Übersicht / Inhalt  Vollbild (URL)  Zurück




Vororientierungen [Stand 1985]                                 Seite 122
========================================================================



Deutschlandfunk (DLF)


1) Aufnahmeräume (heutige Situation kurzgefaßt)

   Für Eigenproduktionen steht ein Sendesaal zur Verfügung, für Kleinst-
besetzungen gibt es daneben noch ein entsprechend ausgelegtes Hörspiel-
studio. Außerdem entstehen Aufnahmen im ganzen Bundesgebiet und in
Westberlin.


2) Rahmendaten zur Entwicklung

   Die ersten Versuche eines vom NWDR Hamburg ausgestrahlten Langwel-
lendienstes der ARD wurden am 18. Januar 1953 gesendet. Am 5. Mai wurde
daraus ein regelmäßiges (tägliches) Programm, das zusammengesetzt war
aus Übernahmen von anderen Anstalten. Wie schon im Kapitel Deutsche
Welle erwähnt, hat dieser Dienst, für dessen Gestaltung keine
gesonderte, körperschaftliche Einrichtung gegründet worden war, einen
Vorläufer, und zwar die Deutsche Welle G.m.b.H. (auch bekannt unter der
Bezeichnung Deutschlandsender Königs Wusterhausen, von April 1934 an
wurde die bloße Bezeichnung "Deutschlandsender" verbindlich).
   Am 1. Januar 1962 eröffnete der DLF als Anstalt des öffentlichen
Rechts seine Sendetätigkeit (zum Gesetz vgl. DW), d. h. er übernahm den
vom NWDR ausgestrahlten Langwellendienst und führte ihn von nun an unter
eigener Regie fort (zur ganzen Entwicklung vgl. Bausch 1, 1980). Prakti-
ziert wurde der Aufbau dieses neuen Rundfunks (für ganz Deutschland und
das europäische Ausland, so sein gesetzlicher Auftrag) in einer zum
Funkhaus hergerichteten Villa in Köln-Marienburg, Lindenallee 7. Ihr
gesellten sich im Laufe der Zeit noch etliche andere Villen und Häuser
hinzu. Das Ende dieses Provisoriums kam durch das von DLF und DW gemein-
sam in Köln-Marienburg errichtete Doppelfunkhaus, Raderberggürtel 40.
Seit dem 18. Februar 1979 wird von hier der Sendebetrieb abgewickelt;
die feierliche Eröffnung des DLF-Traktes fand allerdings erst ein Jahr
später, am 24. April 1980, statt.
   Der Sendesaal war 1980 nur provisorisch benutzbar, es fehlten noch
die Regieanlagen. 1981 wurde er dann voll betriebstüchtig. Der gleiche
Sachverhalt gilt auch für die Hörspielstudios, deren größtes für Kammer-
musikaufnahmen geeignet ist.

RR Sendesaal: rd. 5500 cbm (Grundfläche: gestrecktes Sechseck), großes
   Sinfonieorchester mit Chor, 1,8 sec/Q 1980, ca. 450 Sitzplätze
   (Bedarfsbestuhlung, keine Empore). Innenraumfoto (Ausschnitt): Hinz,
   1980.


3) Wir stellen vor, "Pantographie" und anderes

   Den Großteil seiner Klassikbeiträge bestreitet der DLF mit Fremdmate-
rial (Schallplatten, Rundfunkübernahmen etc.). Damit ist schon angedeu-
tet: Die Eigenproduktion ist nicht besonders umfangreich. Ins Verhältnis
gesetzt zur Produktion anderer Anstalten wirkt sie sogar fast
bescheiden. Gründe für diesen zahlenmäßig nicht so wuchernden Umfang
sind z. B., daß der DLF nur ein einziges Programm ausstrahlt und
außerdem keine eigenen Ensembles unterhält. Dennoch: Die scheinbar
bescheidene Aufnahmetätigkeit zeigt einige bemerkenswerte Züge. So ist
zum einen der Anteil der Kammermusik erfreulich hoch und zum anderen
sucht man betont den Kontakt zu jungen Künstlern aus der Sphäre

========================================================================
Vororientierungen                                              Seite 123
========================================================================


westdeutscher Musikhochschulen und Konservatorien (Studierende, Lehrer
usw.). Das Ergebnis sind Sendungen wie "Wir stellen vor". Die jeweiligen
Aufnahmen hierfür entstehen oft "vor Ort", d. h. in Studios der
nächstgelegenen Rundfunkanstalt oder in den Aulen der Schulen selbst
(vgl. Trois pièces pour clarinette seule/Landgrebe, Kirschvink, Diry und
Alvarellos). "Wir stellen vor" begann unter diesem Titel im April 1981.
Ursprünglich hieß das Feature "Junge Künstler musizieren (Studierende
der deutschen Musikhochschulen)", es wurde im März 1971 zum ersten Mal
ausgestrahlt.
   Nun gilt abzuwarten, ob und wie die seit kurzem zur Verfügung
stehenden eigenen modernen Studiomöglichkeiten im neuen Funkhaus diese
überregionale Zielsetzung und Repertoirebildung beeinflussen. Es scheint
Tendenzen zu geben, aber zu einem Urteil ist es noch zu früh.
   In das eben geschilderte Bild paßt auch die vom DLF tatkräftig
ausgeübte Unterstützung der Jungen Deutschen Philharmonie. Dieses Lehr-
orchester wurde 1974 gegründet, es hat seinen Sitz in Frankfurt/Main
(bis vor ein paar Jahren war der Sitz in Witten).
   Ein selbständiges Sinfonieorchester hat großes Glück, wenn am Ort
eine "orchesterlose" Rundfunkanstalt existiert. Auf diese Weise kommt
es zu Sendezeiten, von denen andere Orchester nur träumen können. In
diesem Fall hat das Gürzenich-Orchester der Stadt Köln das Glück auf
seiner Seite (eine vergleichbare Situation besteht in Nürnberg).
   [Anmerkung 1: Im Mai 1986 habe ich den Deutschlandfunk, wie die
Sendeanstalt damals noch hieß, mit dem Ergebnis besucht, daß ich etwa 60
oder 70 Nachweise von Eigenaufnahmen bzw. Koproduktionen mitbrachte, die
hier im Verzeichnis fehlen. Ich fand auch zahlreiche Übernahmen vor.
   Anmerkung 2: "Wir stellen vor" wurde leider im April 1986 einge-
stellt!]


Monat/Jahr             Aspekt                        Aufnahme
==========             ======                        ========

10/1968         Älteste* erhalten gebliebene   Duo concertant/Ma Si-hon
                Strawinsky-Eigenproduktion

 3/1979      a) Gürzenich-Orchester der        Jeu de cartes/Benzi
                Stadt Köln**
             b) Gürzenich/Festsaal

[Einschub (Aufnahme nicht im Verzeichnis, vgl. Einleitung):

 3/1980      a) Junge Deutsche Philharmonie    Le Sacre du printemps/
             b) Musikhochschule Köln/Aula      Atherton]

11/1982      a) Sendesaal                      Septet 1953
             b) Ensemble modern der Jungen
                Deutschen Philharmonie***

----------
*Ob es eine frühere Aufnahme gegeben hat, konnte nicht festgestellt
werden. **Frühere Aufnahmen: WDR (vgl. Interpretenregister) ***Frühere
Aufnahme vom Mai 1982 vgl. Histoire du soldat/Gesamtaufnahme: Reichert
(SDR)


                      * - * - * - * - * - * - * - *


[dlf]

Fassung 1985, Online: 15.9.2002, Version: 1.01, 24.10.2002 (Erläuterung: Intro 2002 ff.)

Übersicht / Inhalt  Nach oben