sinn nicht leicht bei der Straßenbezeichnung vertun,
zumal die Wiesenstraße im Gedächtnis persönlich ohnehin eine gravierende
Bedeutung hatte? Ergänzung 30.7.2019: Nach Katasterunterlagen (Gebäude-
steuerrolle = Gebäudebuch, Gebäudebeschreibungen) zu Münster wurde das
Grundstück Wiesenstraße 15 erst 1956 bebaut (Einfamilienhaus, begonnen
oder gebaut von dem einst bekannten Münsterer Arzt und Zahnarzt Dr.
med., Dr. med. dent. Erich Stritzky, Lorsbacher Straße 3 später (auch?)
Münsterer Straße 8, als Erstbesitzer ist jedoch ein Regierungsoberin-
spektor Walter Fellmann eingetragen). Somit bildet dieser Sachverhalt
der späten Bebauung auch für die Aussage der Person X eine Untermaue-
rung, er habe bei einer Begehung der Örtlichkeit keine passenden Ein-
drücke gewinnen können.

Zwei Links zu Max und Peter Cahn:

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.3.2005 (Link überprüft 27.8.2023):
Ausstellung
Von der Großmarkthalle in den Tod
Von Hans Riebsamen

Giessener Zeitung, 1.6.2012
Im Versteck die Nazis überlebt – Francke-Schüler trafen
Überlebenden der NS-Zeit, Peter Cahn spricht zu Schülern
Von August-Hermann-Francke-Schule, Gießen
Link: www.giessener-zeitung.de/giessen/beitrag/67320/
im-versteck-die-nazis-ueberlebt-francke-schueler-trafen-
ueberlebenden-der-ns-zeit/
(Der Link war am 12.11.2018 noch abrufbar, da er nicht mehr
zugänglich ist, Überprüfung im Oktober 2021, folgt unten die
Wiedergabe des Texts).

   "Gießen. Eine Begegnung der besonderen Art hatten die
   Schülerinnen und Schüler des Geschichts-Leistungskurses
   der Gießener August-Hermann-Francke Schule. Sie besuchten
   im Butzbacher Museum die Ausstellung 'Legalisierter Raub
   – der Fiskus und die Ausplünderung der Juden in Hessen
   1933 bis 1945', an welcher auch zwei ihrer Mitschüler sich
   beteiligt hatten mit Recherchen und Gestaltung zweier Vitri-
   nen über das Schicksal der jüdischen Bankiersfamilie Herz
   aus Gießen. Zusätzlich hatten die Oberstufenschüler die
   Gelegenheit zu einem Gespräch mit einem Zeitzeugen: Peter
   Cahn, geb. 1927, erzählte aus seiner Kindheit und Jugend im
   Dritten Reich als so genannter 'Mischling ersten Grades' (so
   wurden Kinder aus Ehen bezeichnet, in denen ein Partner jü-
   dischen Glaubens war). Sein Vater, Rechtsanwalt Max Cahn,
   wurde 1938 für einige Wochen in das KZ Buchenwald deportiert,
   konnte aber nach Frankfurt zurückkehren.
   Er verlor wie alle Juden seine Zulassung als Rechtsanwalt,
   war aber noch bis Anfang 1945 als so genannter 'jüdischer
   Konsulent' tätig. Als er dann noch kurz vor Kriegsende de-
   portiert werden sollte, konnte er bei Freunden in Kelkheim
   (Taunus) untertauchen und überlebte so die Nazi-Herrschaft.
   Peters Mutter Tilly hielt, wie die Jugendlichen interessiert
   erfuhren, in diesen schweren Zeiten ihrem Mann die Treue.
   Peter, der jüngste Sohn, durfte als 'Halbjude' die Schule
   nach der 10. Klasse nicht weiter besuchen und musste gegen
   Ende des Krieges in ein Arbeitslager. Nach 1945 konnte er
   seine abgebrochene Schullaufbahn weiterführen und wurde
   schließlich Musikprofessor in Frankfurt.
   Die Leistungskursler hatten die Möglichkeit, dem Zeitzeugen
   Fragen zu stellen und erhielten von Peter Cahn eine anschau-
   liche Schilderung seiner Erlebnisse. Er hatte auch noch einige
   Dokumente mitgebracht und las sowohl Tagebucheinträge seiner
   Mutter vor als auch einen Brief seines Vaters aus dem KZ
   Buchenwald – ein Erlebnis, das den jungen Zuhörern sehr ein-
   drücklich war und noch lange im Gedächtnis bleiben wird."

   Weiteres zu Max L. Cahn und zum Begriff "Konsulent" (Links
   geprüft 27.8.2023):

   Stadt Frankfurt am Main
   Institut für Stadtgeschichte
   Frankfurt am Main 1933-1945

   Max L. Cahn

   Die "jüdischen Konsulenten"


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                        Weiteres bei Gelegenheit
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[thema_kelkheim_buch_2018]

Online: 12.3.2018, Version: 3.15, 30.8.2023

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Bearbeitungen und Kommentare (c) Diethelm Paulussen (siehe Titelseite)